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2122 - Die Prinzenkrieger

Titel: 2122 - Die Prinzenkrieger
Autoren: Unbekannt
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Stattdessen wurde er am Arm herumgedreht und durch die Luft gewirbelt, bis er auf dem Rücken landete. Er raffte sich wieder auf, versuchte, Mindas Deckung durch seitliche Schläge zu öffnen, aber es gelang ihm nicht einmal, ihren Körper zu berühren. Hingegen musste er eine Reihe von Schlägen einstecken, die zwar nicht besonders schmerzten, ihn aber taumeln und die Orientierung verlieren ließen.
    „Hier bin ich, kleiner Furchtlos!", hörte er da Mindas Stimme hinter sich.
    Soner sammelte sich, nahm all seine Kräfte zusammen und wirbelte herum. Da traf ihn Minda mit der flachen Hand auf das linke Auge. In der Folge prasselten auf seinen Körper eine Unzahl von Schlägen nieder. Wenn er seinen Körper schützen wollte, verpasste ihm Minda eine Serie von Ohrfeigen, deren Klatschen er wie Donnerschläge wahrnahm. Zum Schluss verpasste sie ihm einen Fingerstoß gegen die Halspartie, woraufhin Soners Körper auf einmal gefühllos und wie gelähmt war.
    „Entschuldige, mein tapferer Furchtlos", sagte Minda bedauernd, während sie ihm die gefühllos gewordenen Körperteile massierte, bis die Lähmung von ihnen abfiel. „Es wäre nur fair gewesen, dich vorher zu warnen. Ich durchlaufe nämlich gerade eine Ausbildung in waffenloser Selbstverteidigung."
    „Schon in Ordnung", sagte Soner versöhnlich. „Ich bin dir nicht böse. Ich wäre nur wütend auf mich gewesen; wenn ich nicht bis zuletzt gekämpft hätte."
    „Ja, das hast du fürwahr, Soner", sagte Minda. „Dafür gebührt dir Bewunderung."
    Soners linkes Auge verfärbte sich bald purpur; die anderen erlittenen Blessuren waren nicht minder markant, nur waren sie unter seinem Gewand verborgen. Das bedauerte er, denn er betrachtete seine Schrammen als sichtbare Zeichen dafür, dass er einen Kampf gefochten hatte. Und darauf war er stolz.
    Als er so seinem Lehrer Lynkoe unter die Augen trat, der Eilsendors Platz eingenommen hatte, wollte dieser nicht von selbst auf Soners Makel eingehen. Doch Soner selbst wies ihn nachdrücklich darauf hin: „Ich habe mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln gekämpft und verloren. Ich möchte nie mehr wieder verlieren."
    „Es ist leider noch zu früh für deine Kampfausbildung, mein Prinz", sagte Lynkoe bedauernd. „Es muss alles seine Ordnung haben und in der vorgeschriebenen Reihenfolge vor sich gehen."
    „Und warum kann dann Minda bereits kämpfen, obwohl sie bloß ein Jahr älter ist als ich?"
    „Weil sie eine Frau ist", sagte Lynkoe, als erkläre das alles.
     
    *
     
    Wenn die Gesandten des Herrn des Morgens nach Kazién kamen, brachen für Soner weniger erfreuliche Tage an. Denn jedermann im Palast des Lichts war schlechter Stimmung, und die verbreitete sich wie eine üble Seuche.
    Der Herr des Morgens war Prinzenkrieger Vaccine. Er residierte in der Nachbarspeiche Kmi, die der Himmelsrichtung Gist entsprach. Vaccine kam nie persönlich nach Ukkhar-Kaza, das hätte Prinzenkrieger Marca vermutlich als Affront angesehen. Er schickte stets nur seine Bevollmächtigten - und das auch nur dann, wenn es unumgänglich war.
    Prinzenkrieger Marca handelte seinerseits ebenso.
    Denn die Speichen Kaza und Kmi waren seit Pfauchengedenken verfeindet. Und Marca und Vaccine führten diese Tradition verbissen fort, obwohl niemand mehr zu sagen vermochte, was der Anlass zu dieser Fehde gewesen war. Sie handelten lediglich getreu dem pfauchonischen Ehrenkodex.
    Keiner von beiden dachte überhaupt daran, den Grund für ihre Feindschaft herauszufinden. Jeder von ihnen hätte es unter seiner Würde empfunden, etwa die Propheten von Akhimzabar nach den Hintergründen zu befragen. Und wehe jedem Außenstehenden, der es gewagt hätte, sich in diesen Ehrenhandel einzumischen oder gar einen Schlichtungsversuch zu unternehmen! Dies hätte sich nicht einmal der greise Herr des Schlafes Kurnic herauszunehmen gewagt.
    Diese Fehde war schlicht und einfach gozin. Schicksal, dem sich ein Ehrenmann zu beugen hatte.
    Wenn die Gesandten des Herrn des Morgens Marca aufsuchten, war er stets denkbar übelster Laune.
    Diese schlechte Stimmung seines Vaters war für Soner jedes Mal fast körperlich spürbar. Zu solchen Zeiten passierte es schon, dass Prinzenkrieger Marca voreilige Todesurteile fällte oder sie in unbeherrschtem Zorn selbst vollstreckte. Man ging dem Prinzenkrieger dann besser aus dem Weg, und die Dienerschaft des Palastes hatte für solche Anlässe eine eigene Lotterie eingerichtet, durch die jene bestimmt wurden, die für das Wohl der
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