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2066 - Der Thronfolger

Titel: 2066 - Der Thronfolger
Autoren: Unbekannt
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sich, als könne ihm nichts passieren. „Einer der Barbaren von Larsaf III", erläuterte der Kralasene. In seiner Stimme war etwas, das sie nicht definieren konnte, das sie aber dennoch erschreckte. Sie hatte das Gefühl, durch eine unsichtbare Eiswand von ihm getrennt zu sein. Er führte das Kommando über eine Gruppe von sieben weiteren Männern und Frauen, die alle uniformiert waren. Jetzt erfuhr die Journalistin, dass es dem Kommando gelungen war, den Spion der Barbarenwelt zu überraschen und mit einem ganzen Berg von Beweismaterial dingfest zu machen. Während Marchany da Camqoa das journalistische Gespräch mit dem Kralasenen aufnahm, verweigerte sie dem Gefangenen jede Aufmerksamkeit. Sie blickte ihn nicht ein einziges Mal an, sondern ließ ihn ihre Verachtung spüren. Sie hatte kein Verständnis dafür, dass die Barbaren auf Gos'Ranton spionierten. Was maßten sich diese Wesen an?
    Es war unglaublich, dass sie sich erdreisteten, sich mit Arkon auf eine Stufe zu stellen!
    Sie empfand körperliches Unbehagen in der Nähe dieses Geschöpfes, das jeglichen Respekt vor der einzig wahren Kulturnation der Galaxis vermissen ließ. Es war dumm genug gewesen, sich auf ein Parkett zu wagen, das für Wesen seiner Entwicklungsstufe viel zu glatt war. In gewisser Weise war sein Verhalten ein Beweis für seine Primitivität. Kühl und distanziert wickelte sie ihre journalistische Arbeit ab. Aufkommende Emotionen drängte sie zurück, bevor sie in ihren Bericht einfließen konnten. Es wäre zuviel der Ehre für den Spion gewesen, wenn sie so stark auf ihn reagiert hätte. Sie bemerkte, dass die Kralasenen sie beobachteten, doch in diesem Fall ließ sie diese Tatsache kalt. Schon lange musste das Imperium damit leben, dass Barbaren einsickerten. Glücklicherweise hatte man bisher die meisten bald herausgefiltert. Fraglos wäre es besser gewesen, man hätte Mittel und Wege gefunden, sie abzuwehren, bevor sie den Boden jener Planeten betreten konnten, mit denen sie sich im höchsten Maße identifizierte und die ihr heilig waren.
    Auch für sie galt das Dichterwort, dessen Ursprung sie nicht mehr kannte, jedoch im klassischen Arbaraith vermutete. Erde zu Erde, Staub zu Staub!
    Leben aus Erde und Staub geboren, in Erde und Staub versunken! Sie hasste den Gedanken, auch nur ein einziger der Barbaren könnte auf Gos'Ranton sein Ende finden und dort vergraben oder verbrannt werden. Die Vorstellung war ihr unerträglich, Reste seines Körpers könnten in den Boden eindringen und ihn verunreinigen. Der geheiligte Boden musste allein den Arkoniden vorbehalten bleiben. Ollynan hatte diese Haltung als überspitzt empfunden, sie jedoch nicht. Als Marchany ihre Arbeit abgeschlossen hatte, kam der Kommandant der Kralasenen zu ihr, um sie zu verabschieden. Sie erkannte ihn erst, als er unmittelbar vor ihr stand, und sie hatte ihn vergessen, als sie wenig später mit dem Gleiter startete. Schon an Bord begann sie mit dem Schneiden des Materials. Dann gab sie der Versuchung nach und äußerte sich doch abfällig über den verhafteten Terraner. „Ich würde es anders machen", sagte Mercarit. Der Positronik-Koordinator war groß und schlank. Er wirkte linkisch, wenn er mit jemandem sprach, und seine Lippen bewegten sich schon eine ganze Weile, bevor er ein paar Worte herausbrachte. Es schien, als müsse er einen inneren Widerstand überwinden, der ihn daran hinderte, frei zu sprechen. Er hatte Kommunikationsprobleme, und das wusste Marchany recht gut. Daher ließ sie ihm Zeit. „Ich denke, es wäre nicht schlecht, unsere Zuschauer mal zu provozieren", schlug er vor. „Warum tun wir nicht so, als wären die Terraner halbwegs gleichberechtigt?"
    Als ihm lautstarke Proteste entgegenschlugen, hob er abwehrend beide Hände. „Wartet ab", rief er. „Natürlich sind sie es nicht wirklich. Ganz klar.
    Aber es würde für Aufregung sorgen, wenn wir vorübergehend den Anschein erwecken, als billigten wir ihnen diesen Status zu."
    „Kommt nicht in Frage", schmetterte Marchany da Camqoa seinen Vorschlag ab. „Nicht mit mir! Wenn du das willst, bist du in meinem Team fehl am Platz."
    „Schon gut! Schon gut", stammelte er sichtlich erschrocken. „Es sollte ja nur ein Scherz sein." Marchany blickte ihn durchdringend an. Sie war sich sicher, dass Mercarit keinen Scherz hatte machen wollen, sondern es durchaus ernst gemeint hatte. Sie fragte sich, ob er eine gegen sie gerichtete Intrige spann, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Doch dann verwarf
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