Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2134 - Vorstoß nach Vision

Titel: 2134 - Vorstoß nach Vision
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Palast des Morgens mit drei Fähren zu Sabals Flaggschiff KUJUKI, das im Orbit von Zoun geparkt war. Und dies war der Moment, in dem Sihame Todesangst überkam. Aus der unbeugsamen und abweisenden Haltung ihres Bruders ging hervor, dass er streng mit ihr ins Gericht gehen würde. Und das ließ eigentlich nur ein Urteil zu: Der für Außenstehende manchmal kaum nachvollziehbare Ehrenkodex der Pfauchonen verteilte die Schuld eines Ehepartners zu gleichen Teilen auf den anderen.
    Sabal wartete, bis die Fremden versorgt waren, dann erst verließ er mit Sihame die Fähre und führte sie schweigend durch die KUJUKI. Er brachte sie in seine bordeigenen Gemächer. Noch immer schweigend, bot er ihr im Salon Platz an und begab sich selbst in einen abgedunkelten Raum. Von dort erklangen in der Folge Geräusche, als würde ihr Bruder Vorkehrungen für ein Ritual treffen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Sabal wieder erschien.
    Wortlos geleitete er Sihame in den abgedunkelten Raum. Dort diente eine hüfthohe Kerze als einzige Lichtquelle. Auf jeder Seite der Kerze lag ein dickes, kostbares Kissen. Daneben stand ein niedriges Gestell mit neun Beinen, worauf ein kostbares Zeremonienschwert lag. Dieses war seit Urzeiten im Besitz der Familie von Kmi, und schon Sabals Vater Vaccine hatte es bis zu seinem Tod bei besonderen Anlässen verwendet. Und dies war nun ein besonderer Anlass für Sabal. Der Bruder kniete auf einem der Kissen nieder, und Sihame tat es ihm gleich. Die leicht flackernde Kerzenflamme, nun in Gesichtshöhe, brannte zwischen ihnen. .„Ich bin überaus froh und erleichtert, meine Schwester", eröffnete Sabal das Gespräch in umständlichem Diamal, „dass du den Mut gefunden hast, mich aufzusuchen. Ich hoffe, du kannst mir Aufklärung darüber geben, was Prinzenkrieger Soner zu einer solch schrecklichen Handlungsweise getrieben hat, die angetan ist, ganz Wassermal in den Untergang zu stürzen."
    „Ich will versuchen, dir die Hintergründe begreiflich zu machen, mein Bruder", sagte Sihame ebenfalls in Diamal. „Ich kann leider nicht für Prinzenkrieger Soner sprechen, denn das kann nur er selbst tun. Ich kann nur meine Sichtweise darlegen. Was ich darüber weiß, habe ich selbst herausgefunden, und einiges habe ich von dritter Seite erfahren. Manches ist auch erst im Zuge der Ereignisse zutage getreten ..."
    „Erspare mit deine Versuche, dich durch Unwissenheit der Verantwortung entziehen zu wollen!", fiel ihr Sabal mit strenger Stimme ins Wort. „Soners Schuld ist auch die deine."
    „Ich wollte mich keineswegs herausreden", verteidigte sich Sihame mit gefasster Stimme. „Ich möchte lediglich den Versuch einer Erklärung unternehmen. Die Dinge so darstellen, wie sie sich aus meiner Warte darbieten. Die Frage nach Schuld und Verantwortung bleibt jedoch dir überlassen, Sabal."
    Der Prinzenkrieger zeigte durch ein kurzes, heftiges Nicken an, dass er diese Erklärung akzeptierte. Als er beharrlich schwieg, fuhr Sihame fort: „Ich möchte nur in Erinnerung rufen, dass Soner sehr viel Gutes getan hat, bevor irgendein Dämon in ihn gefahren ist und ihn zu dieser verzweifelten Wahnsinnstat verführt hat. Das weißt du genau!" Sie blickte ihren Bruder an, doch der Prinzenkrieger reagierte nicht. Also sprach sie weiter. „Soner hat den Gedanken des Friedens immer hochgehalten, gegen Zwist und Hader angekämpft und überall für Versöhnung gesorgt. Er war der ehrenhafteste Pfauchone, den man sich nur vorstellen kann. Und bei all seinen Verpflichtungen hat er nicht vergessen, seine Gefühle auszuleben. Wir haben einander geliebt, wie zwei Pfauchonen einander nur lieben können. Ich liebe ihn immer noch, und ich weiß, dass seine Liebe noch immer mir gehört."
    „Ich will kein Hohelied auf die Liebe hören!", herrschte Sabal sie an. „Die schreckliche Wirklichkeit hat ganz andere Töne. Akhimzabar steht vor dem Untergang, und das ist die Schuld deines so geliebten und verehrten Gemahls Soner. Warum hat er das getan?" Sihame verfiel unwillkürlich in die Ehrensprache, als sie sagte: „Soner hat es nicht gewollt. Er ist in diese ausweglose Situation getrieben worden."
    „Du beherrschst die Sprache der Ehre?", erkundigte sich Sabal verblüfft und in derselben Sprache. „Soner hat mich die Ehrensprache gelehrt ... wie so vieles andere auch. Wir haben alles geteilt. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Bis zu jenem Tag, als die Pfauchonischen Propheten diese schreckliche Weissagung aussprachen - davon erfuhr ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher