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2171 - Inquisition der Vernunft

Titel: 2171 - Inquisition der Vernunft
Autoren: Unbekannt
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Einige Male kam sie ihm so nahe, dass sie bereits hoffen konnte, ihm zu begegnen. Bevor sich Eifages Träume erfüllten, führten ihn seine Aufgaben bereits in andere Regionen. Es wurde immer schwerer für sie, mit dieser Enttäuschung fertig zu werden. Hin und wieder kam der Gedanke in ihr auf, es gäbe eine Macht, die eine Begegnung mit Anguela verhinderte.
    Dann erfuhr sie auf Umwegen von ihrem Lehrer Gmazt, der nach wie vor auf Iguass unterrichtete, dass Anguela auf sie aufmerksam geworden sei.
    Mit dieser Botschaft konnte sie kaum etwas anfangen, da sie sich nun noch mehr Fragen stellte.
    Anguela war eine Persönlichkeit, die sich in anderen Sphären bewegte als sie. Was um alles in der Welt konnte bedeuten, dass er auf sie aufmerksam geworden war? Sie war verwirrt und verunsichert. Die Botschaft ihres Lehrers musste nicht unbedingt positiven Inhalts sein. Ihr Selbstbewusstsein geriet ins Wanken, und dieses Wanken drohte sich auf ihre Arbeit als Vaianische Ingenieurin auszuwirken. Eifage geriet aber nur kurzfristig außer Tritt, dann fing sie sich wieder und lieferte die gewohnt vollkommene Arbeit ab. In ihrer Tymdit, dem Steuerraum in Form einer Hohlkugel, führte sie ein AGLAZAR-Schlachtschiff in die Spiralgalaxis Myrrein. Als sie das Raumschiff dort verließ, um auf einem nahen Sauerstoffplaneten ein paar Stunden zu verbringen, sah sie sich unversehens Anguela gegenüber.
    Es geschah so plötzlich und so überraschend, dass sie den Verkünder wie unter einem Schock anstarrte und zu keinem Wort fähig war. Eifage wusste so ziemlich alles von ihm. Als sie dem Verkünder unmittelbar gegenüberstand, bemerkte sie, welch gewaltiger Unterschied zwischen Wissen und Begegnen bestand. Der Verkünder war etwas mehr als eine Handbreit größer als sie, hatte eine sehr breite Mundpartie, und seine Zähne schimmerten grün. Obwohl er keinen Gehstock benötigte, wie sie sehr wohl wusste, stützte er sich auf einen kunstvoll verzierten Stab aus Kunststoff. Diesen Stab hatte er vom Verkünder Ijotha als Geschenk erhalten.
    Seine Angugoles wurden von einem feinen Geflecht von Fäden aus Tymcal-Gold durchzogen, dessen erlesener rotgoldener Schimmer seinesgleichen suchte. Ein silbernes Band schmückte seine Stirn, das ihm einst von einem Fremdvolk als Auszeichnung für eine Friedensvermittlung verliehen worden war. Eifage wusste, dass Anguelas Fähigkeiten vielfältig und stark ausgeprägt waren. Dazu war er überragend hinsichtlich seiner Hyperfühligkeit, seines technischen und mathematischen Wissens. Er sprach sie mit klarer, akzentuierter Stimme an. In ihrer ersten Verwirrung verstand sie überhaupt nichts. „Willst du nicht antworten?", fragte er, als sie nicht reagierte. „Oder hast du nichts zu den Valentern zu sagen?"
    „Oh, doch!", entfuhr es ihr. „Das Problem sollte möglichst bald gelöst werden." Sie kam sich höchst albern vor. Hoffentlich kamen ihre Worte zumindest in die Nähe jener Erwiderung, die er erwartete! „Womit du durchaus Recht hast", sagte er trocken.
    Dann eilte er auch schon davon, um an einem Versammlungsort in Äquatornähe eine Rede vor einer Menge von mehr als hunderttausend Besuchern zu halten. Wie sie später erfuhr, wurde es eine mitreißende und überzeugende Rede, die dazu führte, dass zwei seit Jahrhunderten zerstrittene Parteien endlich Friedensverhandlungen miteinander aufnahmen. Es sollten Verhandlungen werden, die dank seiner Autorität zu einem dauerhaften Frieden führten. Es war die Aufgabe des VAIA-Dhasaren, das Wort der Heiligen Mutter VAIA zu verbreiten. Er war der oberste Repräsentant der Superintelligenz und handelte in ihrem Sinne als Hochrang-Bevollmächtigter der gesamten Thatrix-Zivilisation.
    Anguela stand unendlich weit über ihr. Dass er sie überhaupt beachtet und gar mit ihr gesprochen hatte, war kaum fassbar für sie. Wie betäubt zog sich Eifage in einen Raum zurück, um für eine Weile mit sich, ihren Gedanken und ihren Gefühlen allein zu sein. Ihr schien, als sei sie einem Gott begegnet. Umso mehr ärgerte sie sich darüber, dass sie eine so nichts sagende Antwort gegeben hatte, eine Antwort, die auf die meisten anderen Fragen auch gepasst hätte. Mittlerweile war sie sicher, dass er mehr von ihr erwartet hatte.
    An Bord des AGLAZARS wurde Eifage Agehr mehrfach auf das Treffen angesprochen. Man bewunderte sie geradezu wegen dieser Begegnung, während sie selbst in zunehmendem Maße unzufrieden mit sich war. Sie wusste nicht, welchen Eindruck sie auf Anguela
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