Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
erkennen, ob er wusste, wer sich darin befand. Seine „Angestellten" öffneten und leisteten einem Arkoniden, der gerade aus einem Narko-Tiefschlaf aufgewacht zu sein schien und behutsam das Überlebenssystem verließ, die gebührende Hilfe. Champac schob die Hand zwischen die Säume seiner Jacke; es war, als greife er nach einer Waffe. Eine Ärztin in weinbeflecktem hellgrünem Kittel injizierte dem hochgewachsenen, gähnenden Mann ein Medikament. Champac wartete; er zwang sich mit aller Gewalt, äußerlich ungerührt, zur Geduld.
    Schließlich war der Fremde völlig wach und sah sich aufmerksam um. Jetzt schien niemand mehr zu atmen; die Überraschung war vollkommen. Als der Fremde stand, zunächst leicht schwankend, ging Champac auf ihn zu und hob die rechte Hand bis in Schulterhöhe. Nacheinander blickte er in die Augen seiner Mitarbeiter und bedeutete ihnen mit sparsamen Gesten, nichts Unüberlegtes zu tun, möglichst nichts Falsches zu denken. In den Augen seines Gegenübers sah er, dass er begreifen würde, was er, Champac, ihm sagte. „Wir begrüßen Euch auf Arkon Eins, Imperator. Ihr kennt mich nicht in dieser Maske, aber Ihr kennt sicher meinen Tarnnamen >Sternvogel<, Imperator."
    Es dauerte drei oder vier Atemzüge, bis Imperator Bostich begriff, dass er nach gesteuertem Tiefschlaf, mindestens tagelang in einem sargengen Behältnis eingeschlossen, in einer Höhle der USO ins Bewusstsein eingetreten war. Schon sein erster Blick musste ihm die Ablehnung zeigen, die ihm eisig von den Frauen und Männern entgegenschlug, die ihn befreit hatten. Sternvogels Gesichtsausdruck war und blieb undeutbar - der USO-Spezialist hatte sich als Zaliter mit vagem Oxydationsschimmer im kupferfarbenen Haar und rotbrauner Haut getarnt. „Ich bin wirklich auf Arkon Eins?" Bostich hatte noch Schwierigkeiten, klar zu sprechen. Knoten aus Müdigkeit hockten wie die Kristalle eines starken Medikaments in seinen Gelenken und schienen den Kehlkopf zu lähmen. „Wer bist du?"
    „Tarnname Managara", sagte Champac. „Jegliche Hinzufügung ist überflüssig. Die Situation ist schwierig, fast undurchschaubar. Der Austausch von Informationen muss sich auf das unbedingt Notwendige beschränken, Imperator. Weder ich und meine Mitarbeiter noch Ihr dürfen dabei gefährdet werden."
    Ein halbes Arkonjahr nachdem Sternvogel in aufsehenerregender Weise aus Endra da Kimbarleys Leben und aus dem vernichteten Büro von PreLux +Team verschwunden war, suchte der arkonidische Geheimdienst nach Managara; der Begriff kennzeichnete einen mehrfarbigen Cocktail mit viel Alkohol. Jetzt schoben sich die Katsugo-Kampfroboter näher und flankierten den Imperator, der mit jedem Atemzug mehr Selbstbewusstsein gewann.
    Um Kelterom Champac hatten die Spezialisten einen Halbkreis gebildet und wussten noch nicht, wie sie sich verhalten sollten. „Arkon Eins, ich habe verstanden. Aber - wo bin ich? An welchem Ort?" Bostichs I. Stimme war kräftiger geworden; er fand sich nach dem Erwachen überraschend schnell zurecht. Seine körperliche Beweglichkeit nahm zu, als er sich umsah. Weder er noch sonst jemand hatte jemals erfahren, wer sich wirklich hinter Sternvogel verborgen hatte - damals. Das gleiche galt für die schöne Endra da Kimbarley, die mit ihrem Gatten tatsächlich zweimal im Wonnen des Edelgaumens gegessen hatte, von Champac bedient; einzigartig, mit unbedeutenden Begleitern, von einer Aura aus Melancholie, Schönheit, Skrupellosigkeit und vagem Hass auf einen Verschwundenen umgeben wie von einem unregelmäßig pulsierenden Abwehrschirm. Sie war allein, vereinsamt, gesellschaftlich im Rang leicht angeschlagen und so etwas wie eine tragikumwitterte Figur, die man viel später mit Gedichten oder Spottversen besingen würde ...
    Champac riss sich aus der Vergangenheit los und sagte: „Das ist unwichtig, Imperator. Vorübergehend kämpfen wir für die gleiche Sache. Solange Sargor da Progeron mich und Euch nicht findet, sind wir in Sicherheit. Aber... Ihr solltet Euch erholen. Essen, Schlafen, frische Kleidung und so." Er starrte in die Optiken der beiden Katsugos. „Was Ihr wissen müsst, erfahrt Ihr von mir. Meine Mitarbeiter kennen die Hintergründe der Allianz zwischen der Organisation und Euch nicht. Wissen bedeutet Selbstgefährdung." Bostich senkte den Kopf. „Das sehe ich ein. Es geschehen Dinge auf verschiedenen Ebenen. Ich entsinne mich... Einen Augenblick, Managara." Er wandte sich um, ging zu seinem Überlebenstank und kam mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher