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2171 - Inquisition der Vernunft

Titel: 2171 - Inquisition der Vernunft
Autoren: Unbekannt
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eifersüchtig auf uns, weil sie es nicht können. Jedenfalls nicht so wie wir Staubreiter. Meine Freunde und ich haben zahllose Transitionen dieser Art durchgeführt, und noch keiner von uns hat es bereut. Unsere Zahl hat sich nicht verringert."
    „Ach, tatsächlich?" Sie sprach mit klarer, heller Stimme. Als sie die Lippen dabei leicht öffnete, konnte er sehen, dass ihre Zähne bläulich schimmerten. „Da habe ich aber etwas anderes gehört. Zwei oder drei von euch sollen verschwunden sein. Vermutlich sind sie in die Sonne gesprungen."
    Karnthis murmelte: Schwund hat es schon immer gegeben. Auffordernd streckte er eine Hand aus. „Nein, Karnthis", gab sie höflich zurück. „Spar dir die Mühe. Ich bin auf keinen Fall bereit, mit dir als Staubreiter durch das Caldera-System zu reisen." Sie strahlte ihn an. „Mein Ziel ist das Zertifikat.
    SQ schnell wie möglich und ohne Verzögerungen. Davon bringt mich niemand ab." Aus ihrem jungen, klaren Gesicht mit den großen, ausdrucksvollen Augen leuchtete der Ehrgeiz; zumindest an jenen Stellen, die ihre modisch gewickelten Angugoles freigaben.
    Ihrem Ziel hatte sie bisher alles geopfert, und das wollte sie auch weiterhin tun. Nicht einen Atemzug lang wollte sie anderen Interessen frönen.
    Mochten die anderen sich als Staubreiter amüsieren und ihre Zeit verschwenden. Sie war dazu nicht bereit. Mit einem wehmütigen Lächeln winkte Karnthis ihr zu, betätigte die Schalter an dem von drei faustgroßen Kristallprojektoren umgebenen Display seiner Maschine und stieg mit erheblicher Beschleunigung in den Himmel hinauf. Die junge Frau folgte ihm mit ihren Blicken, bis er im goldenen Dunst verschwand. Anguela!
    Sie hatte erfahren, dass der Verkünder in diesen Stunden den Mond Iguass aufsuchen würde. Und ausgerechnet jetzt war sie nicht dort. Wie gern wäre sie dem höchstgestellten Lebewesen der Thatrix-Zivilisation begegnet! Es hätte ihr schon genügt, wenn sie Anguela ein einziges Mal von ferne gesehen hätte. Wahrscheinlich würde sich nie mehr in ihrem Leben eine solche Chance ergeben. Ungünstiger hätte sich ihr Ausbildungsplan in diesen Tagen nicht gestalten können. In der langen Zeit davor und in den nun folgenden Wochen würde sie den Mond nicht ein einziges Mal verlassen. Nur an diesem Tag war sie nicht dort. Ein einziger Tag fehlte ihr, und gerade an diesem Tag würde Anguela auf dem Mond sein.
    Viele Jahre Regentschaft lagen mittlerweile hinter Anguela. Der Verkünder der Superintelligenz VAIA war überall zu einem bewunderten Wesen geworden. Sein Name wurde von Tag zu Tag größer auf den Welten der Thatrix-Zivilisation. Anguela war zu einem Heiligen geworden, der über jeden Zweifel erhaben war. Trauer überfiel Eifage Agehr bei dem Gedanken, dass er ihr in diesen Stunden buchstäblich zum Greifen nahe war und dass sie ihn dennoch nicht zu Gesicht bekommen würde. Ihre Blicke richteten sich zu dem golden schimmernden Himmel hinauf, obwohl sie den Mond zu dieser Tageszeit nicht sehen konnte. Sein Licht wurde von der leuchtenden Atmosphäre deutlich überstrahlt.
    Kraft der Persönlichkeit Anguelas herrschte Frieden auf den zahllosen Planeten seines Einflussbereiches. Getrübt wurde der Frieden allein durch die Tatsache dass die Valenter nicht in der Lage waren, einen Platz in dieser Welt zu finden. Während der Epoche der Kriege waren sie als Soldaten eingesetzt worden. In dieser Zeit hatten sich ihre Aggressivität und ihre Kampfeslust gesteigert und waren auf den höchstmöglichen Level gestiegen. Bedauerlicherweise war es nicht gelungen, ihre in den Kriegen erwünschte Aggressivität wieder abzumildern oder gar in ganz andere Bahnen zu lenken. „Wie konnte ich nur so dumm sein!", rief Eifage Agehr plötzlich. Sie rief Karnthis über Funk. Er meldete sich wenig später, und dann dauerte es nicht lange, bis er mit seinem tropfenförmigen Gerät aus dem golden schimmernden Dunst auftauchte und in einer weiten Spirale zu ihr herabglitt.
    Mit einem strahlenden Lächeln blickte er sie an. „Was Kann ich für dich tun?", fragte er. „Ich muss zum Mond", antwortete sie. „So schnell wie möglich. Kannst du mich hinbringen?"
    „Du willst Anguela begegnen!" Er schien beleidigt zu sein. Offensichtlich hatte er gehofft, dass sie ihn gerufen hatte, um mit ihm zusammen zu sein.
    Doch seine Augen verloren nur für einen kurzen Moment ihren leuchtenden Glanz.
     
    *
     
    Wunder kommen zu denen, die daran glauben, denn sie entstehen in uns selbst. Sind wir in
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