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2048 - Insel des Friedens

Titel: 2048 - Insel des Friedens
Autoren: Unbekannt
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Lebensgefährtin.
    Unsere Gesichter waren in feuriges Licht getaucht, Tess' Augen zusammengekniffen, meine geschlossen. Dennoch sah ich, dass Pastelllicht die verwinkelte, von ineinander geschachtelten Gebäuden, Dächern, Kuppeln und Türmchen geprägte Ansiedlung am Äquator Thorrims übergoss.
    Tiefe Schatten erfüllten die Gassen, verwandelten sie in bodenlose schmale Schluchten. Ein Heer Glühwürmchen schien sich darin niedergelassen zu haben - nur nach und nach erloschen die kleinen, laternenartigen Leuchtkörper. Nachts verbreiteten sie ein gelbliches, heimeliges Licht und verliehen der insgesamt 23 Millionen Bewohner zählenden Hauptstadt der Thorrimer nach terranischen Begriffen ein zutiefst romantisches Flair. Hinter der gewaltigen Silhouette kletterte als blutrot flammender Ball Thorrimer in den aufhellenden Himmel. Noch glitzerten am nachtblauen Zenit DaGlauschs Eastside-Sterne, während sich vor der glühenden Kulisse am Horizont Zortengaams düsterer Schattenriss erhob.
    Die Ränder zerfaserter Wolken erstrahlten wie in flüssiges Kupfer getaucht. Zwischen ihnen und der fast hundert Kilometer durchmessenden Stadt schwirrten insektengleich unzählige Gleiter - schwarze Pünktchen mit regelmäßig blinkenden Positionslichtern. Irgendwo schrie klagend ein Mauster, dem andere der braunpelzigen Nutztiere antworteten. Auf den blassgrünen Blättern von Klaaf-Hecken und denen der kugelkronigen Leva-Bäume glitzerte Tau. Vereinzelt wogten in der Ferne kniehohe Dunstschwaden über die Steppe, als handele es sich um abgerissene Bärte. Ich erkannte, dass Tess' Hand nach meiner griff, dass sich unsere Finger verschränkten. Zischend saugte sie die frische Morgenluft in die Lungen, verstärkte unwillkürlich den Druck, der augenblicklich erwidert wurde. Mein Körper reagierte unbewusst, während mein Ich ins Außerhalb hinaus geglitten war; transpersonal - über die Person hinausgehend. Traumtänzer und Para-Träumer wurde ich auf Grund meiner Fähigkeit genannt.
    Längst war diese paranormale Begabung von mir durch ständiges Training perfektioniert worden, so dass prädormitale Befehle und mentale Selbstprogrammierungen sogar bei bewusst herbeigezwungenem „Sekundenschlaf" wirksam werden konnten. Ich hatte die Kräfte zu beherrschen gelernt, wurde nur noch in Ausnahmefällen ohne mein Zutun im Traum an andere Wesen gekoppelt, die unter einem besonderen psychischen Druck standen.
    Die Beherrschung war auch notwendig gewesen - ohne sie hätte mich sonst das unglaubliche Leid der Flüchtlinge damals, Ende April 1291 NGZ, zerbrochen, wahnsinnig werden lassen.
    Zwar war es mir weiterhin möglich, in den Träumen anderer als reale Gestalt aufzutreten und in diesen Fällen mit ihnen zu kommunizieren. Aber das „Traumtanzen" ging weiter, hatte inzwischen fast den Status eines, wie es die Para-Wissenschaftler im Tower nannten, Zerotraums erreicht. Definiert als paranormal aktiver, jedoch körperlich passiver Zustand, war ich in der Lage, mein Bewusstsein beziehungsweise meinen Wahrnehmungsfokus vom Körper zu lösen, in Nullzeit sogar große Entfernungen zu überbrücken und in gewissen Grenzen dann auch telepathisch zu kommunizieren. Du bist noch ganz nahe, signalisierte Tess in meine Gedanken hinein; der Griff ihrer Hand verstärkte sich abermals.
    Ja, antwortete ich lautlos. Dein Anblick bannt mich förmlich ... Langsam drehte sie den Kopf, sah lächelnd in jene Richtung, aus der Sie meine geistigen Impulse esperte. Die pechschwarzen Haare meiner hochgewachsenen, 1,78 Meter großen und sehr schlanken Freundin waren fingerlang, wirr und struppig; die dunkle Umrandung des Augen-Makeups verlieh ihr einen übernächtigt wirkenden, zugleich geheimnisvollen Ausdruck. Er faszinierte mich immer noch wie am ersten Tag! In den dunkelbraunen Augen schienen goldene Fünkchen zu tanzen. Amüsierte Schwingungen umgaben Tess für einen Augenblick. Tess Qumisha - ich liebe dich!
    An ihrem rechten Ohr baumelte ein verschlungener Anhänger mit einem dunkelgrünen Kristall in der Mitte; im linken hing am oberen, ein wenig spitz zulaufenden Rand ein schmaler Goldring. Tess hatte vor wenigen Tagen ihren 31. Geburtstag gefeiert, das Mädchenhafte jedoch nicht verloren.
    Unter dem dünnen Mantel trug sie ebenfalls schwarz gehaltene Kleidung: Trägershirt, enge Hose, breiter Gürtel, Stiefeletten.
    Frösteln durcheilte ihren Leib. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen, und aus ihren Gedanken wusste ich genau, dass sie
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