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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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ein paar Hühner freilassen. Sie machte einen auf naives Blondchen und quatschte die ganze Zeit von den armen Hühnern, bis meine Kollegen entnervt aufgaben. Leider haben wir nun ein Problem.«
    Der Sonderermittler machte eine Pause. Es klang, als ob er an einer Zigarette zog. Er atmete hörbar aus. »Es hat gebrannt.«
    »Wo?«
    »Die Hühnerfarm ist abgefackelt, nachdem Josefine Garden wieder auf freiem Fuß war. Damit ist sie als Brandstifterin verdächtig. Zusammen mit den unbekannten Tierschützern.«
    »Sie ist was?« Leon schrie auf. »Idioten. Nie im Leben hat sie den Brand gelegt. Das ist nicht das Werk von Tierschützern. Nehmen Sie sich endlich diesen Hühnerquäler Wilmershofen vor.«
    »Alles zu seiner Zeit«, unterbrach ihn der Kontaktmann unwirsch. »Bis Montag will der Polizeichef deinen vollständigen Bericht.«

 
3
    Freitag, 3. Mai, morgens:
    Josi lauschte an der Tür.
    Stille.
    Vielleicht war ihr Vater bereits in der Redaktion, hoffte sie und steckte den Schlüssel ins Schloss. Seit einer Stunde hatte er ununterbrochen auf ihrem NanoC angeklopft. Sie musste ihm erklären, warum sie die Nacht bei ihrer Mutter verbracht hatte und natürlich den Einbruch beichten.
    Die Tür zu seinem Arbeitszimmer stand offen. Ihr Vater war da. Er erhob sich aus einem Berg durchwühlter Bücher, die auf dem Boden lagen, und sah sie zornig an. Sie wusste, er liebte die Bände über alles. Insgeheim hoffte sie, dass das Chaos die Folge eines Einbruchs war und nichts mit ihr zu tun hatte.
    »Was ist passiert?« hauchte sie, ging in die Hocke und griff nach einem der Hardcover-Bücher. Sie konnte sich nicht erinnern, ihren Vater jemals so wütend gesehen zu haben.
    »Was los ist, junge Dame? Das möchte ich von dir wissen! Deine kriminellen Aktivitäten sind der Grund, warum die Bullen durch meine Wohnung getrampelt sind und mit einem Hausdurchsuchungsbefehl gewedelt haben.« Ihr Vater verließ ohne eine Antwort abzuwarten den Raum.
    Josis Hände begannen zu zittern. Sie nahm ein Buch nach dem anderen und stellte es ins Regal zurück. Ein kleines, ledergebundenes Buch lag aufgeklappt vor ihr. Zögernd nahm sie es in die Hand, öffnete es und begann zu lesen: »Die Tiere draußen schauten von Schwein zu Mensch und von Mensch zu Schwein…, aber es war bereits unmöglich, zu sagen, wer das Schwein und wer der Mensch war.« Orwells Farm der Tiere aus dem Jahre 1944. Es gab kaum jemanden, der diesen Satz nicht auf dem NanoC für alle Fälle gespeichert hatte. Manchmal fasste man sich auch kurz: Schwein!
    Ihr Vater kam zurück. »Du glaubst, der Betreiber der Hühnerfarm ist ein Schwein?«
    Sie nickte.
    »Du glaubst, du musst etwas tun, und du glaubst, es war richtig, bei ihm einzubrechen?«
    »Vater, bitte…« Ihre Unterlippe zitterte. Sein Versuch, den Konflikt zu entschärfen, war ihr nicht entgangen. Das hatte er wohl bei der Paartherapie gelernt. Die Ehe ihrer Eltern war trotzdem gescheitert.
    »Nein, lass mich ausreden.« Er schluckte hörbar und richtete sich energisch auf. »Josi, wir können unsere Probleme nicht mit Gewalt lösen. Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, die für solche Dinge immer noch Gesetze und Ordnungshüter hat.«
    Sie schüttelte den Kopf. Er glaubte doch selbst nicht, was er da sagte. Er, der täglich über all diese Schweinereien berichtete und oft genug auf riskante Recherchen angewiesen war. Sagte er nicht immer, Gesetze seien nichts als gedrucktes Papier zur Beruhigung der Schafe. Deshalb sei er Journalist.
    Josi griff wahllos nach einzelnen Büchern und stellte sie ins Regal zurück.
    »Es ist verboten, was Wilmershofen macht, und er tut es trotzdem. Du hättest die Hühner sehen sollen.«
    »Das ist Sache der Polizei.«
    »Niemanden interessiert es.«
    »Verdammt, Josi. Ich dachte, du hättest aus deiner letzten Aktion gelernt. Denk an die Wochenenddienste, die sozialen Stunden. Das werden sie dir wieder aufbrummen. Jugendarrest. Wenn der Richter einen schlechten Tag hat, ohne Anspruch auf Bewährung.«
    »Spar dir deine Vorhersagen für die Zeitung«, schrie sie.
    »Nicht in diesem Ton.«
    Sie senkte den Kopf. »Du hast die Hühner nicht gesehen.«
    »Josi, mir ist an deiner Einsicht gelegen. Wenn du Glück hast, bekommst du eine Strafe auf Bewährung, beim nächsten Mal sitzt du ein.«
    »Was dir nur recht sein kann. Dann ist endlich Ruhe.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Nein, das will ich natürlich nicht.« Thomas Garden sprach auf einmal leise. »Aber du solltest von
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