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2123 - Wahnzeit

Titel: 2123 - Wahnzeit
Autoren: Unbekannt
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antwortete sie und versuchte, ihrer Stimme einen zutraulichen Klang zu geben.
    „Sieht so deine Freundschaft aus?", rief er anklagend. „Du hast falsches Zeugnis gegen mich abgelegt und so einen Keil zwischen deinen Bruder und mich getrieben. Wie konntest du nur behaupten, dass ich mich dir versprochen habe!"
    „Ich war zutiefst gekränkt, als du die Prinzessin des Morgens zur Frau genommen hast", rechtfertigte sich Minda. „Ich hab dich immer angebetet, Soner, und habe geglaubt, dass wir füreinander bestimmt seien.
    Ich hatte stets die Hoffnung gehabt, dass du mich eines Tages zur Herrin des Lichts machen würdest.
    Das war mein Traum. Und dann hast du diese Fremde zur Gemahlin genommen. Damit hast du mir sehr wehgetan."
    „Wie konntest du deinem Bruder gegenüber behaupten, dass ich dir ein Versprechen gegeben habe?"
    „Ich tat es aus Wut und Enttäuschung", sagte Minda schuldbewusst. „Und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich war damals so außer mir, dass ich fortgelaufen bin. In den folgenden Jahren bin ich durch eine harte Schule gegangen. Aber dadurch bin ich gereift. Und nun bin ich als deine Freundin zurückgekommen, weil ich erkannt habe, dass es dir nicht gut geht."
    Ihre Worte klangen ehrlich, und sie machten ihm bewusst, wie allein er war. Er hätte einen Freund brauchen können, obwohl ihm klar war, dass er nicht einmal Minda zu seiner Vertrauten machen konnte.
    Diese Prüfung musste er allein durchstehen.
    Er ließ seine Blicke über ihre ausgeprägten weiblichen Formen gleiten und sagte: „Ich dachte, du hättest eine Geschlechtsumwandlung gemacht. Prinzenkrieger Finkube sagte, dass du nicht mehr Frau sein wolltest."
    Minda lachte, und es klang, als bröckele Eis. Sie öffnete ihr langes, seidiges braunes Haar und schleuderte es mit einer eleganten Kopfbewegung nach vorne, so dass es ihr über das Gesicht fiel. Dann wandte sie ihm ihren Hinterkopf zu. Dort ragte ein buschiger Schweif in der Farbe ihres Haares heraus.
    Minda lachte wieder und sagte dabei: „Geschlechtsumwandlung, pah! Ich habe mir bloß einen Saltan setzen lassen."
    Dies rang Soner Bewunderung für Minda ab. Eigentlich war es ein Tabu, dass Frauen einen Saltan bekamen. Und nur ganz extrem selten geschah es, dass sich Frauen einen Saltan setzen ließen. Soner konnte sich an keinen anderen Fall erinnern.
    „Ich bin tausend Tode gestorben, aber dann bin ich als völlig neues Wesen wiedergeboren worden", fuhr Minda fort. „Ich fühle zwar immer noch wie eine Frau, aber ich bin kämpferisch wie ein Mann.
    Erlaube mir, dass ich in dieser Krise an deiner Seite stehen darf, Soner."
    Soner erfuhr bald, welche weiblichen Vorzüge Minda zu bieten hatte. Das ergab sich wie von selbst, war wie ein Abkommen unter Freunden. Mit Liebe, so, wie er sie für Sihame immer noch empfand, hatte das nichts zu tun.
    Und dann kam jene Nacht, in der Sihame ihn heimsuchte und ihn mit seinem eigenen Mishim erdolchen wollte. In seinem ersten Zorn hatte er sie dafür köpfen wollen. Es wäre die gerechte Strafe gewesen. Aber er brachte es nicht über sich. Er liebte Sihame, und was er tat, geschah auch zu ihrem Wohle, für eine bessere Zukunft. Darum begnadigte er sie.
    „Ich bewundere deine Großzügigkeit, Soner", kommentierte Minda seine Handlungsweise spöttisch.
    Soner hatte sie im Verdacht, dass sie sich die Hinrichtung gewünscht hatte. Aber sie beließ es bei ihrer spöttischen Bemerkung. Wenn sie nicht mehr kriegen konnte, begnügte sich Minda damit, sein Paladin sein zu dürfen. Sie wich nicht von seiner Seite, durfte sogar bei den Kabinettsitzungen dabei sein.
    Als Minda jedoch verlangte, dass er sie an Bord seines Flaggschiffs als Offizier einstellte, musste er ihr das abschlagen. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es nicht gegangen. Es war eine der ältesten Traditionen, dass auf dem Flaggschiff des Prinzenkriegers nur Pfauchonen aus der eigenen Ukkhar Dienst tun durften. Das sah Minda ein, sie begnügte sich mit der Stellung einer Sonderberaterin an Bord der KIJAKAN.
    Minda versuchte, Soner über seine Motivation auszufragen, wollte wissen, aus welchen Beweggründen er dies alles inszenierte. Sie fragte nie direkt, sondern auf diplomatischen Schleichwegen.
    Und immer, wenn sie merkte, dass der eingeschlagene Weg nicht weiterführte, steckte sie zurück.
    Soner hätte ihre Zurückhaltung als einfühlsame Rücksichtnahme werten können, aber er glaubte, dass es schlicht Berechnung war. Als Soner schließlich das Zeichen zum Aufbruch
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