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2171 - Inquisition der Vernunft

Titel: 2171 - Inquisition der Vernunft
Autoren: Unbekannt
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diesem Rang bedacht worden waren, doch das spielte keine Rolle für ihn. Ohl Tulpo hatte sich schon während seiner Ausbildungszeit zum Soldaten als hervorragender Taktiker und Stratege erwiesen. Daher lag es auf der Hand, dass er seinen eigenen Werdegang ebenso plante und taktisch ausrichtete. Er hatte alle Chancen genutzt, die sich ihm geboten hatte. Nun war der Valenter am Ziel. Eigentlich hätte er zufrieden sein können. Doch er war es nicht.
    Forschend blickte er die vier Besucher an, die zu ihm gekommen waren. Er empfing sie unmittelbar an einem kleinen Wasserfall mitten in einem Waldstück, für das er das Jagdrecht erworben hatte. Das Gehölz überzog eine Halbinsel von nahezu kontinentaler Ausdehnung und Größe. Hier hätte er sich bei der Jagd entspannen können, doch hatte er ein nur sehr geringes Interesse am Waidwerk entwickelt. Ihm ging es darum, Land zu besitzen.
    Landbesitz war aus seiner Sicht Ausdruck für Bedeutung und Macht, Wer es sich leisten konnte, mehr als ein paar Quadratmeter sein Eigen zu nennen, erhob sich über die Masse der anderen und hatte ein Stück Freiheit für sich erkämpft, das für andere nicht so ohne weiteres zu erreichen war.
    Es war eine Schwäche, dass er so dachte und empfand, und Ohl Tulpo wusste es. Ein Moro-Rihjotto brauchte keinen derartigen Beweis. Er verfügte über eine militärische Macht, die über jeden Vergleich erhaben war. Der Valenter war kräftig gebaut. Seine Mundpartie stach leicht hervor, und seine Zähne waren glatt und dunkel. Als Kopfbedeckung trug er einen weißen, kugeligen Helm, der nur das Gesicht frei ließ, Obwohl er nicht im Dienst war und ein paar Stunden Freizeit genoss, kleidete er sich mit einer dunklen Uniform aus einem lederartigen Stoff mit hüftlanger Jacke und wadenhohen Stiefeln.
    Mit seinen 1,62 Metern Körpergröße war er deutlich größer als jeder seiner Besucher. Seine Persönlichkeit wurde nicht nur aufgrund ihres Ranges von allen respektiert. Er galt als Soldat und Krieger von der Profilsohle bis zur Helmwölbung. „Angesichts der sich häufenden Probleme sollten wir mit den Emotio-Händlern reden" schlug Dramas Cont vor. Ohl Tulpo kannte den Ro-Rihjotto von Jugend auf an. Sie stammten nicht nur vom gleichen Planeten, sondern auch aus der gleichen Stadt, und sie waren auf den gleichen Schulen ausgebildet worden. Unvergesslich war Ohl Tulpo ein Ereignis, das ihn seine ganze Karriere hätte kosten können.
    Es war das einzige Mal in seinem ganzen Leben gewesen, dass er sich von seiner naturgegebenen Aggressivität zu einer unbedachten Handlung hatte hinreißen lassen und einen der Ausbilder zusammengeschlagen hatte. Da er eine Maske getragen hatte und es dunkel gewesen war, hatte man ihn nicht erkannt. Am nächsten Tag hatte er sich stellen wollen, doch Dramas Cont hatte es verhindert. Er hatte seinen Kameraden gedeckt, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. „Dieser Ausbilder hatte es verdient", hatte er betont. „Jeder aus dem Ausbildungslager hätte mehr als einen Grund gehabt, ihn zu verprügeln. Du hast nur getan, wozu andere zu feige waren. Von nun an wird dieser Sadist vorsichtiger und vielleicht ein wenig gerechter sein." Dramas Cont hatte Recht gehabt. Das Leben im Lager war erträglicher geworden, die Anzahl der Demütigungen und körperlichen Züchtigungen war geringer geworden. Es hatte keinen unter den Offiziersanwärtern gegeben, der jenem Unbekannten nicht dankbar gewesen wäre, der den Ausbilder auf seine Weise zur Ordnung gerufen hatte.
    Es war nicht das einzige Mal gewesen, dass Dramas Cont seinem Kameraden einen wertvollen und richtigen Ratschlag gegeben hatte. Ohl Tulpo wusste, dass Hand und Fuß hatte, was dieser Offizier sagte, in dem er beinahe so etwas wie einen Freund sah. Er lehnte am Stamm eines Baumes und blickte nachdenklich zu den knorrigen Ästen und den rotgelben Blättern hinauf. Zwischen ihnen hockten träge einige Pelzflügler und warteten auf die Dunkelheit, in der sie auf Jagd nach Kleintieren gehen würden.
    Ohl Tulpo bewunderte die Pelzflügler ob ihrer Klugheit und ihres Geschicks bei der Jagd. Die kleinen Tiere setzten Pheromone auf die bevorzugten Pfade der Kleinsäuger und lockten damit ihre Beute, die sie sonst kaum hätten erreichen können, in eine Falle. Es war ein Verhalten, das einen Strategen wie ihn immer wieder nachdenklich machte. „Die Emotio-Händler können andere ebenso beeinflussen wie uns Valenter. Das wissen wir alle." Er war sicher, dass sie nicht abgehört
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