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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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jetzt bewies.
    »Dein spezieller Freund ist mit seinen Soldaten zum Schiff geeilt, um die Frau zu retten!«, sagte er grinsend.
    »Das sollte er auch. Deshalb habe ich Ramid ja von ihr erzählt.« Nasrallah schüttelte den Kopf. »Er ist so berechenbar! Seit er im Hurenhaus von El Nazeer war, weiß ich alles über ihn. Drei Kupferpjaster hat es mich gekostet, die Weiber zum Reden zu bringen, und was war das für ein gutes Geschäft! Er hat ihnen sein ganzes Leben vorgeplappert, statt sie herzunehmen. Einschließlich seiner geheimen Wünsche.«
    »Interessant?«
    »Wenn man nicht schlafen kann, vielleicht.« Nasrallah lachte lautlos. »Und? Hat er die weizenblonde Frau gerettet, von der er so heftig träumt?«
    Tarek zog die Brauen hoch. »Das hat er den Huren auch erzählt?«
    »Das – und Etliches mehr. Nun rede!«
    »Die Frau ist nach El Kahira gegangen. Er hat die Brücke benutzt, wie erwartet. Ich bin ihm gefolgt. Darin!« Tarek deutete auf seine Verkleidung, eine fleckige Dschellaba. Er schilderte Ramids Begegnung mit der fremden Kriegerin im Basaar, und wiederholte dessen Befehl an die Soldaten. »Sie sollen die Stadt nach dir absuchen und dich festnehmen!«
    »Oh, gut! Das hält sie eine Weile auf Trab«, sagte Nasrallah. »Sonst noch was?«
    »Ja.« Tarek nickte. »Ramid hat Shlomi besucht. Danach ist er zum Hafen gerannt.«
    Nasrallah wurde nachdenklich. Auf dem Nil waren neben den Handelsseglern, den so genannten Ersten des Westens, zwei Schiffstypen unterwegs: die dickbauchigen Barken, die man Zeichen der Ewigkeit nannte, und die mächtigen Galeeren, Das Auge des Horus. Letztere gehörten dem König, da brauchte man nicht lange nachzufragen. Die Besitzer der anderen Großen ließen sich ebenfalls ermitteln, wenn auch mühsam.
    »Er sucht den Namen!«, raunte Nasrallah erstaunt.
    »Entweder ist Ramid doch nicht so dumm, wie ich dachte, oder Shlomi hat ihm diese Idee verkauft!« Er nickte. »Ja, das klingt wahrscheinlicher. Na, egal. Hauptsache, er ist beschäftigt, während ich den Schatten jage.«
    »Du glaubst, der lebt noch?«
    »Es war sein Schiff, das in Flammen aufgegangen ist, keine Frage. Wir hatten die Information, wann es kommen würde, und es kam. Aber ich bezweifle, dass er an Bord war.«
    Tarek fragte überrascht: »Also stimmte es gar nicht, was sie uns in Abydos erzählt haben? Dass der Schatten auf dieser Fahrt mehr Beute aus dem Land schaffen würde als je zuvor?«
    Nasrallah lächelte. »O doch, das stimmt! Wozu sonst hätte er sich plötzlich ein so großes Schiff kaufen sollen? Er wird es auf der Rückfahrt voraus geschickt haben, als Köder für die Mossari, und ist irgendwo mit seinem Gewinn an Land gegangen.« Er sah Tarek an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Schatten ab jetzt nicht mehr zuschlägt. Es ist zu gefährlich geworden, seit der König tausend Goldpjaster auf seinen Kopf ausgesetzt hat.«
    »Er taucht ab?«
    »Das tut er.« Nasrallah nickte. »Und er kommt an einer anderen Stelle wieder hoch. In neuem Gewand, sozusagen. Das sollte nicht schwer sein, schließlich kennen selbst wir bis heute sein Gesicht nicht. Also. Was hat er vor?«
    Tarek hob die Schultern. »Sag du’s mir!«
    »Tja«, sagte Nasrallah. »Der Schatten müsste inzwischen ein Vermögen besitzen, er und seine Bande. Hier in Egeeti kann er große Goldmengen nicht ausgeben, das würde auffallen. Wenn er trotzdem ins Land zurückkehrt, bedeutet das: Er hat das Gold gegen irgendetwas eingetauscht.«
    »Dann finden wir ihn nie!«, meinte Tarek enttäuscht.
    »Doch, wir finden ihn.« Nasrallah blieb stehen. »Denk mal nach, Tarek! Warum rafft jemand Reichtum zusammen und sichert sich treue Gefolgsleute? Weil er an die Macht will! Alle Bezirke Egeetis werden von Mitgliedern der königlichen Familie verwaltet. Nur eine Stadt ist so weit abgelegen, dass der lange Arm Menandis sie nie erreicht.«
    Tarek sah auf. »El Assud?«
    »El Assud«, bestätigte Nasrallah. »Das Paradies der absolut Gottlosen.«
    »Aber der Gaufürst dort…«
    »Lebt noch«, fiel Nasrallah dem Berba ins Wort. »Es könnte allerdings sein, dass seine Tage gezählt sind, wenn der Schatten eintrifft. Ich habe so ein Gefühl, dass er in El Assud ein großes Ding plant! Deshalb reiten wir da hin. Gleich morgen früh.«
    »Um den Fürsten zu warnen?«, fragte Tarek.
    Nasrallah bog den Kopf zurück und begann schallend zu lachen. Er lachte noch immer, als er sein Zelt betrat und beim Eintreten das Hüfttuch abzog.
    ***
    Dunkelheit entfaltete
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