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2174 - Anguelas letzter Tag

Titel: 2174 - Anguelas letzter Tag
Autoren: Unbekannt
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Hintergrundleuchten seines Gehirns wurde eiskalt und blau. So als habe man zwei schwache Lampen angeknipst. Blau war die Farbe seiner Gedanken. Das Licht erwachte dort, wo eben noch die Lider im Schlaf seine Augen verschlossen hatten. Er kontrollierte im Deckenspiegel den Sitz seiner Binden, der rautierten Angugoles, und stellte sicher, dass jeder Zentimeter Haut bedeckt war. Mühselig richtete Sahin sich von seinem Lager auf. Seine Muskeln fühlten sich steif an. Er fasste den Gehstock, den er eigentlich nicht brauchte, der aber zu ihm gehörte wie das Muster seiner Binden. „Kommt!", ordnete er mit matter Stimme an. „Ich will die Impulse sehen." Sahin trat aus seiner Unterkunft oben am Hang, die Eskorte hinter sich, und blickte entkräftet auf das Paradies. Meisterhände hatten die Stadt gestaltet. Seine Hände. Zwei gewaltige Platten Verbundmetall, jede gut vier Kilo meter lang. Ein im Weltall schwebender, monströser rechter Winkel, darin die Landschaft und die Siedlungen.
    Jenseits des Schutzschirms kochte ein rötliches, von Schlieren durchzogenes Medium. Die Stadt war im Halbraum verankert.
    Rintacha Sahin war keiner, der sich ohne triftigen Grund mit Städtebau abgab. Seine Schöpfung stellte nichts anderes dar als eine gigantische Zuchtstation. Die Zahl der Eltanen in Tradom schrumpfte um zehn Prozent pro Generation. Ohne sie gab es so etwas wie Fortschritt in Tradom nicht. Wo Vaianische Ingenieure in Tradom nicht sein konnten, erledigten Eltanen die technische Arbeit. Der Erhalt ihres Volkes besaß also höchste Priorität; Sahin hoffte in der Abgeschiedenheit des Halbraums auf einen Geburtenschub. Aus einer halben Million Eltanen sollte nach seinem Willen bald eine ganze werden. Nicht, dass er den Eltanen je die Wahrheit offenbaren wollte. Sie hätten vermutlich aus Schock die Vermehrung vollständig eingestellt.
    Stattdessen waren die Eltanen überzeugt, man habe sie allein für Sahins Spezialprojekt angesiedelt. Achtzig Städte waren bereits erbaut, diese eine bisher in Dienst getan. „Was ist mit dir, Baumeister?", fragte der erste Eltane. Der zweite drängte: „Herr, wir müssen uns beeilen!" Sahin merkte, wie ihm die Augen zufielen.
    Wie vor Müdigkeit das blaue Hintergrundstrahlen seiner Augen nachließ. Der Ingenieur konnte ohne Medikamente nicht mehr lange wach bleiben. Er förderte eine Kapsel zutage, ein starkes Aufputschmittel, bevor es zum Zusammenbruch kam, und schob sich das Medikament verstohlen in den Mund.
    Das Gewölbe enthielt einen bizarren Maschinenteppich. Was sich in seinem Blickfeld befand, gehörte zum Projektor der Rintacha-Wandelzeit. Geräteblöcke wurden nach Fertigstellung demontiert und in die TEFANI befördert; eines von drei Experimentalschiffen, die im Orbit kreisten. Eines Tages, so Sahins Plan, sollte die TEFANI durch die Zeit reisen und missliebige Entwicklungen der Kultur im Ansatz ersticken. Eine Art Temporalhygiene oder Zeitwacht. Bis dahin aber brauchte es Jahrzehnte. Er konnte seine Forschung nicht offen betreiben, da es sich um verbotene Experimente handelte. „Wir sind gleich ..."
    „... es sind nur noch ein paar ..." Sein Blick fiel auf eines der Orterholos, am Ende einer fragil wirkenden Maschinenphalanx. Sahin blieb stehen. „Da ist es, Baumeister!"
    „Ich sehe", sprach er in einem kalten Ton, der die Eltanen sekundenlang vergessen ließ zu atmen. Rintacha Sahin schob sie beiseite. Sie wagten nicht, hinter seinem Rücken wieder vorzukommen. Das Ortergerät beschrieb Determinanten des Raum-Zeit-Kontinuums. Er hatte diese Anzeigen nicht oft geprüft, denn sie zeigten praktisch immer die gleichen Werte.
    Anders dieses Mal: Gleich ein Dutzend Werte wiesen zum Normalzustand sichtbare Differenzen auf. Irgendwo in Tradom, an einem unbekannten Ort, wurde mit einem Wandelzeit-Generator gearbeitet. Mit einem Gerät, das auf Sahins Experimente zurückging. Die Impulse entstanden jetzt - aber wie konnte etwas offensichtlich funktio nieren, was definitiv nicht fertig konstruiert war? „Hast du eine Erklärung dafür, Baumeister?", fragten die Eltanen aufgelöst. Er schaute über die nervenschwachen Zwerge hinweg, auf die Holo-Visualisierung der Zeit-Impulse. „Aber ja!", verkündete er - und sprach wie als Strafe für ein ungewisses Vergehen kein weiteres Wort. „Kannst du die Quelle lokalisieren?"
    „Das ist mit unseren Daten nicht möglich", belehrte er sie von oben herab. „Obwohl das Signal so ..."
    „Nein."
    „Aber ..."
    Er musterte die Eltanen
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