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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Autoren: Jorgen Randers
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durch einen starken Staat eingeschränkt ist?
    » Ausblick 2–1 : Die dunklen Jahrzehnte: Privileg und Polarisierung« bietet eine anschauliche und nützliche Sicht auf das, was uns bevorsteht. Meine Erläuterungen zum Inhalt und wie der Ausblick zu meiner Prognose passt, gebe ich im Anschluss. Wie bei allen Ausblicken in diesem Buch steht auch bei diesem am Ende ein kurzer Lebenslauf des Autors. Er steht am Ende, weil die dargestellten Gedanken und ihre Funktion innerhalb der Prognose für das Verständnis wichtiger sind als die Frage, wer den Text geschrieben hat.
    AUSBLICK 2–1
Die dunklen Jahrzehnte: Privileg und Polarisierung
    Carlos Joly
    Aus einem halben Jahrhundert fortschreitender Aufklärung und zunehmenden Wohlergehens bewegen wir uns auf ein neues Dunkles Zeitalter zu, das für die Mehrheit schwere Zeiten, für einige Wenige aber unverhältnismäßige Privilegien und Reichtümer bringt.
    Von der Zeit nach 1945 bis etwa 1990 war soziale Mobilität von unten nach oben ein allgemein verbreitetes Phänomen. Innerhalb von ein oder zwei Generationen stiegen Familien aus Armut oder der Arbeiterschicht in die Mittelschicht oder die obere Mittelschicht auf. In den Vereinigten Staaten wurde dies durch Reindustrialisierung, wirtschaftliches Wachstum, breiten Zugang zu den Universitäten, von den Gewerkschaften ausgehandelte Zugeständnisse, Medicare (öffentliche Krankenversicherung für ältere und behinderte Bürgerinnen und Bürger) und Medicaid (Gesundheitsfürsorge für Menschen mit geringem Einkommen) sowie Krankenversicherung bewirkt. In Westeuropa führte eine entsprechende Politik in sozialen Marktwirtschaften und der Europäischen Union zu gut funktionierenden Wohlfahrtsstaaten, die Arbeitern in den Städten, Bauern, Handwerkern und kleinen Unternehmern ein besseres Leben mit erweiterten Möglichkeiten boten. Die Arbeitszeiten wurden kürzer und die Urlaubszeiten länger, während die Kaufkraft stieg und gesunde, jugendliche Rentner den Ruhestand als ein »goldenes Zeitalter« zu verstehen lernten.
    In den letzten 20 Jahren ist hier allerdings ein Wandel zu beobachten. Die Menschen in den reifen Volkswirtschaften vermelden keine Steigerung des Wohlergehens mehr. Ihr Pessimismus ist begründet. In Zukunft wird es ihnen schlechter gehen.
    Meiner Meinung nach treten wir in eine Zeit wachsender Polarisierung ein, in wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und ökologischer Hinsicht. In reifen Märkten wird es mehr Arme und mehr Ungerechtigkeit geben – eine Polarisierung zwischen der verarmten Mehrheit und den wenigen Glücklichen. In den Schwellenländern werden wir auf weniger Armut stoßen – eine wirtschaftliche und soziale Evolution ähnlich der in den reifen Märkten nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie holen auf, während die Reichen im Westen zurückfallen. Beide werden jedoch gleichermaßen eine allgemeine Verschlechterung der Umweltbedingungen und eine zunehmende Häufigkeit und Schwere von Extremwetterlagen erleben, was die Volkswirtschaften überall, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, treffen wird. Die Schwellenländer werden lernen müssen, mit dem immer stärker hervortretenden Klimawandel umzugehen; das reicht von Soja und Weizen in den argentinischen Pampas, denen ein Zuviel oder ein Zuwenig an Regen zusetzt, bis zu Rohrleitungen und anderen Infrastruktureinrichtungen im russischen Sibirien, die wegen der absinkenden Tundra aufbrechen.
    Insgesamt erwarte ich, dass die internationale Gemeinschaft keine robusten Emissionsbegrenzungen einführen wird, bevor das Unheil über uns hereinbricht, und dann werden Strategien und finanzielle Mittel in Notfallmaßnahmen und Sanierung investiert werden, da man Prävention für nicht mehr machbar hält. Reife Volkswirtschaften werden zurückfallen, weil sie es nicht schaffen, sich zu modernisieren und ihre industrielle Infrastruktur grün umzubauen. China wird das Spiel gewinnen – in den Bereichen Wind, Solar, Batterietechnik und Schienenverkehr.
    Sehr vereinfacht gesagt, liegt die Ursache für die wiederholten Krisen im Westen im Triumph des Finanzkapitalismus, unterstützt und begünstigt durch seine neoliberalen Institutionen – die US-Notenbank, das US-Finanzministerium, den Internationalen Währungsfonds, die Europäische Zentralbank, das internationale Patentrecht – und verbunden mit der Regierungsübernahme durch eine Oligarchie aus Unternehmen und Finanzwirtschaft. 5 Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel das nordische Modell mit seiner
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