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211 - Die Zombie-Seuche

211 - Die Zombie-Seuche

Titel: 211 - Die Zombie-Seuche
Autoren: Mia Zorn
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einem kleinen Jungen vor unserer Hütte. Eine Schamanin aus Kenyaa, die sich als Großmutter des Jungen vorstellte. ›Hier ist dein Sohn‹, sagte sie zu meinem Vater. ›Seine Mutter ist tot, und ich habe anderes zu tun, als mich um den Balg zu kümmern. Fumo heißt er. Omani seine Mutter, falls du es vergessen haben solltest.‹ Damit ging sie ihrer Wege, und Fumo blieb bei uns. Er war ein merkwürdiges Kind. Spielte nicht mit anderen, sondern schaute immer nur zu. Dabei hatte er so ein seltsames Lächeln im Gesicht. Wenn jemand fiel, oder sich verletzte, behauptete er, er habe das gemacht. Er könne mit seinen Gedanken, die Dinge beeinflussen. Er baute Fallen, in denen er angeblich Geister fing, und nahm tote Bateras und Ratzen auseinander. Irgendwann glaubten ihm die anderen seine magischen Kräfte. Ich auch! Wir nannten ihn Voodoo-Fumo und fürchteten uns ein wenig vor seinen vermeintlichen Künsten.«
    Maddrax und er standen jetzt vor dem Rekruten mit dem aufgeschlitzten Brustkorb. Lysambwe seufzte. Er packte ihn unter den Schultern, während der Blonde die Beine nahm. »Ich kenne solche Kinder«, sagte er. »Sie sind Außenseiter, die durch irgendwelches absonderliches Benehmen auf sich aufmerksam machen.« Sie hoben den Toten an. »Wie haben deine Eltern auf Fumo reagiert?«
    »Ich erinnere mich nicht, dass es wegen ihm offenen Streit zwischen meinen Eltern gab, zumindest nicht am Anfang. Mutter duldete ihn schweigend. Vater beachtete ihn einfach nicht. Er behandelte ihn wie einen Fremden, zu dem man aus Höflichkeit freundlich ist. Mir gegenüber veränderte mein Vater sein Verhalten allerdings in einem Maße, das ich mir nie erträumt hätte. Er war der Erste Krieger unseres Dorfes und verbrachte eher wenig Zeit mit seiner Familie. Aber nachdem Fumo zu uns gekommen war, nahm er mich plötzlich ständig und überallhin mit. Er brachte mir sein Handwerk bei und prahlte mit mir. Er ließ sowohl mich, als auch Fumo in aller Deutlichkeit spüren, wer sein wahrhaftiger Sohn war! Vermutlich war ihm nie klar, was er damit anrichtete…«
    »Was ist geschehen?«, fragte Maddrax.
    »Während ich als Kind meine neue Position auskostete und nutzte, wucherten Neid und Eifersucht in Fumo. Mit den Jahren schlugen sie in offene Feindseligkeit um: Er ließ Dinge aus unserem Haus und bei Nachbarn verschwinden, schob sie zwischen meine Sachen und beschuldigte mich. Als das Ganze aufflog, begann er mir meine Freunde zu nehmen, plauderte ihre Geheimnisse aus, die nur ich und sie wissen konnten. Frag mich nicht, wie er sie herausfinden konnte. Er mischte sie mit erlogenen Geschichten über mich und hatte die Jungs auf seiner Seite. Bald war ich als hinterhältiger Intrigant verrufen. Aber all das war nichts gegen den feigen Mord an meiner Lieblingsschwester!«
    Maddrax gab einen Laut des Erschreckens von sich.
    »Er hat…?«
    »Man fand sie eines Tages in einer seichten Stelle im Fluss«, sagte Lysambwe leise. »Ertrunken! Sie konnte nicht schwimmen. Sie mied das Wasser, hatte Angst davor. Nie und nimmer wäre sie an den Fluss gegangen! Ich war mir sicher, dass Fumo dahinter steckte, konnte es ihm aber nie nachweisen. Nach ihrem Begräbnis raunte er mir zu: ›Was dein ist, Bruder, soll auch mein sein. Und wenn nicht, soll es niemanden von uns gehören!‹«
    Lysambwe keuchte die letzten Worte nur noch. Die Erinnerung saß ihm in den Knochen wie die Zähne einer Raubkatze.
    »Ich beschloss ihm aus dem Weg zu gehen, damals. Bekniete meinen Vater, mich in die Garnison nach Avignon-à-l’Hauteur ziehen zu lassen. Er entsprach meinem Wunsch. Nur noch selten kam ich nach Hause. Fumo und ich sprachen nicht mehr als das Nötigste miteinander. Ich erfuhr von meiner Mutter, dass er bei der Apothekerin unseres Dorfes in die Lehre ging. Und dann traf ich Zoe, bei einem Fest meines Onkels. Sie war die Nachbarstochter und wir verliebten uns auf den ersten Blick. Auf unserem Verlobungsfest tauchte Fumo auf. Er behauptete, sie sei inoffiziell längst seine Verlobte. Zoe bestritt das. Fumo habe sie öfters besucht, während ich in der Garnison war, aber es wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Er habe ihr einmal einen Ohrring mitgebracht, als Zeichen ihrer Freundschaft. Zur Rede gestellt, sagte Fumo nichts dazu. Setzte nur sein merkwürdiges Lächeln auf und ging. Bei einem wüsten Saufgelage in der Taverne unseres Dorfes passierte es dann: Er bezeichnete mich als Gehörnten, bevor ich überhaupt verheiratet wäre. Und seine innigen
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