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2128 - Der Plan der Mascantin

Titel: 2128 - Der Plan der Mascantin
Autoren: Unbekannt
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Türrahmen nicht, wie es Höflichkeit und Respekt gegenüber den Erbauern des Hauses und jenen, die darin gewohnt und gelitten hatten, verlangt hätten. Er fragte nicht, ob es den beiden Geisteswissenschaftlern recht war oder nicht.
    Ktacha Oharte und sein Assistent Magon blickten ihn schockiert an. Sie empfanden ein derartiges Verhalten als beleidigend und herabsetzend. Kein Jankaron aus dem Bereich der Hauptstadt Kischario oder des Kontinents Janka wäre auf den Gedanken gekommen, so wenig Rücksicht auf die Sitten und Gebräuche zu nehmen.
    Ktacha Oharte machte sich bewusst, dass Karan Quräch nicht von Janka stammte, sondern von dem Inselkontinent Erzon. Er war nie dort gewesen, wusste jedoch, dass man sich dort lockerer und ungezwungener gab als auf Janka. Er selbst hätte niemals ein Haus betreten, ohne die Bewohner höflich um die Erlaubnis zum Eintritt zu bitten. Er wäre vor der Türschwelle stehen geblieben, und wenn er dort für Stunden hätte verweilen müssen.
    In dieser Situation sah er wiederum die Bilder der Fremden vor sich, die in den Nachrichten übertragen worden waren. Ihr Benehmen war ihm zunächst rüpelhaft erschienen, bis er sich vergegenwärtigt hatte, dass sie nichts von den Sitten und Gebräuchen der verschiedenen Volksstämme der Jankaron ahnten.
    Woher hätten sie wissen sollen, dass es geboten war, vor Beginn eines Gesprächs den Kopf erst nach links, dann nach rechts zu wenden und dabei auf den Boden zu blicken? Diese Geste hatte ihren Ursprung in grauer Vorzeit, als man noch nicht so viel von Hygiene hielt und Essensreste einfach auf dem Boden liegen ließ. Für einen Besucher hatte man sie allerdings beseitigt. Mit dem prüfenden Blick hatte man sich danach versichert, dass alles sauber war. Diese Geste war vor allem den Vikka in Fleisch und Blut übergegangen.
    Dennoch - Intelligenzen, die sich selbst hoch einstuften, sollten sich bemühen, derartige Dinge zu ergründen und zu berücksichtigen. Eine solche Haltung empfand er als Gebot der Höflichkeit und Rücksichtnahme.
    Von einem Mann wie Karan Quräch erwartete er allerdings, dass er sich den Umgangsformen der jeweiligen Region anpasste und so höflich war, auf die Gefühle seiner Gesprächspartner Rücksicht zu nehmen.
    „Ich ahnte, dass ich dich hier finden würde, Meister", grüßte der Besucher.
    Karan Quräch war ein bekannter Mann, von dem aber dennoch kaum jemand wusste, welche Bedeutung er eigentlich hatte. Er galt als mächtige Persönlichkeit. Dabei war lediglich bekannt, dass er im Regierungsgebäude ein und aus ging. Ktacha Oharte konnte jedoch nicht sagen, was er dort zu tun hatte. Es gab viele, die den acht großen Handelssippen angehörten, jedoch keinen fest umrissenen Arbeitsbereich hatten. Ktacha Oharte kannte ihn als einen ebenso eifrigen wie begeisterten Leser seiner Werke.
    „Was machst du hier?", fragte Quräch.
    „Ich diskutiere Pläne und Ideen für ein neues Werk", schwindelte der Schreiber. „Magon und ich haben gerade über die dramatische Wendung einer Geschichte gesprochen, deren Schauplatz der große Strom Olifirnon ist."
    Ihm fiel gerade nichts anderes ein, und da er das Wasser tief unter sich im Sonnenlicht schimmern sah, wählte er diese Ausrede.
    „Da hast du dir aber einen schlechten Platz ausgesucht." Karan Quräch zeigte zu einem Felspfad hinüber, der zu dieser Anhöhe hinaufführte. Eine ganze Gruppe von Jugendlichen war dort zu erkennen. „Der Sirra sucht die Nähe des Melloins gerade dann, wenn dieser sich allein wähnt."
    Damit spielte er auf eine Fabel an, in der einer der größten Raubvögel des Planeten sich mit einem Schwarm lästiger Singvögel auseinander setzen musste. „Du wirst noch mehr Besuch erhalten, der dich bei deinen Überlegungen stört. Hast du nicht selbst einmal geschrieben: Im Schwarm versteckt sich der friedfertige Wegan-Vogel, der nicht geschlagen werden will?"
    „Ja, du hast Recht", gab Ktacha Oharte zu. „Es war ein Fehler, hierher zu gehen. Allein die wundervolle Aussicht, die man hier oben hat, war zu verführerisch für mich. Der Rotfalke sucht stets den höchsten Fels. Wir werden das Nest verlassen."
    Damit schien Karan Quräch zufrieden zu sein. Er wechselte noch einige Worte über sein letztes Werk mit dem Dichter, wobei er es in den höchsten Tönen lobte. Nachdem der Schreiber ihm versichert hatte, dass er ihn in seiner nächsten Novelle zitieren und mit Namen nennen werde, wobei er ihn in eine der beim Volk so beliebten Fabeln einbinden wolle,
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