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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare
Autoren: Michelle Stern
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abhalten? Ihn zur Vernunft bringen?
    Sie schüttelte den Kopf. »Das können nicht einmal die Götter. Aber ich kann dir helfen. Was du mir gezeigt hast, hat mich entsetzt, und wenn ich Gleiches hier verhindern kann, will ich es tun. Ich habe gefühlt, dass du Oree kennst, meinen Bruder. Wenn ich deine Freunde befreie, dann müsst ihr uns mitnehmen. Bring mich und Oree fort aus diesem Land. Nach Osten.«
    Matt war einverstanden. Am besten wäre es, du würdest sie zum Luftschiff im Hof bringen. Der Kaiser kann es fliegen.
    »Gut. Ich werde Oree und deine Freunde befreien. In der äußeren Festung sind nur noch wenige Menschen. Der Angriff der Fara steht mit dem Aufgang der Sonne bevor.«
    Viel Glück. Und danke. Glaub mir, die Waffen, die Shahruuk einsetzen möchte, sollten nicht genutzt werden.
    »Ich glaube dir. Ich erkenne es, wenn jemand lügt.« Orna sah sich traurig im Zimmer um. Sie berührte die Kette, die um ihren Hals lag.
    Matt hoffte, dass sie nicht wankelmütig wurde. Doch er konnte nicht länger bei ihr bleiben. Es war höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen. Shahruuk würde misstrauisch werden, wenn die Geschütze der Fara nicht in Flammen aufgingen.
    Auch wenn er noch nicht wusste, wie er das bewerkstelligen sollte…
    ***
    Es war noch dunkel und eine unangenehme Spannung lag in der Luft. Das Lager der Fara war mehrere hundert Meter entfernt, knapp außerhalb der Reichweite der Schleudern. Es lag am Rand des Mammutbaumwaldes und versank in seinen Schatten. Die Fara schliefen nicht. Dutzende von Lagerfeuern brannten wie flammende Inseln. Die Soldaten waren dabei, eine hölzerne Mauer zu bauen und einen Graben auszuheben. Sie schienen sich auf eine längere Belagerung einzurichten.
    Matt war gezwungen, sich durch das Eingangstor zu bewegen. Er musste einen Moment in Deckung warten, bis das Leuchten seines Körpers wieder nachließ. Es war der Anbruch des dritten Tages nach dem Austritt aus dem Strahl. Matt fragte sich, wie lange er bewusstlos in diesem Keller gelegen hatte, nachdem er durch die Decke gestürzt war. Es mussten mehrere Stunden gewesen sein.
    Endlich konnte er sich auf den Weg über die Wiese vor den schwarzen Mauern von Fort Agraa machen. Er blickte nur ein Mal zurück und sah, dass der Khaan mit seinen gut dreißig Retrologen mit Ferngläsern und Fackeln ausstaffiert auf dem Wehrumlauf stand.
    Ob Orna es schaffte, mit ihrem Bruder, Yann und Pilatre aus der Festung zu verschwinden? Er würde ihr helfen, indem er für Ablenkung sorgte. Noch war der Zaun nicht fertig gestellt, und Matt schlich sich wie ein Geist in das geschäftige Lager. Er ging zu den Kriegsgeräten – drei Schleudern, die an vorderster Stelle standen und in Position gerückt wurden.
    Gleich daneben stand ein hölzerner Eimer mit einer nach Teer stinkenden Flüssigkeit, mit der die Brandbomben für die Katapulte präpariert wurden. Wenn es ihm gelang, den Eimer über das Holz der Kriegsgeräte auszuleeren und zu entzünden…
    Aber die Idee scheiterte schon im Ansatz: Er konnte den Eimer nicht greifen oder bewegen. Zwar spürte er leichten Widerstand, aber seine Hände glitten durch ihn hindurch.
    Sekunden später merkte Matt, dass er einen schweren Fehler begangen hatte – als nämlich erschrockene Rufe ertönten und erste Krieger in seine Richtung wiesen.
    Er starrte auf seine bläulich glühenden Hände und Unterarme. Indem er sie durch die Materie des Eimers geführt hatte, waren sie sichtbar geworden!
    Geschrei wurde laut. Kawai und sein General Manura hetzten in ihren Uniformen herbei. Sie trugen mächtige Speere mit sich. Kawai zögerte nicht, als er die körperlosen Hände über dem Boden schweben sah, und schleuderte kraftvoll die Waffe. Matt sprang zur Seite, doch das wuchtige Geschoss traf seine Schulter, sauste durch ihn hindurch und hinterließ eine schmerzhafte Spur.
    Matt stürzte rücklings zu Boden, überschlug sich – und rollte durch das große hölzerne Rad eines Katapults hindurch! Sein ganzer Körper glühte bläulich auf! Die Krieger schrien wieder, überwanden die Überraschung aber schnell und drohten ihn zu umringen.
    Der Speer hatte keine Wunde hinterlassen, nur ein schmerzhaftes Ziehen quer durch den Oberkörper. Matt sprang auf die Beine und stürmte zwischen zwei heranstürzenden Kriegern hindurch. Auch der General zielte auf ihn. Manuras Speer verfehlte Matt nur knapp. Er sprang hinter eines der Zelte.
    Verwirrung und Angst geisterten durch das Lager. Viele Krieger starrten ihn einfach
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