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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
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verschleppt worden war.
    Das hoffte ich auch. Ich hoffte es geradezu verzweifelt. Es musste doch noch Gerechtigkeit im Reich Tradom geben!
    „Und die Piraten werden die gerechte Strafe für ihre Untaten erhalten!" Die Stimme eines anderen Versklavten.
    Dann war zuerst einmal nur Gelächter zu hören. Brüllendes, schallendes Gejohle.
    „Ihr Träumer", grölte die Kommandantin. „Wir wurden von den Valentern nicht aufgebracht, weil wir unrecht getan haben, sondern nur deshalb, weil wir nicht die festgesetzten Tribute an das Reich bezahlen konnten!"
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Nein, das kann nicht sein, dachte ich. Piraten zahlen Tribute? Das Reich macht gemeinsame Sache mit ihnen?
    Ich stöhnte leise auf. Das musste eine gemeine Lüge sein. Die Kommandantin versuchte nur, ihren ehemaligen Sklaven als letzte Folter noch den Glauben an das Gute in der Qalaxis Tradom zu nehmen.
    Aber meine Zweifel blieben und machten mir den Rest des Fluges zur Hölle.
    Die Valenter waren beim Entern der FESCO mit beispielloser Brutalität vorgegangen. Ich hatte zahlreiche Leichen von Sklaven gesehen.
    Was, wenn Inckaz die Wahrheit gesagt hatte? Was dann?
    Und noch etwas machte mir die Seele in der Brust schwer. Nachdem die Kommandantin nun eisern schwieg, riefen wir anderen uns bei den Namen, unter denen wir uns kannten. Wer hatte überlebt, wer war bei dem Angriff gestorben?
    Ich hatte keine Freunde unter den Piraten außer einem, und ich rief nach Tratto. Ich flehte Anguela an, sie möge noch leben, und hegte eine wilde Hoffnung, denn es entsprach ihrem Wesen, einfach zu schweigen, wie auch ich bislang geschwiegen hatte.
    Aber Tratto antwortete nicht auf meinen Ruf.
     
    *
     
    Nach einer Woche des furchtbaren Wartens, Bangens und Hoffens im Polizeischiff endete der Flug auf Sivkadam.
    Ich bekam von der Folterwelt kaum etwas zu sehen, doch das Wenige, was ich sah, übertraf all meine gequälten Vorstellungen. Ich erlebte dort Grausamkeiten, die die auf dem Piratenschiff trivial erscheinen ließen. So als diene die Folterwelt in erster Linie als abschreckendes Beispiel für die gesamte Galaxis Tradom - eine Funktion, der die Folterknechte mit großer Beflissenheit gerecht wurden.
    Ein Sirt nahm mich in Empfang. Sein Biopanzer hatte zwei stämmige Säulenbeine ausgeprägt, auf denen er mir voraus in einen Zellentrakt stampfte. Mit einer Stummelhand bediente er die Fernsteuerung des Fesselfelds, das auch hier all meine Schritte lenkte.
    Er sprach kein einziges Wort mit mir, führte mich durch kalte graue Gänge, in denen wir keinem einzigen anderen Wesen begegneten, und sperrte mich in eine Einzelzelle.
    Nach drei Tagen holte er mich wieder ab und führte mich in einen Verhörraum.
    Jetzt wird sich alles klären, dachte ich. Sie haben mich so lange warten lassen, weil sie auf Pombar Erkundigungen eingezogen haben, und mein Eiter hat meine Angaben bestätigt, und sie werden mich nach Hause schicken, und ...
    Der Sirt stellte mir alle möglichen Fragen, erwähnte Pombar aber kein einziges Mal.
    Nachdem das Verhör beendet war, schaffte man mich auf einer Antigravtrage in meine Zelle zurück, und ich schlief fast zwei Tage lang.
     
    *
     
    Ich hätte noch länger geschlafen, wenn man mich nur gelassen hätte, und selbst nach diesen beiden Tagen gab es keine einzige Stelle an meinem Körper, die nicht schmerzte.
    Einerseits überraschte es mich, dass man mich so lange hatte schlafen lassen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass man mich viel früher weckte, um das Verhör fortzusetzen.
    Andererseits war ich unendlich dankbar dafür.
    Ich konnte kaum gehen, als der Sirt mich erneut abholte. Ob vor Furcht oder Schwäche, das wusste ich nicht, und es spielte auch keine Rolle. Das energetische Fesselfeld zwang mich gnadenlos voran.
    Ich wusste nur eins: Nach dem Verhör hatte ich jeden Glauben an eine Gerechtigkeit im Reich Tradom verloren, und ich war fest davon überzeugt, dass ich Sivkadam nie wieder verlassen würde.
    Es war mir gleichgültig. Ich wollte nur eins nicht: noch einmal verhört werden.
    Doch der Sirt führte mich nicht in den Verhörraum, sondern in eine Art Konferenzsaal, der sogar etwas Komfort in Form von Sitzgruppen bot.
    Eine Hand voll Besatzungsmitglieder der FESCO befand sich in dem Raum. Keiner saß, alle standen gespannt da, warteten auf das, was kommen würde. Ich erkannte sie alle. Es waren Entführte wie ich, die die Piraten in ihren Dienst gezwungen hatten. Tratto war nicht darunter.
    Keiner
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