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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean
Autoren: Unbekannt
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Borphin?"
    „Du bist nicht unser Anführer", murrte der alte Fischer über die Schulter zurück. „Aber ich bin die, die am längeren Ruder sitzt! Wir rudern direkt nach Paumyr! Wenn ihr das überhaupt noch schafft."
    „Jawohl, Frau Großkotz. Wie Frau Großkotz wünschen", maulte Borphin und spuckte verächtlich ins türkisblaue Wasser.
    Ein paar Schlappfische tauchten über die Wellen, beschnupperten das treibende Ding und zogen sich rasch wieder zurück. Täuschte sich Jamaske, oder machten die widerlichen Nacktkreaturen selbst einen angewiderten Eindruck?
    Jamaske lachte heftig auf. „Da hast du's, Borphin! Nicht einmal dämliche Wasserwürmer interessieren sich für das, was du so von dir gibst!".
    Borphin, die grauschwarzen Haare zu einem Schwanz gebunden, der ihm bis zur Hälfte des Rückens reichte, kämpfte sichtlich mit dem Impuls, von seinem Platz aufzuspringen und zu Jamaske nach hinten ins Heck zu stürmen. Da er dabei aber über zwei andere Fischer hätte klettern müssen, beschränkte er sich auf eine drohende Gebärde mit seinem schon altersfleckigen Unterarm. Er unterließ aber seine armseligen Sabotageversuche und ruderte nach einem zweiten kräftigen Ausspucken - das von den Schlappfischen diesmal gänzlich ignoriert wurde - mit allen anderen im Gleichtakt auf Paumyr zu.
    Am Horizont stieg die Inzaila erneut aus den Wellen empor: Zuerst die Wipfel des wasserblauen Blätterwalds.
    Dann das grüne und braune Wuchern von Paumyrs meterdicken, vielfach ineinander verschlungenen Luftwurzeln, über die sich die silbrig glänzenden Ranken wagemutiger Kletterpflanzen gelegt hatten.
    Und schließlich die in grellen Farben leuchtenden, terrassenförmig angelegten Felder und Blumenwiesen der Pflanzer. Die um die 500 Meter hoch aufragende Mitte Paumyrs rundumlaufenden Terrassen-Pflanzungen waren mit Bambuszäunen und Hecken vor der Erosion durch den Wind geschützt und wurden hie und da von Knäueln uralten Wurzelwerks durchbrochen, das bis tief hinab ins Innere der Inzaila reichte.
    Wie ein gigantisches, lebendes Schiff aus den Anfängen der Schöpfung durchpflügte das schwimmende Pflanzenwesen auf einer scheinbar endlos währenden Odyssee den türkisblauen Ozean von Auroch-Maxo-55.
    Und je näher die Fischer in ihrem weißen Doppelrumpfboot ihrer Inzaila kamen, um so stärker verspürten sie ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit, einen mentalen Willkommensgruß, der sich um ihre angespannten Muskeln legte und wie ein belebender Regen in ihre Zellen drang.
    Jamaske wußte plötzlich wieder, was ihr draußen auf See immer fehlte - sosehr sie das Leben als Fischerin auch liebte.
    Das Schönste am Fischerdasein war doch immer die Heimkehr. Auch wenn sie wie diesmal mit leeren Netzen stattfand.
    Ihr Boot durchquerte die heranrollenden Ausläufer von Paumyrs Bugwellen und näherte sich in seitlicher Fahrt, parallel zum Kurs der Inzaila, den Hafengrotten. Und als sie in ihr nach Rinden und Wurzeln, nach Flechten und Moos riechendes Zwielicht eintauchten, ließen alle Fischer gleichzeitig die Ruder los und vertrauten der Grottenströmung, die sie die letzten Meter sicher an ihre Anlegestelle treiben würde.
    Jamaske und die acht anderen Rautak-Fischer waren wieder zu Hause. In Paumyr.
     
    *
     
    Die Anstrengungen ihrer beutelosen Fangfahrt saßen Jamaske in allen Gliedern.
    Und nun wollte sie nur noch schlafen - und träumen. Von ihrem wunderbaren Gefährten, dessen Umarmungen auch nach dem Aufwachen wie ein Gewand aus Seide ihre Haut umschmeichelten und erst von den salzigen Winden der hohen See hinweggeblasen wurden.
    Jamaskes Fanggruppe hatte zusammen mit einigen Pflanzern in den an Paumyrs Oberfläche liegenden, zum Inselinneren offenen Gemeinschaftshöhlen gegessen und getrunken. Sie hatten sich in den Ausläufern der Gelbmohnwiesen und der tanzenden Palmenhaine ein wenig die Beine vertreten. Und jetzt tappte Jamaske mit den anderen Fischerinnen und Fischern ihrer Gruppe durch die moosigen Stollen, die hinunter zu den Ruhekavernen führten.
    Schon einige Stollenwindungen vor der schwach pulsierenden Eingangsgrotte konnte sie den auf eine herbe Art süßlichen Duft der Schlafmuscheln riechen. Das grünorganische Licht aus den Pflanzenwänden traf sie wie eine warme Welle, und das melodische Plätschern des Kavernenwassers zog sie mit Macht nach unten.
    Aber dort unten, direkt neben den im Wasser schaukelnden Schlafmuscheln, stand Klindo, der Muschelmeister, und sah ihr mit festem Blick
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