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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Ethan…« sie schluchzte auf und schniefte erneut. »Als ich mit ihm über das Geld für den Sequenzierer sprach, kam mir eine spontane Idee.«
    Josi diskutierte mit Constantin die halbe Nacht darüber, ob es ethisch vertretbar war, immer weiter an diesen »Scheiß-Viren«, wie er sie mehr als einmal nannte, zu forschen. Gegen Morgen näherte er sich ihrer Argumentation an.
    »Es ist schon ein anderes Kaliber, eine Schutzimpfung gegen das Mammal -Virus zu entwickeln oder noch tiefer in die Chimärenforschung einzusteigen. Wir jonglieren mit gefährlichen Viren.«
    »Aber wenn das mit der Schutzimpfung gegen das Mammal -Virus nicht klappt, was können meine Mutter und meine Halbgeschwister dann machen? Sollen sie sich über den komplizierten Mechanismus der Großen Influenza und der Passivimpfung zur Chimäre machen lassen? So wie ich. Sie könnten dabei sterben.« Josi standen Tränen in den Augen. »Ich habe ja jetzt nur noch sie. Es wäre Wahnsinn, so etwas zu tun.«
    »Und dennoch hätten sie eine Wahl. Wir hatten sie nicht.« Constantin schob drei Kaffeebohnen auf dem Tisch hin und her. »Wir wussten von nichts.« Er nahm eine Bohne und zerbiss sie knirschend.
    »Die Große Influenza. Mum würde das nie zulassen. Und die Regierungen vermutlich auch nicht.«
    »In der Tat.«
    »Also Constantin, was bleibt uns für eine Wahl?«
    »Vielleicht doch, wie du es sagst. Die Frage bleibt allerdings, welches neutrale Labor könnte die Forschungsarbeit leisten?« Constantin streckte seinen Rücken. »Wir brauchen also ein Virus, das Chimären mit humanen Genen erzeugt...«
    »Ja.«
    »...es soll im Falle einer Ansteckung mit dem Mammal -Virus den Umbauprozess mit dem Gegengewicht menschlicher Gene stoppen.«
    »Ja, genau. So wie ich zusätzlich Fisch-Gene mit dem Virus von Wilmershofen aufgenommen habe, könnten wir vielleicht dafür sorgen, dass es zusätzliche Menschen-Gene sind.«
    Vielleicht bekäme ich sogar meine Beine zurück, dachte Josi.

 
87
    Donnerstag, 13. Juni, kurz nach Mitternacht, Dubai Wüste:
    Yus Pupillen bildeten einen winzigen Punkt. Die Nacht war schwarz, doch für ihre Katzenaugen war es taghell.
    »Da unten ist es«, flüsterte sie und senkte die Lider, damit das Leuchten ihrer hellen Iris sie nicht verriet. Ihr weißer Katzenschwanz bewegte sich tänzelnd unter der schwarzen Abaja , in die sie sich gehüllt hatte. Nur die Schwanzspitze lugte hervor.
    Sie lagen bäuchlings im Wüstensand. Ben robbte ein Stück vorwärts und spähte über den Felsvorsprung. In seinen schwarzen Baumwollhosen und dem braunen Hemd war er selbst für ein geübtes Auge beinahe unsichtbar. »Wir haben das Lager gefunden.«
    Ein Schatten entfernte sich vom Beduinenlager und verschwand dorthin, wo sie die Kamele vermuteten, bei einem kleinen Palmenhain.
    »Das könnte unser Informant sein«, flüsterte Yu . »Verziehen wir uns, bevor uns noch jemand bemerkt.«
    Lautlos robbten sie rückwärts, erhoben sich und entfernten sich von ihrem Aussichtspunkt. In einer Stunde wollten sie ihren Informanten am Rande der Falken-Felsen treffen, sie mussten sicher sein, dass er alleine kam.
    Katzengleich schlichen Yu und Ben tiefer in die Wüste und folgten in sicherem Abstand dem Mann auf dem Dromedar. Es musste ein noch sehr junger Mann sein, dachte Yu . Seine Gestalt wirkte unter dem schwarzen Gewand zierlich.
    Im Laufen spürte Yu das Messer, das sie im Holster an ihrem Schienbein versteckt hatte. Sie waren auf einen Kampf vorbereitet.
    Im Geiste ging Yu noch einmal alle Fakten durch. Was sie wussten, war wie ein Gerücht weitergereicht worden. Es hieß, einen der Rebellen in Australien habe das Gewissen gepackt. Er habe eine Probe entwendet und das Mammal -Virus an einen Freund weitergegeben. Dieser habe Kontakt mit einem Aktivisten aufgenommen. Der Aktivist kannte einen Informanten für FlashAC . Über ihn sei die Probe weitergereicht worden. Und jetzt sollte sie hier sein.
    Yu dachte an ihre verlorenen Freunde in China, an die Jahre, in denen sie im Untergrund Nachrichten außer Landes geschmuggelt hatte, an ihre Flucht und an ihren Schwur für Freiheit und Gerechtigkeit. Das Schicksal der Menschheit durfte nicht einzelnen Machthabern überlassen bleiben.
    Der Wüstensand unter Yus Füßen gab nach und erschwerte jeden ihrer Schritte. Die Hoffnung der Menschheit, sie ist hier in der Wüste…
    Sie waren dem Reiter in sicherem Abstand gefolgt. Plötzlich blieb das Dromedar stehen, knickte schnaubend die Beine ein und setzte sich
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