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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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er sich mit zahnlosem Grinsen an Hadban und sagte etwas auf eegetisch. Es klang wie Raucherhusten.
    »Dauert einen Moment«, übersetzte der Sklavenhändler.
    In den Röhren begann es zu scharren, als würden lauter harte Füße die Wände herunter laufen. Zwei von ihnen erschienen kurz darauf in der Öffnung, gefolgt von einem kugelrunden schwarzen Hintern aus Chitin. Stricke hingen an den Seiten herunter.
    »Was ist das?«, fragte Daa’tan.
    »Ein Skaik.« Hadban stellte sich rücklings vor den zahmen Riesenskarabäus und hob die Arme. Der Brückenwächter band ihm schweigend die Halterung um, dann klopfte er an den Panzer und trat zurück.
    »Wir sehen uns oben!«, sagte Hadban, als sich der Käfer in Bewegung setzte.
    ***
    El Kahira. Die Siegreiche wurde sie genannt, und siegreich war diese uralte Stadt am Nil. Das Herz Egeetis schlug in ihr, so machtvoll wie nirgends sonst. Und so lange schon.
    Von ihren Ufern aus hatte man den Bau der Pyramiden verfolgt. Mameluckenkrieger hatten hier das arrogante Lächeln aus Napoleon Bonapartes Gesicht gewischt, indem sie die eigenen Schiffe in Brand schossen, während der Korse tatenlos zusah, nicht ahnend, dass sich der gesamte Staatsschatz Ägyptens an Bord befand. Englische Truppen waren einmarschiert und wieder abgezogen, die Israelis hatten ihren Sieben-Tage-Krieg verübt, Archäologen vieler Nationen hatten die Gräber geplündert.
    Und »Christopher-Floyd« hatte alle zur Hölle geschickt.
    Nur die Stadt war geblieben. El Kahira. Die Siegreiche – mit ihren Moscheen, Gärten und Prachtbauten, den tausendjährigen Olivenbäumen, der riesigen Nekropole aus Pharaonenzeiten, den Skeletten himmelhoher Wolkenkratzer…
    und natürlich dem Basaar. Er stand auf den Trümmern der Sh ri’ el-Qasr el-’Eini, die sich durch das einstige vornehme Botschaftsviertel zog. In Zeiten, als die Frauen ausländischer Gesandter hier entlang flaniert waren, strotzten die Auslagen der Händler nur so von Schmuck und Antiquitäten. Das hatte sich zwischenzeitlich geändert; nicht aber die Faszination, die der Basaar von El Kahira auf seine Besucher ausübte.
    »Hoinx!«, machte Daa’tan, während er mit glänzenden Augen an den Tischen der Waffenhändler entlang ging. Vom winzigen Dolch bis zum mächtigen Krummschwert gab es hier alles zu kaufen, was das Herz eines Neunzehnjährigen begehrte.
    Aruula tippte ihm auf die Schulter.
    »Sieh mal, ob du irgendwo ein Schwert findest!«, rief sie gegen den Lärm feilschender Kunden und Händler an. Der Basaar hatte eben erst geöffnet und platzte schon aus allen Nähten. »Ich meine ein normales Schwert, kein krummes wie die Waffen der Mossari.«
    Beim letzten Wort fuhren etliche Leute herum. Hadban rief ihnen hastig etwas zu, und sie wandten sich wieder ab, wenn auch misstrauisch.
    »Erwähne den Namen besser nicht!«, warnte er Aruula.
    »Die Leute hier kennen die… äh… Schwarzen, und sie fürchten sich vor ihnen.«
    »Ist gut.« Aruula nickte und ließ ihn stehen. Es gab so unendlich viel zu bestaunen! Da waren lange Reihen von Säcken, prall gefüllt mit bunten Gewürzen. Sie dufteten betörend. Ein Bauer hatte ein Dutzend weißer Enten hergebracht, alle an denselben langen Strick gebunden. Er versuchte sie anzupreisen, was nicht leicht war bei ihrem empörten Geschnatter und den ständigen Fluchtversuchen.
    Der Händler neben ihm bot etwas feil, das Aruula noch nie gesehen hatte. Nachtmacher hießen die kleinen schwarzen Dinger, erklärte ihr Hadban. Sie waren wie Augen geformt, mit einem Bügel dazwischen und gekrümmten Stäben an den Seiten. Als der Händler Aruulas Staunen bemerkte, trat er vor und setzte ihr einen Nachtmacher auf die Nase.
    Die Barbarin schrie entsetzt: »Ich sehe nichts mehr! Wudan hat den Tag ausgelöscht!«
    »Aber nein.« Hadban zog ihr die Sonnenbrille ab und gab sie dem Mann zurück. »Das ist ein harmloses Ding aus der Zeit der Alten. Keine Ahnung, was sie damit wollten. Vielleicht liebten sie die Dunkelheit. Sie lebten ja darin.«
    Beim Weitergehen erzählte Hadban der Barbarin, dass in Egeeti lange Zeit die Nacht regiert hatte. Es war eine furchtbare Nacht ohne Ende gewesen, mit heulenden Sandstürmen, grauem Schnee und etwas Unsichtbarem in der Luft, das tötete. Wer ihm entkommen wollte, musste in die Stadt der Toten fliehen, zu den Bettlern. Die uralten Gräber dort waren aus massivem Fels, da drang nichts durch.
    »An den Innenwänden war eine Bilderschrift, so wie die hier.« Hadban nahm eine kleine
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