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2048 - Insel des Friedens

Titel: 2048 - Insel des Friedens
Autoren: Unbekannt
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hinauf, dessen drei Augen handspannenweit ausgestreckt waren. Die Doppelreihe der Kegelzähne im klaffenden Rachen standen in scharfem Kontrast zur Sanftheit, mit der der Haluter plötzlich redete: „Meine Kleinen, es tut mir so furchtbar leid ... Ich ..."
    „Bei Arkons Göttern!" entfuhr es mir. Ich verstummte jedoch, als ich die unendliche Traurigkeit in den drei glühenden Augen entdeckte. Blo Rakanes Elter-Instinkte dominierten, und als er dann zu sprechen begann, verwandelten sich die Worte schon nach den ersten Sätzen in merkwürdig weit entfernte und unwirklich klingende Geräusche.
    Er berichtete vom Schicksal der Monochrom-Mutanten, ihrer genetischen Programmierung als Folge ihrer Monos-Herkunft, ihrer Unfruchtbarkeit - und von ihrem unweigerlich bevorstehenden Tod. Tess' Zittern wurde zum heftigen Beben. Wir starrten einander an, wollten das Gehörte nicht glauben. Ich hatte das Gefühl, der Boden öffne sich unter meinen Füßen, lasse mich in einen unendlichen Abgrund stürzen.
    In Tess' Augen erschienen Tränen, auch mein Blick verschwamm. Nur am Rande bekam ich mit, dass die riesigen Hände des Haluters nach uns griffen und uns Halt gaben. Meine Beine waren weich, Tess klammerte sich an mich, ich mich an sie.
    Genetisches Programm... Es führt unweigerlich zum Tod! Etwas Eisiges, Stechendes, mörderisch Schmerzendes jagte durch meine Brust, wühlte sich in mein Herz, zerfetzte es.
    Tod! Tod! Tod!
    Sie wird unweigerlich sterben! Tess wird bald sterben! Das kann nicht ... das darf nicht ...
    „Nein!"
    Unser gemeinsamer Schrei umfasste sämtliche Verzweiflung, die in diesen Augenblicken über uns hereinstürzte. Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf, der gleichzeitig doch leer war. Völliges Unverständnis! Unglauben! Nicht Tess! Nicht sie! Und doch - irgendwie hatten wir beide etwas geahnt, zumindest, dass Unheil bevorstand. Unheil - bitteres Lachen kitzelte in meiner Kehle, die unvermittelt zugeschnürt war. Das war mehr als Unheil, das war... Es gab keine Worte, kein Begreifen. „Es ... tut mir so leid, meine Kleinen."
     
    *
     
    Die Katastrophe schien unausweichlich, der Untergang nicht aufzuhalten. Einzige Hoffnung waren die sechs Superintelligenzen, die im Zeichen von Thoregon in den Kessel vorstießen. Sie hatten das Thorrtimer-System in eine bebenfreie Zone verwandelt und zum Ziel eines unglaublichen Flüchtlingskonvois gemacht, der schließlich mehr als eine halbe Million Raumschiffe aller Größen umfasste. Die letzten Tage vor dem prognostizierten Superbeben waren geprägt von tiefster Verzweiflung. Überall aus der Zwillingsgalaxie liefen die Hilfe- und Notrufe ein, kündeten die Datenübertragungen der 11.000 Bebenwacht-Stationen - sofern sie überhaupt den Ring von Zophengorn erreichten oder noch funktionierten - von weiteren Kesselbeben, deren Gesamtzahl fast exponentiell anstieg. 50.000 - 100.000 - 200.000 – oder mehr. Niemand wusste es genau zu sagen. Jedes stand für lodernde Sonnen, zerstörte Planeten, das Auslöschen primitiven wie hochentwickelten Lebens. Tod und Leid und Verzweiflung verwandelten sich in leblose, letztlich außerhalb des wirklichen Verständnisses liegende Statistiken des Ring-Großrechners. Zahlen und Diagramme. Kartensimulationen mit weiteren Schraffuren; mehr und mehr.
    Unerbittlich umspringende Digitalkolonnen der noch verbleibenden Zeit. Krisensitzungen von Direktorium und Manual-Komitee drehten sich nur im Kreis, irgendwann erstarben die letzten Diskussionen; zu groß war das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins.
    Fast unbeachtet blieb schließlich sogar die Meldung, dass sich beim Kessel mehrere Millionen Raumschiffe unbekannter Herkunft versammelten, dass hier eines der größten militärischen Machtpotentiale aufmarschierte, die dieser Teil des Standarduniversums je gesehen hatte. Zu jeder anderen Zeit wäre es eine Sensation gewesen, jetzt rief es nicht einmal ein Achselzucken hervor. In Trance wurde das Superbeben erwartet, in einem gelähmten Zustand, der einem Fiebertraum gleichkam. Manche hielten der Belastung nicht stand, Todesangst und Verzweiflung verwandelten sie in Amokläufer. Andere legten selbst Hand an sich, wollten nicht untätig auf den Tod warten, sondern selbst darüber bestimmen, wie und wann genau er eintrat.
    Wieder andere dämmerten vor sich hin oder entwickelten eine hektische Aktivität, um noch all das zu erledigen, was ihnen auf der Seele brannte: ein letztes Gespräch, ein letzter Rausch, noch einmal den
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