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2123 - Wahnzeit

Titel: 2123 - Wahnzeit
Autoren: Unbekannt
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Arme zu schließen, so, wie es ihm versprochen worden war.
    Doch musste er seinen Dienst bis zum letzten Augenblick versehen, alles andere hätte nur Misstrauen erweckt. So harrte er an seinem Posten aus und kehrte erst gegen Ende der Stunde Kaui im letzten Licht des Tages heim.
    Als er mit pochendem Herzen die Tür öffnete, sah er im grellen Licht eines Scheinwerfers seine Familie in ihrem Blut daliegen. Allen waren die Kehlen durchgeschnitten worden.
    Jemand stieß die Tür ins Schloss. Kirio wurde von hinten gepackt. Und die bekannte, verzerrte Stimme des Maskenträgers flüsterte dicht an seinem Ohr: „Danke, Koch. Du hast der Koshy-Shyna einen großen Dienst erwiesen."
    Und dann blitzte vor ihm die Klinge eines Dolches auf.
     
    7.
     
    Chor der Propheten Prinzenkrieger Soner hatte schon bei der letzten Konsultation das Gefühl gehabt, dass die Pfauchonischen Propheten ihm etwas verschwiegen. Hatten sie etwa den Tod des Thronfolgers vorausgesehen?
    Soner musste sich darüber Klarheit verschaffen. Es durfte nicht so sein, dass ihm die Propheten aus falsch verstandener Rücksichtnahme negative Informationen über seine Zukunft vorenthielten. Sie mussten ihm die ganze Wahrheit sagen, und wäre sie noch so unangenehm. Er musste wissen, was Schlimmes auf ihn zukam, um sich dagegen wappnen und manche Unbilden vielleicht sogar abwenden zu können. Denn es musste nicht alles gozin sein, was die Propheten voraussahen.
    Als sich Prinzenkrieger Soner erneut auf den Weg ins Kloster Naban-Adim machte, tat er es in dem Vorsatz, sich diesmal nicht mit schöngefärbten Umschreibungen abfertigen zu lassen. Er nahm nicht den beschwerlichen Weg zu Fuß, sondern zog den bequemeren Flug in einem Gleiter vor.
    Klostervorsteher Riddyn erwartete ihn bereits und drückte ihm sein tiefstes Mitgefühl über den Verlust seines Erstgeborenen aus.
    „Hast du dies vorausgesehen und mir verschwiegen, Riddyn?", fragte Soner anklagend.
    „Ich habe sehr wohl gemerkt, dass du letztes Mal unbefriedigt heimgekehrt bist", sagte Riddyn, ohne direkt auf die Frage zu antworten. „Was ich dir damals noch habe sagen wollen, waren dunkle Punkte aus der Vergangenheit."
    „Worum handelt es sich?", fragte Soner schroff.
    „Es geht um deinen Vater und die Koshy-Shyna, deren Existenz viele leugnen", begann Riddyn zu erzählen. „Es war in der Zeit knapp vor deiner Geburt, dass Prinzenkrieger Marca beachtliche Erfolge im Kampf gegen das sechzehnköpfige Ungeheuer erzielte. Er räumte mit diesen Verbrechern auf wie kein anderer Herrscher der Ukkhar-Kaza vor ihm. Und es schien, dass Marca tatsächlich einen durchschlagenden Erfolg erringen würde. Aber dann wurdest du geboren, und Marca wurde wohl ein wenig unaufmerksam. Das ließ die Koshy-Shyna vermutlich wieder erstarken. Denn das Ungeheuer reckte seine sechzehn Häupter und verschlang die Gemahlin des Prinzenkriegers Marca sowie seine zwei Töchter ..."
    „Es ist mir neu, dass ich Schwestern gehabt hätte", sagte Soner überrascht. „Mein Vater hat sie nie erwähnt. Darum habe ich gedacht, ein Einzelkind zu sein."
    „Man hat es dir verheimlicht. Die Koshy-Shyna ließen deinen Vater wissen, dass sie auch dich, den Thronerben, spielend hätten aus dem Weg räumen können. Du wurdest am Leben gelassen, um deinen Vater nicht völlig zu demotivieren und ihn nicht einen unendlichen Krieg vom Zaun brechen zu lassen.
    Wenn man auch dich getötet hätte, hätte Marca nichts mehr zu verlieren gehabt und wäre wohl aufs Ganze gegangen. Aber so hatte er noch Zukunftsperspektiven und einen Grund für einen Friedensschluss mit der Koshy-Shyna. Von dieser Zeit an hielt Prinzenkrieger Marca Ruhe. Und so kam es zustande, dass das Reich des Lichts und die Koshy-Shyna in unheiliger Koexistenz nebeneinander existierten ... wie schon seit Jahrtausenden."
    Soner nickte verstehend. „Ich habe es geahnt - zum Teil auch gewusst -, warum mein Vater in die Fußstapfen seiner Vorfahren getreten ist."
    „Ich habe dir das erzählt, damit du deinen Vater nicht verurteilst und ihn nicht der Feigheit bezichtigst", sagte Riddyn. „Schließlich wurde dein Schicksal durch diese Vorgänge bestimmt. Und letztlich wird es auch dir nicht erspart bleiben, Kompromisse einzugehen."
    „Die Voraussetzungen sind für mich ganz andere", sagte Soner verbittert. „Denn mir hat die Koshy-Shyna den Erstgeborenen genommen."
    „Das gibt mir ebenfalls zu denken und stimmt mich besorgt", meinte Riddyn dazu, „Das könnte bedeuten, dass diesmal
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