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2064 - Krisenfall Karthago

Titel: 2064 - Krisenfall Karthago
Autoren: Unbekannt
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„Mor Jueglo!" Wie einen Fluch stieß er den ursprünglichen Namen der Stadt hervor, ohne sich seiner Bedeutung bewusst zu sein.
    Die Siedlung sah hässlich aus, schlimmer als die Behelfsunterkünfte von Prospektoren auf einem einsamen Asteroiden. Die Gebäude im Zentrum waren aus kastenförmigen Bauelementen zusammengestöpselt. Einen Teil der Wohncontainer hatten die Monochromen mit Mustern und Farben verziert. Die Schattierungen zeugten vom Unvermögen der jungen Mutanten, Farben zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Ein Auge, das nur Graustufen unterschied, malte gemäß dem Prinzip von Hell und Dunkel. Auf den Ara wirkte das Ergebnis völlig wirr; er konnte in dem Farbenchaos keine klaren Strukturen feststellen. Vielleicht war das möglich, wenn er sich eine Brille aufsetzte, die ihm die Schwarzweiß-Sicht der Mutanten vermittelte. Aber das interessierte ihn nicht - sein Ziel war, sie zu heilen, nicht, ihre Sicht zu verstehen.
    Diese „Stadt" - in jüngster Zeit Para-City genannt - verschlechterte den Eindruck noch, den der Ara von Terra hatte. Der Zentralplanet der LFT ähnelte einer uneinheitlichen, vergleichsweise wenig strukturierten Welt, von ein paar Metropolen einmal abgesehen. Nach Maßstäben seines Volkes, aber auch denen der Arkoniden wirkte Terra reichlich chaotisch. Manche Regionen sahen aus wie in der Urzeit, andere erweckten den Eindruck, als lebten hier Dutzende unterschiedlicher Völker auf einem Haufen. Zumindest architektonisch entstand dieser Eindruck. Die Terraner nannten es Individualität und tarnten damit ihre Rückständigkeit.
    Wo blieben die wundervollen Parklandschaften und die sinnvoll in ihnen verteilten Medozentren? Wo die gewaltigen Naturwunder, wo die gigantischen Kunstwerke und die Drehscheiben der Zivilisation? Sie waren nicht vorhanden oder wenn, dann lediglich als Abklatsch des gewohnten Standards. Zheobitt wischte die Gedanken zur Seite. Natürlich waren das Vorurteile. Aber sie waren da, um gepflegt zu werden. Zwischen den Containern tauchte eine Gruppe von drei terranischen Robotern auf. Die kegelförmigen Maschinen führten eine fast leere Plastikwanne mit sich. Das Gesicht des Aras erstarrte zur Maske. „Mo, steh mir bei!" flüsterte er beinahe lautlos und ohne die Lippen zu bewegen.
    Mo war der Name eines legendären Mediziners, der bei einem Selbstversuch gestorben war. Später hatten die Aras ihn wie einen Gott verehrt. In der Zunft des Mantar-Zada gehörte er zu den Leitbildern für alle angehenden Ärzte. Ihm nachzueifern zählte zu Zheobitts hehrsten Vorsätzen, und bisher war ihm der lebensgefährliche Balanceakt zwischen der medizinischen Selbsterfahrung und dem Überleben zu seiner vollständigen Befriedigung geglückt.
    Eine Windböe blies ihm Sand ins Gesicht. Er presste die schmalen Lippen zusammen. Mit einem Zucken des kleinen Fingers seiner linken Hand aktivierte er den Individualschirm. Ein blasser Schimmer in Rosa legte sich wie eine zweite Haut um ihn und hielt das feinkörnige, schmirgelnde Zeug von seiner alabasterfarbenen Haut fern. Die feinen Nadelstiche auf dem kahlen Kopf blieben übergangslos aus. Die Roboter erreichten die Peripherie der Barackenstadt und blieben am Fuß der Bodenerhebung stehen. Ein schiefer Blick in die Wanne belehrte Zheobitt, dass sie höchstens ein Zehntel seiner Unterlagen und Speicherkristalle geborgen hatten. Wertvolles Wissen, gewonnen in den Wochen seines Aufenthalts unter den MonochromMutanten, war verloren. „Gestohlen! Dieses hinterhältige Pack aus den Bergen!"
    Eine der Maschinen machte ihn darauf aufmerksam, dass es in der Nähe von Para-City keine Menschen gab. Die letzten Eremiten hatten die Gegend verlassen, als die Mutanten in Mor Jueglo eingezogen waren. Die Entfernung bis zur nächsten Siedlung betrug 50 Kilometer. Von dort kam niemand herüber in die Geisterstadt. „Dann waren es die Terraner, die das Gelände bewachten", entfuhr es dem Ara. „Nein, vergesst das ganz schnell wieder. Es war ein dummer Gedanke. Ich käme nie auf die Idee, so etwas zu glauben."
    Auf keinen Fall wollte er es sich mit der LFT verscherzen. Jetzt, da er nach der Vernichtung der ZENTRIFUGE und dem Tod eines Teils seiner Besatzung quasi mittellos auf Terra gestrandet war, musste er sich mit bestimmten Dingen abfinden, ob er wollte oder nicht. Zheobitt ordnete alle diese Dinge seinem obersten Ziel unter. Und das war die Rettung der Monochrom-Mutanten. Diese Aufgabe hatten ihm die Mantar-Heiler gestellt. Das Wunder sollte seine
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