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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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als die zarte, blonde Josi, die mit ihren langen Locken wie ein Engel wirkte. Nach ihrem Vater kam sie definitiv nicht.
    Wilmershofen war wie immer der feiste widerliche Typ, so wie er ihn in Erinnerung hatte. Er trug ein dunkelblaues Hemd, das am Bauch spannte. Sein Doppelkinn quoll über den Kragen. Er kaute mit vollen Backen. In der rechten Hand hielt er einen Fingerfood-Snack.
    Das Fenster war geöffnet.
    Leon verstand jedes Wort.
    Thomas Garden sprach mit kräftiger Stimme. »Ich habe Aufnahmen aus der Fabrik, die Sie interessieren dürften. Für die sich die Öffentlichkeit brennend interessieren wird.«
    »Hören Sie auf. Ich habe nach dem Brand weiß Gott andere Sorgen als Ihre dämliche Göre. Meine Gäste warten.«
    Wilmershofen leckte sich die Finger ab und fuhr sich über die spärlichen roten Haare. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich habe Ihnen Fotos geschickt«, fuhr Garden fort. »Schauen Sie nach!«
    »Na und!« Wilmerhofens Stimme war wie immer zu schrill, fast quietschend. Zu viel Fett, zu wenig Testosteron, dachte Leon. Der Kerl sollte seinen verwöhnten Arsch mehr bewegen. Seine innere Hasskurve überschritt augenblicklich die rote Marke.
    »Schauen Sie sich die Bilder an, und dann lassen Sie uns darüber reden, ob Sie die Anzeige gegen meine Tochter Josi nicht doch zurückziehen wollen. Oder möchten Sie die Bilder morgen in der Presse wiederfinden?«
    Wilmershofen ging an seinen Schreibtisch und startete den Computer.
    »Ein Tierquäler, der seine Machenschaften verbergen will, hätte gute Gründe seinen Stall abzufackeln, wenn er eine Hausdurchsuchung befürchtet.«
    »Fotos sind keine Beweise. Sie könnten manipuliert sein«, fiel ihm Wilmershofen ins Wort.
    »Aber ein Hemd mit Brandflecken wohl kaum. Ich habe mir erlaubt, in ihrer Mülltonne nachzuschauen. Und erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie gerade Grillen. Ich weiß, dass Sie nur Fingerfood reichen. Übrigens hängt noch etwas Meerrettichsoße an Ihrem Kinn. Darf ich raten? Lachs!«
    Wilmershofen wischte sich über das speckige Kinn. »Wie kommen Sie dazu, in meiner Garage herumzuschnüffeln?« Dann begann er zu stottern. »Ich… ich ziehe die Anzeige zurück. Gleich Montag.«
    »Nicht Montag. Sofort. Rufen Sie Ihren Anwalt an und schaffen Sie die Anzeige aus der Welt.«
    »Ich kümmer ’ mich darum.« Wilmershofens Stimme klang zerknirscht.
    »Schauen Sie die Fotos in Ruhe an. Das ist erst ein Teil.« Garden schien seinen Erfolg auskosten zu wollen.
    »Ich habe genug gesehen.«
    »Was sagen Sie der Polizei?«
    »Ich könnte behaupten, Ihre Tochter war eine neue Praktikantin. Der Wachdienst hätte nichts davon gewusst. Die Göre hätte plötzlich Mitleid mit den Hühnern bekommen und wollte sie freilassen. Dagegen würde ich keine Anzeige erstatten.«
    Garden nickte. »Sie scheinen geübt im Lügen, so glatt, wie Ihnen das über die Lippen geht. Und weiter?«
    »Der Wachmann hat sie für einen Einbrecher gehalten. Er war kurzfristig für einen erkrankten Kollegen eingesprungen und wusste nichts von Josi, sonst hätte er zuerst mich angerufen.«
    »Und die übrigen Tierschützer?«
    »Die hat es nie gegeben, so wie Ihre Tochter gegenüber meinem Wachmann behauptet hat.«
    Garden überlegte einen Moment. »Sie haben noch keine Aussage zu dem Einbruch gemacht?«
    »Nein, ich war ja kein Zeuge.«
    »Gut. Bleiben Sie bei dieser Version! Ich behalte das Hemd als Beweis. Nur für den Fall, dass Sie es sich anders überlegen. Und noch etwas. Josefine war mit dem Rad dort. Sie hat die Bahn genommen und ist ab der letzten Haltestelle mit dem Fahrrad gefahren. So wie sie es immer macht. Das Fahrrad habe ich heute geholt.«
    Wilmershofen drehte sich plötzlich zum Fenster und blickte in den Garten.
    Leon drückte sich hinter die Koniferen. Er hatte genug gesehen und gehört. Garden hatte gründliche Arbeit geleistet und ihm die Tour vermasselt. Er hatte Fotos gezeigt. Wilmershofen wusste zwar nicht, wie viel die Aktivisten gesehen hatten. Er kannte ja nur die Bilder, die Josi gemacht hatte. Doch er war jetzt gewarnt und würde künftig sehr viel vorsichtiger sein. Die Fabrik und alle Beweise waren abgefackelt. Alles war schief gelaufen. Einfach alles.
    Eine unprofessionelle Aktivistengruppe ist einfach ein zu großes Risiko im Kampf gegen diese Leute, dachte Leon. Sie wissen überhaupt nicht worauf sie sich einlassen. Ich muss meine Leute künftig noch gründlicher auswählen. Sie müssen älter und erfahrener sein. So etwas wie mit Josi darf
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