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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean
Autoren: Unbekannt
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entgegen!
    Alle Schläfrigkeit fiel schlagartig von Jamaske ab.
    Sie rannte zum Ufer hinunter und blieb erst knapp vor Klindo, der warnend die Arme von sich streckte, stehen. Hinter dem Muschelmeister ragte ihre einladend aufgeklappte Schlafmuschel aus dem Wasser - und die rubinrot funkelnde Traumperle lag noch an ihrem Platz. Klindo machte einen sehr entschlossenen Eindruck. „Es ist Zeit, Jamaske", sagte er mit ernster Stimme. „Deine Traumperle ist überreif. Du mußt dich von ihr trennen!"
    Jamaske wollte etwas erwidern, aber der Muschelmeister schnitt ihr mit einer energischen Geste das Wort ab. „Du hast dich geweigert, mir deine Traumperle auszuhändigen", sagte er. „Aber einem Wissenden wirst du die Herausgabe wohl nicht verweigern?"
    „Welchem Wissenden?" fragte Jamaske mit zurückgeworfenem Kopf. „Ich sehe hier keinen Wissenden."
    „Dann dreh dich um!"
    Jamaske drehte sich um und erstarrte.
    In einem dämmrigen Winkel der Ruhekavernen war eine meterhohe Öffnung in der zuvor völlig glatten Pflanzenwand entstanden. Das runde Loch wurde von orangefarbenen Lichtfasern erhellt, und dahinter führte ein Tunnel in eine unbekannte Tiefe.
    Aber das war es nicht, was Jamaske derart erschreckte, daß sie noch immer mit weit aufgerissenen Augen dastand und kein Wort hervorbrachte. Es war der Mann, der im Tunneleingang stand.
    Jamaske kannte diesen Mann. Sie kannte ihn besser als irgend jemand sonst.
    Aber sie kannte ihn nicht aus ihrem wirklichen Leben, sondern aus ihren Träumen. „Das ist der Bote, den Paumyr dir geschickt hat", sagte der Muschelmeister in ihrem Rücken. „Er ist ein Paumyr-Sprecher, und er ist gekommen, um deine Traumperle abzuholen. Du wirst sie ihm geben, Jamaske. Du wirst es freiwillig tun. Und du wirst Paumyr für die Gnade danken, daß sie dir einen Wissenden geschickt hat, um von dir einzufordern, was doch ihr eigen ist."
    Jamaske starrte den großgewachsenen Mann im purpurfarbenen, fließend fallenden Kishtor an wie einen Geist. Er stand mit einem unergründlichen Lächeln und grüßend nach vorne gedrehten Handflächen da und sah noch viel schöner aus als in ihren Träumen. Das hellorange Licht aus dem Tunnel umstrahlte sein mattschwarzes Haar wie eine Aureole und verlieh seinen nackten, tiefbronzenen Oberarmen einen samtigen Glanz. Die azurblauen, von dichten Brauen überspannten Augen führten in die verbotenen Gewässer eines Tiefseegrabens und wurden von winzigen Lachfalten umspielt.
    Und nun kam dieser fremde und Jamaske zugleich so wohlbekannte Mann auf sie zu und sagte mit einer für seine Größe ungewöhnlich leisen und sanften Stimme: „Paumyr möchte dein Träume, Jamaske. Willst du sie ihr geben?"
    „Ich ... ich weiß nicht, was Paumyr mit meinen Träumen anfangen könnte", stotterte Jamaske, versuchte sich zu fassen und fuhr mit noch immer zittriger Stimme fort: „Aber wenn sie dich eigens geschickt hat... wenn sie dich eigens geschickt hat ..." Sie stockte und wußte nicht weiter.
    Was war hier los? Wie war dieser herrliche Mann ihren Träumen entstiegen? Oder wie war er zuvor hineingelangt?
    Jamaske war sich sicher, daß sie den Wissenden noch nie ihrem Leben gesehen hatte. Wie hatte sie dann dennoch so genau von ihm träumen können? Da war dieses segeiförmige Grübchen auf seiner linken Wange. Da waren die langen, feingliedrigen Hände, die sie in ihren Träumen so oft gestreichelt hatten. Und da waren sogar... Jamaske schwindelte... da waren sogar die kleinen Kratzer, die sie ihm erst kürzlich im heftigen Liebesspiel an seinem Hals beigebracht hatte. „Wenn sie mich eigens geschickt hat", half ihr der Paumyr-Sprecher, „dann willst du sie mir geben?"
    „Na... natürlich", sagte Jamaske mechanisch. „Ich werde sie dir holen."
    Sie ging in einer somnambulen Benommenheit zu ihrer Schlafmuschel hinunter und löste die kopfgroße Perle von der Innenschale. Die Traumperle war bereits so sehr gesättigt, so überreif, daß sie sich ohne jede Anstrengung vom glatten, perlmuttfarbenen Untergrund lösen ließ.
    Langsam, die körperwarme Perle an ihre Brust gepreßt, kehrte sie zu dem Wissenden zurück und kam ihm dabei so nahe, daß sie seinen Atem spüren konnte. Die Perle entglitt ihren Armen - sie war nicht mehr wichtig, aber der Wissende hatte sich rasch vorgebeugt und fing sie mit einer geschickten Bewegung auf, wobei seine Haare für einen kurzen Moment Jamaskes Gesicht streiften. „Ich danke dir, Jamaske", sagte er freundlich, als er sich wieder
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