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2173 - Der Ultramagnet

Titel: 2173 - Der Ultramagnet
Autoren: Unbekannt
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Bereiche der JOURNEE waren nicht so stark betroffen wie die äußeren." Zim warf einen Blick auf die Liste, die die fünfzehn Verstorbenen aufführte. Er kannte sie alle. Auch wenn sie nicht zur Führungsspitze der JOURNEE gehört hatten, er hatte mit jedem einzelnen von ihnen gelacht, gescherzt, gebangt, gehofft, gezittert. Er kannte jeden einzelnen von ihnen. Er hatte jeden einzelnen gekannt. Tot. Aus, vorbei. Erledigt, gestorben. Vergessen. Lebendig nur noch in der Erinnerung.
    Nur in der Erinnerung blieben die Toten lebendig. Und die Menschen, die man auf andere Weise, nicht durch den Tod, verloren hatte. Zumindest für einen selbst. Aber mit der Erinnerung war das so eine Sache. Sie verblich. Zim wusste es aus eigener Erfahrung. Wie oft hatte er in den ersten Tagen nach der Trennung an Julie gedacht und wie oft, nachdem er Raye kennen und lieben gelernt hatte?
    Zim riss sich zusammen. Das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte, wäre, die Erinnerung zu verlieren. Sie definierte ihn. Sie machte ihn zu dem, was er war. Sie war seine Vergangenheit und bestimmte seine Zukunft. Ein Mensch ohne Erinnerung war ein Nichts. „Und siebzehn Schwer- und neunzehn Leichtverletzte. Die mit den leichten Blessuren wie Prellungen und sofort heilbaren äußerlichen Verletzungen gar nicht erst mitgezählt." Rayes Stimme klang völlig abwesend und unbeteiligt. Sie hätte genauso gut aus einem fünfhundert Jahre alten medizinischen Bericht zitieren können, der sie nicht im Geringsten betraf. „Wir haben alle stabilisiert. Doktor Serleach und ich kümmern uns rund um die Uhr um sie... Das ist bei den beschränkten Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, auch dringend notwendig. Aber alle werden durchkommen."
    Der junge Emotionaut nickte erleichtert. Er trug die Verantwortung für alle Besatzungsmitglieder. Wobei immer noch fünfzehn Tote blieben. Und Raye. Raye, die überlebt hatte. Die er mehr liebte als sein Leben. „Wenigstens funktionieren die Mund duschen noch", sagte die Tefroderin. „Was?" Sie schüttelte den Kopf.
    Plötzlich waren ihre Augen so groß wie nie zuvor. „Es gibt sicherlich wichtigere Sachen, die erwähnenswert wären, aber das mit den Mundduschen hat mich so richtig angesprungen."
    „Raye ..."
    „Wir hatten die JOURNEE", fuhr die Medikerin fort, als hätte sie seine Worte gar nicht zur Kenntnis genommen. „Wir wurden einhundertundsechzigtausend Jahre in die Vergangenheit verschlagen, hatten aber noch unsere vertraute Umgebung.
    Unseren Standard. Weißt du, was ich meine?" Zim nickte nur. „Es ist schon witzig.
    Diese Umgebung, dieser Standard hat mich aufrechterhalten. Alle Annehmlichkeiten unserer Zeit sind noch vorhanden. Die Vorstellung, so tief in die Vergangenheit verschlagen worden zu sein, ist unerträglich. Aber weißt du, was am schlimmsten ist?
    Wenn wir die JOURNEE nicht gehabt hätten? Auf irgendeinem unbewohnten Planeten gestrandet wären? Die meisten Probleme hätte ich mit der Körperhygiene gehabt."
    „Raye", wiederholte Zim. Sie sah ihn an und schaute gleichzeitig durch ihn hindurch, in die Weite der Galaxis Tradom, wie Zim in diesem Augenblick glaubte. „Weißt du, was mir als Erstes in den Sinn gekommen ist, als mir klar wurde, dass wir uns tief in der Vergangenheit befinden?"
    „Raye ..."
    „Zuerst kam mir der Geruch von ungeputzten Zähnen in den Sinn. Von ungewaschenen, stinkenden Tefrodern. Von ... von Jogging-Anzügen."
    „Jogging-Anzüge? Was ist ein Jogging-Anzug?"„Fünfzehn Tote", wechselte sie abrupt das Thema. „Ich habe sie alle gekannt. Ich werde an sie denken, und sie alle werden irgendwann aus meiner Erinnerung entschwinden, als hätte es sie nie gegeben."
    Sie steht noch unter Schock, dachte Zim erneut. Sie weiß nicht, was sie redet. Aber in diesem Augenblick war Raye ihm wieder näher als irgendein anderer Mensch. Er hatte den Eindruck, dass sie seine Gedanken lesen konnte, und er wusste ohne jeden Zweifel, dass er sie liebte. Dass er sie ganz furchtbar liebte. Trotz der Katastrophe, trotz des Elends um sie herum, trotz der verbrannten Konsolen, der noch immer glimmenden Kabel und Energieweichen, der kleinen Roboter, die zu retten versuchten, was zu retten war, damit einen Sisyphuskampf ausfochten, den sie frühestens in ein paar Wochen gewinnen konnten, wenn es längst zu spät war falls überhaupt -, fühlte er sich in diesem Augenblick Raye ganz nah. Er kannte sie erst seit kurzer Zeit, aber er hatte das Gefühl einer unglaublichen Vertrautheit.
    Er war
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