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2114 - Mogtans Gedicht

Titel: 2114 - Mogtans Gedicht
Autoren: Unbekannt
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Futar wandte sich dem schwebenden Funken zu, und seine Lippen formten zunächst unverständliche Laute. Dann aber begannen seine Hände zu beben, als würden sie von einem elektrischen Strom erfasst.
    Von nun an formulierte der Futar lauter und deutlicher. Er offenbarte sich Ikanema Two in einer Sprache aus einer längst versunkenen Zeit, die nur noch wenige beherrschten. Der Landesherr verstand ihn.
    Das Auge Anguelas wird ein Wesen sehen, fremd und voller Widersprüche. Ein Wesen, wie es uns zuvor niemals begegnet ist, geboren in der Wüste, doch ausgestattet, als wollte es sich durch die Tiefen des Meeres treiben, wird deine Ehre auf das Schwerste verletzen und dich von der Seite deines Seelenspiegels reißen, um jene an ihrem Werk zu hindern, die deinen Tod wollen.
    Das Reich ist sein Feind, doch du bist nicht sein Freund.
    Seine Gedanken gelten nur seinen Freunden, deinen aber nicht.
    Dafür wird es einen hohen Preis bezahlen.
    Den höchsten.
    Es wird mit seinem Leben büßen.
    Der Landesherr hörte konzentriert und ernst zu. Er unterbrach den Futar nicht, um das unsichtbare Netz nicht zu zerstören, das ihn mit jenen schwachen psionischen Strömen verband, aus denen sich die Wahrscheinlichkeiten der künftigen Entwicklung formten.
    Unter dem Schirm des Unauffälligen werden sich das Wesen und seine Begleiter bewegen, um aus dem Verborgenen heraus zu operieren und die Rätsel zu lösen, die Pombar ihnen stellt.
    Doch sie sprechen mit einer Stimme, die sie verraten wird.
    Ohne es zu wollen, werden wir ihnen ein Geheimnis offenbaren, ihnen, deren Nächste in der Sonne schweben.
    Sie werden etwas sehen, was sie über alle Maßen erstaunen wird.
    Ikanema Two horchte auf. Verwundert fragte er sich, was Mogtan meinte. Welches Geheimnis konnte ihre Welt einem Wesen bieten, das nie zuvor auf Pombar gewesen war und das offenbar keine Verbindung zu ihnen hatte?
    Es fiel ihm schwer, den Futar nicht zu unterbrechen. Doch nicht nur der Gedanke an das Geheimnis beschäftigte ihn, sondern auch der Hinweis darauf, dass der Unbekannte gekommen war, sein Leben zu retten, dabei aber seine Ehre verletzen würde.
    Das Reich hatte ihn eingekerkert. Es plante, ihn auf schreckliche Weise zu foltern und danach hinzurichten. Das drohende Ende beunruhigte ihn deutlich weniger als der mögliche Verlust seiner Ehre. Er hatte zu viel erlebt in den letzten Jahren und Jahrzehnten.
    Das Wesen wird nehmen, was ihm nicht gehört, und jene auf den Plan rufen, die allmächtig und unbesiegbar sind.
    Das Grauen wird sich über die Festung senken, und sein Hauch wird auch uns streifen.
    Die Schrecklichen werden erscheinen, und nichts und niemand wird sie aufhalten.
    Sie bringen Tod und Verderben.
    Der Widersprüchliche und seine Freunde werden Feuer und Vernichtung verbreiten, das aber wird das Schicksal nicht daran hindern, sie zu ereilen.
    Jetzt wollte und konnte Ikanema Two sich nicht mehr zurückhalten. „Was geschieht mit ihnen?"
    „Sie werden sterben", sagte der Futar voraus, wobei er in die aktuell gültige Sprache zurückkehrte.
    „Eine Waffe, die nicht aufzuhalten ist, wird zu ihnen durchbrechen und ihrem Leben ein Ende setzen."
    „Wann?", fasste der Landesherr nach. „Wann kommen sie nach Pombar?"
    „Sie sind bereits auf dem Wege, und dabei sind sie tausendfach schneller als das Licht der Sterne."
    „Und wir?" Forschend blickte er den Zukunftsseher an. „Was wird aus uns? Aus meiner Familie und mir?"
    Mogtan breitete hilflos die Arme aus. Er hatte anscheinend die Grenze seines Könnens erreicht. Mehr konnte er nicht sagen. Weitere Informationen vermochte er der Zukunft nicht zu entreißen.
    Ikanema Two wiegte zweifelnd seinen Kopf. Ihm kam allzu phantastisch vor, was Mogtan ihm unterbreitet hatte. Der Futar war ein bekannter Mann, der aufgrund seiner Fähigkeiten hohen Respekt verdiente. In den vergangenen Jahren hatte er viele Ereignisse richtig vorausgesagt, sich aber auch einige Male fundamental geirrt.
    Darauf angesprochen, hatte er stets erwidert, dass die Zukunft keiner betonierten Straße gleiche, sondern eher einem Labyrinth der Wahrscheinlichkeiten. Wie sie sich gestalte, sei - im weitesten Sinne - immer nur eine Frage von individuellen Entscheidungen. Und diese ließen sich nicht grundsätzlich und in allen Fällen im Voraus erkennen.
    „Meine Ehre!", sinnierte der Landesherr. „Warum verletzt er meine Ehre? Warum beleidigt er mich?
    Wieso ist er Feind des Reichs und doch nicht mein Freund? Jeder ist mein Freund, der ein
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