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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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abkaufen. Das wussten beide, Shlomi und er.
    »Hast schon viel aufgewendet für die Schattenjagd, was, Ramidele?« Der Mann mit den weißen Schläfenlocken nickte bedächtig. »Geh zum Hafen! Aber lass die meshpooke zurück.« Er wies auf die Soldaten. »Sonst erfährst nix!«
    Ramid verbeugte sich. »Barak Reephis o fek! ( Der Segen des Reephis sei über dir! )«, wünschte er und verbesserte sich hastig. »Äh – barak Donai o fek!«
    »Schon gut, Ramidele.« Der alte Mann lächelte. »Nu lauf!«
    Das ließ sich der Königliche Soldatenführer nicht zweimal sagen. Shlomi schien das Wort Bezahlung vergessen zu haben, und Ramid wollte nicht warten, bis es ihm wieder einfiel.
    Schon berührten seine Sandalen die Straße, schon wehte kostenloser Nordwind über seinen bulligen Nacken. Die Haare daran sträubten sich im nächsten Moment. Dann nämlich, als Shlomi plötzlich hinter ihm her rief: »Oi! Wer ist die fremde Frau im Städtele?«
    Ramid machte, dass er weg kam.
    ***
    Die Sonne sank. Das war in Egeeti ein kurzes Schauspiel, anders als drüben in Euree, wo der Sommerabend angenehm lange währte mit seinem Dämmerlicht, dem Amselgesang und – früher wenigstens – der Stimmung im Biergarten.
    Hier, an der Pforte zum Orient, war das nie so gewesen.
    Schon vor Kristofluu hatte es die Sonne immer eilig gehabt zu verschwinden. Ein kurzes, dafür aber gewaltiges Flammenspiel, ein bisschen Blau hinterher, das war’s.
    Niemand hatte sich je darüber beklagt. Und warum auch, folgte dem Abend doch ein Göttergeschenk: arabische Nächte, die Wiege aller Märchen. Eine Sinfonie aus betörenden Düften; aus Musik, Speisen, Gold und schönen Frauen.
    Nasrallah ben Kufri knotete sich ein Tuch um die Lenden, während er aus dem Zelt trat. Dabei warf er einen flüchtigen Blick zurück auf die Sklavin. Sie lag breitbeinig hingestreckt auf seinem Lager, erschöpft und nass geschwitzt. Ihr Lächeln sagte ihm, dass sie die Flucht vor den Mossari mit ihm nicht bereute – und auch sonst nichts.
    Weiber!, dachte er und wandte sich ab.
    Er schlenderte ein Stück von den Zelten fort, ohne Ziel. Es tat ihm gut, mit bloßen Füßen über das Gras zu laufen und den Abendwind die Spuren heißer Leidenschaft an seinem Rücken kühlen zu lassen. Überhaupt tat es gut, hier zu sein. Hier in Harankash.
    Wenn man durch die geheimnisvolle Oase der Berba schritt, konnte man sich kaum vorstellen, dass nur ein paar hundert Meter weiter an allen Seiten die Wüste begann – Meilen um Meilen nichts als brennend heißer Sand. Bis zum Horizont.
    Harankash war darin eingebettet wie ein grünes Juwel.
    Diesen Ort, den Nasrallahs Volk für sich beanspruchte, musste zu Pharaonenzeiten jemand gekannt haben. Davon zeugten uralte Kanäle und Becken, die das Wasser der beiden unterirdischen Quellen auffingen, sowie eine Tempelruine und das Stufenlabyrinth. Es begann sechs Meter unter der Erde, und es führte an rätselhaften Statuen vorbei in eine Tiefe, die kein Ende nahm. Etwas lebte da unten, so viel wussten die Berba.
    Mehr wollten sie nicht wissen.
    Nasrallah wanderte durch einen Palmenhain, in dessen Scheinbrunnen das Gold des Stammes verborgen war, als der Wind fernes Wiehern heran trug. Die Zaraks antworteten von den Stallzelten her, und der junge Wüstenkrieger beschleunigte seine Schritte, um den Ankömmling zu begrüßen.
    Ein fuchsfarbener Hengst kam heim, mit wehender Mähne, die im Licht der Abendsonne wie Feuer flammte. Sein Reiter brachte ihn zum Halten, dass der Sand nur so flog, und sprang ab.
    »Neuigkeiten aus El Kahira«, sagte er.
    »Ich hoffe, sie sind gut, Tarek.« Nasrallah trat neben den Zarak und schob eine Hand unter dessen Mähne. Das Fell war warm, aber trocken, was die starke Kondition des Hengstes bewies.
    »Denke schon.« Tarek fasste die Zügel kurz. Es war notwendig, das Pferd noch eine Weile zu bewegen, damit es nicht nachschwitzte und sich womöglich erkältete. Die Männer gingen ein Stück mit ihm spazieren, unter Palmen und blühenden Tamarisken her, vom Geräusch plätschernder Wasserläufe begleitet.
    Hengst und Reiter gehörten zu einer Truppe, deren Aufgabe es war, Informationen zügig nach Harankash zu bringen. Bei Bedarf errichteten die Berba Stützpunkte zwischen den großen Städten und der Oase; dadurch konnten ihre Kuriere die Pferde wechseln und kamen erheblich schneller ans Ziel. Nasrallah hatte auf dem heutigen Ritt aus dem Nildelta solche Etappenposten zurück gelassen. Es hatte sich gelohnt, wie Tarek
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