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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Autoren: Jorgen Randers
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physischen Tragfähigkeit des Globus einfügt. Aber nicht nur das. Es wird auch einen Wandel bei den weicheren institutionellen Leitvorstellungen geben wie Kapitalismus, Demokratie, einvernehmlicher Teilung der Macht und der Haltung des Menschen zur Natur.
    Zum Glück habe ich mir in diesem Buch »nur« eine Prognose der globalen Entwicklung bis 2052 vorgenommen – und nicht der ganzen Zeitspanne, bis Nachhaltigkeit endgültig etabliert ist. Das vereinfacht die Aufgabe enorm, da ich (wie man in späteren Kapiteln sehen wird) die eigentlich kritische Situation erst knapp jenseits des Zeithorizonts meiner Prognose erwarte, das heißt in den Jahrzehnten nach 2052. Trotzdem gibt es viele Fragen, die sich der Menschheit in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts stellen werden. Um eine umfassende und in sich stimmige Prognose erstellen zu können, muss ich mir zu jeder dieser Fragen eine Meinung bilden.
    Nach langem Nachdenken und ersten Arbeiten an vorläufigen Versionen meiner Prognose bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die nächsten 40 Jahre ganz stark davon beeinflusst werden, wie wir mit fünf zentralen Fragen umgehen. Es sind dies alles Fragen, die die immateriellen Systeme und Konzepte betreffen, von denen unser tägliches Leben geprägt wird: Kapitalismus, Wirtschaftswachstum, Demokratie, intergenerationelle Gerechtigkeit und unser Verhältnis zum Klima auf der Erde. In allen Fällen wird bereits jetzt hinterfragt, ob das derzeitige Vorgehen zielführend ist. In allen Fällen werden in den kommenden 40 Jahren teilweise Antworten formuliert werden, gefolgt von einem gewissen Wandel in Konzepten, Werten und Perspektiven. Man sollte allerdings keinen sofortigen Wandel erwarten. Systemveränderungen brauchen Zeit. Die Zeit nach einem Paradigmenwechsel gleicht jedoch der Zeit nach einem Erdbeben: Die neue Lage ist verändert und stabil zugleich.
    Es empfiehlt sich, die fünf Fragen eine nach der anderen abzuhandeln. Um die Diskussion zu vertiefen, nehme ich zu jeder Frage die Sicht eines Experten mit hinzu, der auf mögliche globale Entwicklungen in den Jahren bis 2052 eingeht.
Das Ende des Kapitalismus?
    Bei der Schaffung globalen Wohlstands hat der Kapitalismus in den letzten Jahrhunderten Wunder bewirkt, und dieses System zur Allokation menschlicher Aktivitäten dominiert heute die Weltwirtschaft. Mit Erfolg hat der Kapitalismus Aufmerksamkeit und Kapital bei solchen Organisationen gebündelt, die zahlungswilligen und zahlungsfähigen Kunden Güter und Dienstleistungen zur Verfügung stellen können. Wann immer sich die Nachfrage verlagert, nimmt das kapitalistische System eine Umverteilung der Aktivitäten vor und leistet damit seinen Beitrag zur kontinuierlichen Neustrukturierung und zum ständigen Wachstum des gesellschaftlichen Kuchens. Im gleichen Prozess führt aber ein unkontrollierter Kapitalismus zur Konzentration des Reichtums in immer weniger Händen. Es gibt also eine wachsende Zahl an Kritikern, die auf die ungerechte Verteilung von Erfolg in dem System hinweisen. Die Verteidiger des Kapitalismus haben darauf immer geantwortet, dies sei Aufgabe der Politiker. Da aber Politiker, insbesondere in demokratischen Gesellschaften, offenbar nicht in der Lage sind, ausreichend Steuern zu erheben und umzuverteilen, wird der Kapitalismus diesen Vorwurf nicht los.
    Beschäftigung ist das wichtigste Verteilungsinstrument in der kapitalistischen Wirtschaft. Wer einen Job hat, erhält ein Stück vom Kuchen. Nicht unbedingt ein gerechtes Stück, aber immerhin etwas. Wer keinen Job hat, bekommt gar nichts, außer er lebt in einem Land, in dem der Staat Arbeitslosen ein Einkommen sichert. Ein Ausgleich für Arbeitslosigkeit ist jedoch normalerweise, was Höhe und Dauer der Zuteilung betrifft, ziemlich begrenzt. Deshalb ist Arbeitslosigkeit in allen kapitalistischen Gesellschaften so gefürchtet und deshalb gerät der Kapitalismus auch jedes Mal, wenn die Arbeitslosenzahlen steigen, unter Beschuss.
    Infolge von Phasen wirtschaftlichen Abschwungs, die wir in jüngster Zeit erlebt haben, insbesondere nach dem Abschwung von 2008, nahm die Arbeitslosigkeit zu und schon wird die Kritik am kapitalistischen System wieder lauter. Ganz praktisch gesehen heißt die grundlegende Frage: Wird es genügend neue Arbeitsplätze geben? Oder werden wir eine beschleunigte Entwicklung haben bei Arbeitslosigkeit, Ungerechtigkeit und schließlich Auflehnung gegen den Kapitalismus – zumindest in den Ländern, wo der Kapitalismus nicht
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