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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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heben und in die mitgebrachten Körbe zu setzen.
    Olgas Schwanzspitze zuckte wie immer nervös. Sie nahm ihm zwei Körbe ab und eilte zum Ausgang.
    Simon klemmte mit der gesunden Hand einen Korb unter den verwachsenen Arm und folgte ihr.
    Leon verschwand am Ende des Ganges.
    Josi blickte ihm hinterher und sah, wie er das Sicherheitssiegel einer Tür knackte.
    Olga, Marc und Simon kamen zurück und begannen damit, weitere Käfige aufzubrechen.
    Nach einer Minute war auch Leon zurück. »Los!«, brüllte er. »Wir müssen hier sofort raus!«
    Josis NanoC zeigte an, dass sie erst seit vier Minuten in der Halle waren. Warum hatte er es so eilig? Hastig nahm sie ein Huhn in den Arm. Als Leon bei ihr war, hielt sie ihn mit der freien Hand fest. »Was war da hinten?«
    »Jetzt nicht!«, zischte er und riss sich von ihr los.
    Das Huhn begann vor Panik zu zappeln. Josi versuchte es festzuhalten, doch das Tier kratzte sie durch den dünnen Silikonhandschuh. Blut tropfte aus der frischen Wunde. Mit zittrigen Händen setzte Josi die Henne in den Korb. Ein weiteres Huhn flatterte ihr vor die Füße und ließ den Kopf hängen. Nur noch dieses eine, dachte sie, griff das Tier und verbarg es im Arm.
    Warum sie den Eigentümer der Hühnerfabrik nicht einfach anzeigten, hatte sie bei der Planung wissen wollen. Doch Leon hatte mit den Augen gerollt. »Wir brauchen Mitleid für die leidenden Tiere. Sonst empfindet mit uns auch bald niemand mehr Empathie. Einige von uns sehen schließlich schon zur Hälfte aus wie Tiere. Die jüngeren Kinder entwickeln sich noch stärker zum Mischwesen. Wir müssen die Rechte der Tiere stärken, sonst werden wir eines Tages in Käfige gesperrt.«
    Marc hatte den Kopf geschüttelt. »So bekommst du keine Menschen auf deine Seite. Das versteht niemand. Hunde und Katzen sperrt doch auch niemand ein.«
    Leon hatte daraufhin eingelenkt. »Wir brauchen Beweise gegen Wilmershofen . Die Menschen haben Angst vor Viren, wenn sie von Massentierhaltung hören. Denk an die Vogelgrippe, und die Schweinegrippe... Wir müssen dafür sorgen, dass die Bilder ins Netz kommen.«
    Die Luft in der Halle hatte sich mit dem Staub der flatternden und gackernden Hühner getränkt. Josi stürmte hustend zum Ausgang.
    Draußen sah sie, dass Leon und Marc bereits durch die Öffnung des Maschendrahtzauns kletterten.
    Das Huhn in Josis Arm gab ein heiseres Krächzen von sich.
    Schnell weg hier, dachte sie und wollte den anderen hinterhersprinten, doch ihre Beine fühlten sich plötzlich merkwürdig taub an. Trotz aller Kraftanstrengung schaffte sie nur noch winzige Schritte. Es fühlte sich an, als watete sie durch zähen Morast. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, ein eisiges Gefühl stieg ihr die Beine hoch, lähmte die Muskeln.
    »Halt stehen bleiben!«, rief ein Wachmann mit zwei zähnefletschenden Pitbulls an seiner Seite. Der Kegel einer Taschenlampe tauchte Josi in helles Licht. Ohne zu zögern ließ der Mann einen der Pitbulls von der Leine, während der andere aggressiv bellte und an der Kette zerrte, bis ihm die Luft wegblieb.

 
2
    Leon drehte sich nach Josi um. Merde .
    »Allez! Wir müssen hier weg, sonst zerfleischt uns die Bestie.«
    Olga und Marc erreichten zuerst den Bus. Sie rissen die Türen auf und sprangen vorne ins Fahrzeug.
    Leon sah, wie der Kampfhund an Simons Ärmel zerrte, dann zog Simon endlich die Schiebetür zu.
    Erleichtert lief Leon um den Bus und war plötzlich wie gelähmt. Ein drückendes Gefühl legte sich um seinen Hals und raubte ihm die Luft. Die Welt schien sich in Zeitlupe zu bewegen. Er hatte Josi zurückgelassen.
    Simon schrie: »Steig ein.«
    Leons Hand suchte den Türgriff, seine Finger berührten das kühle Metall, erneut drangen Simons Rufe an sein Ohr. Dann fasste er sich, schwang sich auf den Sitz und riss die Tür mit einem Ruck zu. Der Kampfhund sprang im selben Moment zähnefletschend gegen die Scheibe.
    »Ihr bleibt hier.« Leon zog aus der Werkzeugkiste hinter dem Rücksitz einen Schraubenschlüssel.
    »Was hast du vor?«
    »Josi holen.«
    »Nein!«
    Leon versuchte die Tür zu öffnen, doch die automatische Verriegelung klickte bereits. Marc startete den Motor und gab Vollgas.
    »Halt an, ich muss zurück!«
    Leon riss vergeblich am Türhebel .
    Der Bus rumpelte über Schlaglöcher und Steine. Büsche und Äste kratzten mit schleifendem Geräusch am Lack. Die Hühner in den Körben krächzten aufgeregt, und das wütende Bellen des Hundes, der sie verfolgte, wurde langsam leiser.
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