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2050 - SEELENQUELL

Titel: 2050 - SEELENQUELL
Autoren: Unbekannt
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ließ Bostich ihn in dieser Version spielen.
    Zum einen wegen der Ehrengäste, die nicht so recht wußten, was sie mit der Darbietung anfangen sollten. Und er hatte im großen Saal der Imperatoren im Kristallpalast alles zusammengerufen, was im Imperium Rang und Namen hatte. Sie waren zwar einiges gewohnt, was die Launen des Imperators und seine Auftritte betraf, aber das ...
    Ja, diese Version des Marsches war auch ein direkter Affront gegen Atlan. Bostich hatte es sich zuvor nicht eingestehen wollen. Erst vor wenigen Sekunden, als er den Saal der Imperatoren betreten hatte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.
    Ja, er war eifersüchtig auf Atlan. Weil große Teile seiner Untertanen den letzten Gonozal noch immer für den einzig wahren Imperator hielten. Weil Atlan der Inbegriff eines Arkoniden überhaupt war. Weil seine Leistungen, seine Errungenschaften, sein Ruhm und Ansehen noch immer einen großen Schatten auf Imperator Bostich warfen. Noch. Aber nicht mehr lange.
    Imperator Bostich nickte knapp, und drei Hundertschaften riesiger Naats marschierten in den Saal. Genau wie damals, wie kurz vor dem Tod von Gonozal VII.
    Wider jede Vernunft hoffte Bostich, daß Atlan diese Veranstaltung verfolgte. Zwar galt er schon seit über einem Jahrzehnt als verschollen, aber das hielt der Imperator für eine Finte.
    Atlan Gonozal war nicht totzukriegen. Bislang war ihm niemand gewachsen gewesen. Hatte kein Arkonide aus seinem Schatten treten können. Aber das würde sich mit dem heutigen Tag ändern.
    Der heutige Tag war sein Tag.
    Wenn schon nicht Atlan, so würde zumindest die Führungsspitze der LFT diese Zeremonie mit Argusaugen verfolgen. Die Veranstaltung wurde von den stärksten Hypersendern des Systems in die gesamte Galaxis übertragen. Das Imperium ließ die Sendung in sämtliche wichtigen Relaisnetze einspeisen, natürlich auch in GALORS, und hatte auf den wichtigsten Welten der Milchstraße eigens Sendezeit reserviert.
    Die Lautstärke schwoll an, und Bostich ließ den Blick über das Orchester gleiten. Die Musiker bearbeiteten ihre Instrumente mit voller Kraft ihrer Arme und Lungen, und der Imperator war überzeugt, daß die Galaxis kaum eins davon schon jemals gesehen, geschweige denn gehört hatte. Es waren die seltsamsten, die sein Zeremonienmeister im gesamten Imperium hatte auftreiben können.
    Das Orchester spielte den Marsch so verfremdet, daß die Melodie kaum noch zu erkennen war.
    Vielleicht habe ich mit dieser disharmonischen Fassung des Marsches einen Fehler gemacht, dachte Imperator Bostich. Der Marsch der Imperatoren wurde mindestens so häufig gespielt wie die Hymne auf Akon-Akon oder Dank an Toscar für seine ewige Hilfe. Wahrscheinlich hätte Atlan für diesen Affront nur ein müdes Lächeln übrig gehabt.
    Falls er noch lebte. Sollte er tatsächlich tot sein oder auf Nimmerwiedersehen verschollen, hatte Bostich einen Dorn weniger im Fleisch.
    Der Imperator korrigierte den möglichen Fehler. Er nickte fast unmerklich, und die Töne wurden langsam harmonischer und schmerzten nicht mehr ganz so stark in den Ohren.
    Außerdem mußte der Zeitplan eingehalten werden. Schließlich hatte er auf den verfeindeten Welten keine unbegrenzte Sendezeit gekauft.
    Der Marsch der Imperatoren endete in einer mitreißenden, harmonischen Melodie, die sehr viel vom Glanz und Ruhm des Imperiums vermittelte. Aber bei weitem nicht alles. Das war unmöglich. Denn er war zu einer Zeit komponiert worden, als noch niemand den Weitblick gehabt hatte, an das Huhany'Tussan auch nur zu denken, geschweige denn es zu proklamieren.
    Die Musik verstummte, und die Ehrengäste erhoben sich von ihren Rängen und spendeten stehend Applaus.
    Selbstverständlich trug jede dieser Persönlichkeiten unsichtbar ein KrIso-Netz im Haar, genau wie auch er.
    Imperator Bostich I. versuchte gar nicht erst, ihre Reaktion genau einzuschätzen. Dafür waren es zu viele. Aber die Syntroniken hatten alles im Blick. Kein einziger Ehrengast würde ihnen entgehen. Und die automatische Auswertung würde ihm verraten, wer zurückhaltend Beifall gespendet hatte und wer vielleicht sogar gar nicht. Wer es gewagt hatte, seine Entscheidung, den Marsch der Imperatoren zuerst verfremdet und disharmonisch spielen zu lassen, auf diese Weise zu kritisieren.
    Selbst in diesem Augenblick von Arkons Glanz und Ruhm durfte er in seiner Wachsamkeit nicht nachlassen.
    Die Techniker arbeiteten perfekt. Aus dem Nichts flammte Illumination auf. Es waren keine
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