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2095 - Nekrophoren

Titel: 2095 - Nekrophoren
Autoren: Unbekannt
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ein.
    Samaho stopfte sich das Polster in seine Bauchwunde. Einen Augenblick lang flammte der Schmerz heißer auf denn je zuvor, dann ebbte er wieder auf sein vorheriges Niveau ab, schien sich nun jedoch gleichmäßig in seinem gesamten Körper auszubreiten, so daß er ihn nicht mehr genau lokalisieren, auf einzelne Stellen zurückführen konnte.
    Doch es half alles nichts, er konnte die Blutung nicht stillen. Wahrscheinlich waren seine inneren Organe irreparabel geschädigt.
    „Das ist unwichtig", murmelte Samaho. „Wenn mir gelingt, was ich beabsichtige, ist es völlig unwichtig ..."
    Langsam konnte der ehemalige Diener der Materie wieder klarer denken. Es half nichts, wenn er sich etwas vormachte. Wollte er überleben, sollte zumindest sein Geist erhalten werden, mußte er seine Lage realistisch einschätzen.
    Er befand sich in einer ausgesprochen angreifbaren Position. Daß die Gegenseite über psionisch begabte Helfer verfügte, war ihm klar. Diese Tatsache hatte ihn im Bewußtsein seiner Macht vorher nicht einmal interessiert, und das hatte sich als fast tödlicher Fehler erwiesen.
    Als tödlicher Fehler! piepste eine hohe Stimme in seinem Geist, die er zuerst gar nicht einordnen konnte. Erst als er schon aufgeben wollte, darüber nachzudenken, wem sie gehörte, fiel es ihm ein.
    Der Burtynerin. Der Sängerin, der Musikerin, was auch immer. Die er gemeinsam mit ihrem Diener entführt hatte, damit ihre Kunst ihm die Zeit vertrieb.
    Er hatte vergessen, wie sie hieß, und wollte es auch gar nicht mehr wissen. Die kleinen Wesen waren nun unwichtig, genauso unwichtig wie die Keyrettler. Von Belang waren nun ganz andere Dinge.
    Samaho riß sich zusammen, mobilisierte die geistigen Kräfte, die ihm noch geblieben waren, und schirmte sich penibel gegen jede psionische Ortung ab.
    Wenn er sein Leben retten wollte, konnte er alles mögliche brauchen, aber keinen weiteren Angriff dieser verfluchten Terraner! Der Zwerge auf der Bühne des kosmischen Geschehens, denen er auch schon den Verlust von MATERIA verdankte!
    Der Diener der Materie nahm seine Umgebung noch immer nur höchst verschwommen wahr, doch es war klar, welchen Weg er nehmen mußte.
    Aufwärts. Immer nur aufwärts.
    Jede Bewegung bereitete ihm Schmerzen. Er fühlte sich ausgesprochen erleichtert, als er endlich einen Transmitter erreichte, der ihn direkt in die oberste Plattform von Kintradims Höhe befördern würde, in die Werkstatt der AlphaIngenieure. Es war ein Gerät zum Lastentransport, das groß genug für seinen gewaltigen Körper war, wenn er auf die Knie ging und sich langsam hineinschob.
    Samaho glaubte, eine glühende Klinge würde durch sein Innerstes fahren und ihn zweiteilen, als er sich vor der Wandnische auf den Boden niederließ und zu den Kontrollflächen kroch. Einen Augenblick lang befürchtete er, das Bewußtsein zu verlieren, so schrecklich - so ungewohnt - war die Pein, die jedes Molekül seines Leibes in glühende Lava zu verwandeln schien. Er hätte nicht für möglich gehalten, daß irgendein Wesen so etwas erleben - und ertragen! - konnte.
    Die nächste Schwierigkeit ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein ganz profanes, ein geradezu lächerliches Problem, an das er vor dem Kampf mit den Eindringlingen aus der Milchstraße keinen Gedanken verschwendet hätte: Seine Hände und Finger waren viel zu groß für die Kontrollfelder der Keyrettler.
    Hinzu kam, daß er die rechte Hand nicht benutzen konnte. Mit der linken stocherte er mehr oder weniger hilflos auf dem Paneel herum, berührte aber immer wieder mehrere Felder gleichzeitig und konnte keine Verbindung zur obersten Plattform schalten. In der Nische leuchteten nacheinander mehrere Holobilder auf, doch keines stellte sein Ziel dar.
    Schließlich gab Samaho frustriert auf.
    Er wußte, er würde es nicht mehr zu den Tunnelröhren mit ihren gondelartigen Kapseln, Rampen und Antigravschächten schaffen, die die Plattformen miteinander verbanden. So viel Zeit blieb ihm einfach nicht. Er würde unterwegs sterben ...
    Samaho lockerte seine paranormale Abschirmung ein wenig und sondierte mit seinen mentalen Kräften. Irgendwo entdeckte er einen Keyrettler, der zwar schwach und so gut wie gelähmt, aber noch bei Bewußtsein war. Er brachte ihn unter seine Kontrolle, zwang ihn zu sich und ließ ihn die nötigen Justierungen vornehmen.
    Als das Echsenwesen die Verbindung zur obersten Ebene geschaltet hatte, war es so entkräftet, daß es einfach zusammensackte und starb. Torr Samaho
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