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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari
Autoren: Christian Schwarz
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kam eine riesige Stadt in Sicht. Sie hieß Kartheem und hatte sich bereits durch die zahlreichen Boote, die hier auf dem Nil verkehrten, angekündigt. Daa’tan bewunderte ein riesiges, einem Ei nachgebildetes Haus, das zwischen den pflanzenüberwucherten Ruinen und den umliegenden Hochhäusern stand, von denen zum Teil nur noch die Skelette aufragten. Vom Ersten der Hafenbehörde erfuhr er, dass es sich dabei um ein ehemaliges Faif Star-Hotell handelte, was immer das sein mochte.
    Heute diente es der Stadtregierung von Kartheem als Sitz.
    »Gibt es weiter im Süden ähnlich große Städte am Nil?«, fragte Daa’tan den Ersten der Hafenbehörde. »Vielleicht sogar welche, die fliegen können?«
    Der Mann kratzte sich ein paar Läuse aus dem Bart. Er starrte den Jungen an. »Im Süden? Ihr wollt nach Süden? Vielleicht sogar mit dem Schiff?«
    »Ja, warum?«
    »Bei Kaasch, dem Wassergott, das ist gut. Sehr gut sogar.« Der Mann mit dem roten Käppchen kicherte. »Ihr seid tatsächlich nicht von hier, was? Weiter im Süden beginnt die Todeswüste! Dort ist es so heiß, dass sogar die Mutter aller Flüsse, die ihr vor euch seht, kein Wasser mehr führt. Es verdunstet einfach und im Flussbett ist nichts mehr als Sand zu finden. Das Wasser, das den Nil hier speist, kommt aus einigen Nebenflüssen. Zudem gibt es in der Todeswüste fürchterliche Ungeheuer, die jeden fressen, der es wagt, diese Dschenna zu betreten. Niemand, der das gewagt hat, um eine Passage zu suchen, ist bisher wieder zurückgekommen.«
    Daa’tan und Grao luden den Ersten der Hafenbehörde auf einen Kafi in das nächste Kafihaus ein. »Wir müssen aber unbedingt weiter nach Süden«, beharrte Daa’tan. »Wir suchen dort nämlich etwas.«
    »Die Fliegenden Städte, wie ich mir denken kann. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.« Abamad, wie der Erste der Hafenbehörde hieß, grinste verschmitzt.
    »Du weißt etwas von ihnen?« Vor lauter Aufregung packte Daa’tan den Ersten am Aufschlag seiner Weste.
    »Äh, wenn du bitte den gebührenden Abstand einhalten wolltest, fremder Effendi«, wies Abamad ihn zurecht. »Ich habe von ihnen gehört, ja. Sie sind ein Märchen, wenn ihr mich fragt, von der Art, wie sie die legendären Geschichtenerzählerinnen von El Assud zum Besten geben. Aber egal, ob die Städte im Süden fliegen können oder nicht, dort kommt ohnehin keiner hin.«
    Daa’tans Blicke wurden immer begehrlicher – aber das lag nicht an den Fliegenden Städten, sondern an den hübschen Kafiservis-Mädchen, denen er zusah, wie sie die Bestellungen an die bis auf den letzten Platz besetzten Tische brachten. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Grao musste das Gespräch weiterführen, da der Junge plötzlich nicht mehr richtig zuhörte.
    Er erfuhr, dass es angeblich auch keine Möglichkeit gab, die Todeswüste zu umgehen. Laut Abamad reichte sie von einem Ufer des Landes bis zum anderen und teilte Afra damit in zwei einander unerreichbare Regionen. Vom Seeweg riet Abamad dringend ab, denn dieser sei womöglich noch gefährlicher, da die Midaa-See von schrecklichen Ungeheuern verseucht wäre, die die Seefahrt praktisch unmöglich machten.
    Grao hatte den Eindruck, als gründete sich auch diese Angst auf Legenden und Gerüchte, die vielleicht in alter Zeit zu eben dem Zweck ausgestreut worden waren, die südlichen Länder vor den Völkern Nordafras zu schützen. Hatte gar Kaiser de Rozier, Victorius’ Vater, damit zu tun? Der Daa’mure wollte es nicht ausschließen.
    Daa’tan, der mit einem Ohr zugehört hatte, wollte es unbedingt auf dem Meer versuchen. Zum einen hatte er sich nun an das Schaukeln von Schiffen gewöhnt, zum anderen reichte ihm der Wüstenritt von El Kahira nach El Assud immer noch.
    Grao, dem dank seines Wirtskörpers die Hitze mehr lag als der zugige kalte Meerwind, redete mit Daa’murenzungen, um Daa’tan zum Weg durch die Wüste zu überreden. Er ließ es so aussehen, als käme die Idee schlussendlich von dem Jungen selbst. »Eine gute Entscheidung«, schmeichelte Grao ihm. »Denn es kann schlichtweg nicht stimmen, dass ein Durchqueren der Todeswüste nicht möglich ist. Wie sollte man sonst auf dieser Seite Kenntnis von den Fliegenden Städten haben?«
    So verkauften sie die STERN DES SÜDENS, was Yussuf und dem Rest der Mannschaft großes Wehklagen entlockte, und erstanden von dem Erlös fünf Kamshaas samt Ausrüstung. Sie behielten genug Pjaster übrig, um einen Führer zu bezahlen, aber sie fanden
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