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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab
Autoren: Christian Schwarz
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Minuten später trieben sie wieder mitten auf dem Nil.
    Von den kämpfenden Parteien kümmerte sich längst keiner mehr um sie.
    Hadban saß völlig ausgepumpt an der Reling, während Daa’tan glücklich und stolz einen blutenden Kratzer an seinem Oberarm betrachtete. »Das war knapp«, sagte der Schatten.
    ***
    Die Götterhäuser von Absimbal, Mitte Februar
    Nachdem sich der Nil viele Stunden später zu einem mächtigen Gewässer verbreiterte, dessen Ufer nicht mehr zu sehen waren, fühlten sich die Flüchtenden endgültig sicher.
    Natürlich hatte Sherzade den Kampflärm und die Schüsse gehört, war aber zu träge und ängstlich gewesen, an Deck zu gehen und nachzuschauen, was vor sich ging. Grao hatte ihr als Oinuck Hassan berichtet, Banditen hätten versucht, das Schiff zu überfallen.
    Nachdem sie den ehemaligen Nasser-Stausee der Länge nach durchquert hatten, langten sie mitten in der Nacht bei zwei gigantischen Tempeln an, die in den Felsen geschlagen worden waren. Die gut zwanzig Meter hohen Figuren längst verblichener Könige schimmerten im Mondlicht.
    Hadban, der den anderen gegenüber noch immer leugnete, jener Grabräuber zu sein, den man den »Schatten« nannte, starrte zu den Tempeln hinüber. »Sind sie nicht wunderbar?«, fragte er Aruula, die neben ihm stand, ihre Hände auf den Schwertknauf gestützt, und lediglich nickte. Auch sie hatte so prächtige Tempel noch niemals zuvor gesehen.
    Hadban schien allerdings mehr erregt, als es der bloße Anblick der Bauten allein vermochte, und so streckte die Kriegerin ihre Gedankenfühler nach ihm aus.
    »Ich will diese Tempel unbedingt aus der Nähe sehen«, sprach Hadban weiter. »Wir werden anlegen und sie besichtigen.«
    Er bringt die Tempel mit dem Zeichen der Ewigkeit in Verbindung, rekapitulierte Aruula ein wenig später, als sie bereits auf das Ufer zu steuerten. Glaubt er das, weil die Geschichte, die Sherzade darüber erzählt hat, so… seltsam ist?
    Wenig später dümpelte die STERN DES SÜDENS in Ufernähe, um sich nicht der Gefahr von Überfällen auszusetzen. Ein Stück landeinwärts, vielleicht drei Speerwürfe entfernt auf einem kleinen Plateau, erhoben sich die beiden Tempel des Raams und der Nefertari. Von hier wirkten sie noch mächtiger und ewiger als alles, was Aruula bisher an steinernen Zeugen gesehen hatte. Die Zeichen der Ewigkeit, fürwahr. Von diesem Blickwinkel aus hatte auch Aruula keinerlei Zweifel mehr, dass damit diese beiden Tempel gemeint waren.
    Nach Sonnenaufgang ging Hadban an Land. Aruula, Daa’tan und Grao begleiteten ihn, während Sherzade auf dem Schiff blieb. Ihr genügte es, die Tempel, die sie bisher nur aus ihren Geschichten kannte, von Deck aus zu betrachten.
    Hadban stieg den ganzen Tag zwischen den gigantischen Statuen umher, drang in die Gänge ein, die tief in den Felsen führten, zählte Statuen und Stelen und vermaß den Boden mit seinen Schritten.
    Das wusste allerdings nur Aruula, die ihn mit immer größerer Spannung belauschte.
    Er nimmt die Geschichte Sherzades ernst, dass Merpath die beiden Tempel in eintausendsechsunddreißig Teile zerschnitt und sie drei Speerwürfe ins Landesinnere versetzte, dachte sie.
    Aber das ist doch Unsinn. Niemand kann so riesige Bauwerke zerschneiden und versetzen…
    Aruula betrachtete die Bauwerke genauer. »Wudan«, flüsterte sie plötzlich und spürte eiskalte Schauer über ihren Rücken branden. Sie konnte deutlich Längs- und Querschnitte in den Tempelmauern und den Statuen sehen! Hatte der erfahrene Grabräuber Hadban dies vor ihr erkannt?
    Hadban stieg wieder zum Ufer hinab. In einer Entfernung von den Tempeln, die rund drei Speerwürfen entsprach, suchte er den ebenen Boden ab. Immer wieder scharrte er wie zufällig mit seinen Stiefeln im Sand oder kniete sich kurz hin und buddelte. Voller Sorge beobachtete Aruula die Beduuns, die versteckt an den Hängen kauerten und sie ebenfalls beobachteten. Was würden sie unternehmen?
    Plötzlich durchzuckte es Hadban. Aruula spürte seine Aufregung. Er hatte eine ebene, bearbeitete Bodenplatte gefunden! Eine halbe Stunde brachte er damit zu, die Platte zu vermessen, indem er die Kreise, die er zog, ständig erweiterte.
    Dabei bewies er ein phänomenales Gedächtnis für Zahlen, denn er konnte sich jede Entfernung merken. Aruula bewunderte den Schatten dafür. Er schaffte es sogar spielend, die Maße der Tempel auf die Bodenplatte zu übertragen.
    So bekam er den ziemlich genauen Standort des großen Tempels heraus, der
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