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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Team, Fischchen«, und Josi hatte sämtliche Standpauken ihres Vaters aus dem Kopf verdrängt.
    Warum konnte sie nicht Pferde-Chimäre sein, so wie Leon? Voller Sehnsucht dachte sie an seine wilden langen Haare und seinen muskulösen Körper.

     
    Mit ungutem Gefühl spähte sie aus dem Fenster, ihr Puls raste. Mittlerweile traute sie ihrem Ex Andrew alles zu und wusste einfach nicht, wie weit er gehen würde. Auf jeden Fall nahm er es nicht so locker, wie er behauptete. Tag und Nacht rief er an und nervte wie Krätze.
    Josi atmete zweimal tief durch, schüttelte die Gedanken an Andrew ab und nahm den Hinterausgang durch die Kellertür. Sie wollte kein Risiko eingehen. Geduckt schlich sie an den Mülltonnen vorbei.

     
    Das Ziel der Aktivisten lag eine Stunde nördlich von Berlin. Der zwanzig Jahre alte Bus hatte ein Loch im Auspuff und knatterte wie ein Trecker. Immerhin war die Frontscheibe nach einem Steinwurf gegen Panzerglas ausgetauscht worden. Das Emblem der Autowerkstatt Security-Service klebte noch in der rechten Ecke.
    Marc, der einzige von ihnen, der keine Chimäre war, fuhr den Wagen. Er hatte sich ihnen aus Liebe zu der rothaarigen Katzen-Chimäre Olga angeschlossen und wich ihr keine Minute von der Seite.
    Josi beobachtete im Außenspiegel wie Leon seine dicken, braunen Haare zusammenband, während er sich mit Olga unterhielt. Simon saß wie immer blass und schweigend daneben. Er hatte ihnen nie verraten, welche Chimäre er war, aber aufgrund der verhuften linken Hand und der weißen Haare, die ihn wie ein Albino aussehen ließen, vermutete Josi eine Ziege.
    Leon lenkte das Gespräch auf den Hühnerbaron Wilmershofen . Josi war erschrocken über Leons harten Gesichtsausdruck.
    »Er ist ein gefährlicher Tierquäler. Die H1N1-Viren sind von Schweinen und Vögeln auf den Menschen übergesprungen. Sie sind x-mal mutiert, haben Erbanlagen ausgetauscht und Tod und Siechtum gebracht. Trotzdem hört die Massentierhaltung nicht auf.« Leon schnaubte und zog die Mundwinkel nach unten. „Es ist doch alles Augenwischerei, was die uns erzählen. Von wegen, Versuche nur in Hochsicherheitslabors wie dem CDC in Atlanta. In Wirklichkeit findet ein großer Feldversuch statt. Die Viren kreisen in unserer Umwelt und in unserem Blut. Und wir sind die Versuchskaninchen.“
    Marc bog in ein dunkles Waldstück ab und parkte nach einer Weile halb im Gebüsch. Sie stiegen aus. Leon griff in den mitgebrachten Rucksack und zog Masken hervor.
    »Olga, die Sturmhaube genügt nicht. Maske vors Gesicht!«, zischte er. »Die Konturen lassen sich sonst rekonstruieren.«
    Als er Josi betrachtete, nahm sein Gesicht für einen Moment einen weichen Zug an. »Josi Fischchen, dein blondes Haar, das geht so nicht, du leuchtest im Dunkeln wie eine Neonreklame.«
    Wenigstens hatte er nicht Neonfisch gesagt. Sie zückte ihre Mütze, und er nickte zufrieden. »Die auch.« Er hielt ihr die Plastikmaske und ein Paar dünne Silikonhandschuhe hin. »Ihr wisst ja, keine Fingerabdrücke!«
    Olga zog einen Minicomputer aus der Jackentasche und loggte sich in den Zentralrechner der Alarmanlage ein; bereits vor Wochen hatte sie den Code geknackt. Dann schaltete sie mit ein paar Fingertipps die Überwachungskameras ab, simulierte die Standbilder für die Sicherheitszentrale und schaltete die Alarmanlage auf Off.
    Simon durchschnitt mit einer Zange den Maschendrahtzaun und bog ihn auseinander.
    Auf Leons Handzeichen liefen die Aktivisten zur Nordhalle. Josi hatte Mühe, Schritt zu halten und folgte in deutlichem Abstand.
    Leon wartete und fasste sie am Arm. »Geht’s?«
    Sie nickte.
    Marc brach die Tür zur Fabrik mit einem digitalen Schlüsselcode auf.

     
    Blaues Licht flutete die Halle. Die Luft war staubig und stickig. Es stank nach Kot. Die Hühner gackerten und schüttelten unruhig ihre kahlen Flügel. Sie hatten so viele Federn verloren, dass ihre Haut in großen Flecken hervorschimmerte. Ihre Augen waren blutunterlaufen.
    »Elendes Hühner-KZ! Dieses Schwein!«, zischte Josi und hob die Hand, um mit dem NanoC an ihrem Handgelenk zu filmen. Die Aufnahmen schickte sie online an einen geschützten Server.
    »Beeil dich! Josi! Wir haben nur fünf Minuten. Dann müssen wir hier wieder raus sein«, rief Leon und rannte tiefer in die Halle.
    »Ja doch.« Josi sah sich um. Was für eine Tierquälerei! Wilmershofen , du bist ein Mistkerl! Ich hetze meinen Dad auf dich, schoss es ihr durch den Kopf.
    Marc begann damit, einzelne Hühner aus dem Gehege zu
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