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2027 - Schwanengesang

Titel: 2027 - Schwanengesang
Autoren: Unbekannt
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untersucht?" fragte Him den Kolonialarkoniden. „Natürlich", bestätigte der Orbton. „Es befinden sich Medikamente darin", fuhr Him fort. „Für uns lebenswichtige Medikamente. Wir benötigen sie dringend."
    „Wir werden die Analyse mit der gebotenen Eile durchführen", sagte der niedrigrangige Offizier. Er klang völlig unbeteiligt. „Sobald die Ergebnisse vorliegen, wird man euch holen und zum Kommandanten bringen." Er drehte sich grußlos um und verließ die Zelle.
    Das Schott schloß sich. Sie waren allein. „Die GILGAMESCH", sagte Him. „Wir sind in der GILGAMESCH."
     
    *
     
    „Ja", sagte Corty. Es klang eher ehrfürchtig als erleichtert.
    Sie mußten davon ausgehen, von verborgenen Aufnahmegeräten überwacht zu werden, und ihre Worte sorgfältig wählen. Jeder Patzer würde tödlich sein. Selbst das kurze Aufblitzen von Triumph in ihren Augen, selbst eine unpassende Körpersprache konnte das Mißtrauen der Sicherheitskräfte wecken. Mehr denn je galt es, verunsichert zu wirken, rat- und hilflos. „Wieso benötigt man unsere Dienste ausgerechnet hier?" fuhr Corty Reiser fort.
    Him kniff die Augen zu. Das genügte. Sie durften es nicht übertreiben und den Überwachern genau die Stichworte liefern, die sie erwarteten.
    Er ging zu einer der beiden Pritschen in der Zelle. Mittlerweile spürte er jeden Knochen im Leib. Das war einerseits auf die nachlassende Wirkung der Medikamente in seinem Körper zurückzuführen, andererseits aber auf eine kaum merklich erhöhte Gravitation. Natürlich. Arkon I, der Wohnplanet der Arkoniden, war etwas größer als die Erde, und seine Schwerkraft betrug 1,05 Gravos. Es sprach für die angeborene Arroganz der neuen Beherrscher der GILGAMESCH, daß sie die Umweltbedingungen an Bord denen ihrer Heimat angepaßt hatten, obwohl das Schiff offiziell dem Galaktikum übereignet worden war. „Ich bin müde", sagte er und ließ sich vorsichtig auf die Pritsche nieder. Eine bewußte Kraftanstrengung war nötig, um die Beine zu heben und auf die harte Unterlage zu schwingen.
    Die Anspannung und Anstrengungen forderten ihren Tribut. Him Asnas schlief sofort ein.
     
     
    Schwanengesang
     
    Ich habe Wesen von kosmischer Bedeutung gedient.
    MOORGA, RICO, SIELA und ROSTOCK. TALOSH, MERKOSH, KYTOMA und KENNON.
    TRAMP, VINAU, ENZA und SAIRA. So haben die Zellaktivatorträger, für die ich Einsätze flog, ihre Module genannt. Sie haben dabei nicht unbedingt Namen mit kosmischer Tragweite gewählt, sondern solche von Orten oder Personen, zu denen sie eine starke persönliche Beziehung hatten.
    Aber wer weiß heute noch, daß Moorga die Sonne des Planeten Sabhal war, der Basiswelt der Gänger des Netzes, auf der Perry Rhodan glückliche Jahre mit Gesil verbrachte und auf der auch seine Tochter Eirene aufwuchs? Wer hat überhaupt gewußt, daß Perry Rhodan sein Modul MOORGA genannt hat?
    Ich sollte strahlen wie Moorga, doch nur allzu wenige der potentiell Unsterblichen haben mir auch nur Gelegenheit gegeben, ihnen zu dienen. Wenn sie mich akzeptiert haben, war ich ihnen stets ein treues und zuverlässiges Werkzeug, das keine Konkurrenz fürchten mußte.
    Doch die Umstände haben verhindert, daß ich allzuoft für sie dasein konnte. Oder aber, die Herren, denen ich zugedacht war, konnten sich genausowenig mit mir anfreunden wie alle anderen. Ich war und blieb ihnen zu fremd, zu modern.
    Zu unpersönlich. Ich war nur eine Kopfgeburt.
    Ein Konstrukt, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
    Derjenige, der mich schuf, der mich erdachte und in Auftrag gab - und ich weiß, wer es war, auch wenn ich seinen Namen nicht nennen werde -, hat vergessen, mir eine Seele zu geben.
     
    3.
     
    29. August 1303 NGZ
    An Bord der GILGAMESCH
     
    Him Asnas schwebte irgendwo zwischen einem Traum und einer Erinnerung. Das Gespräch war von solcher Bedeutung gewesen, daß er sich an jedes einzelne Detail erinnerte.
    Monkeys kreisrunde, anthrazitfarbene Augenimplantate sehen aus wie Kameralinsen und verhindern, daß Him Asnas irgendein Gefühl des fast zwei Meter großen Oxtorners deuten kann. Auch das olivfarbene Gesicht zeigt nicht die geringste Regung. Es ist so ausdruckslos wie der Konferenzraum in Quinto-Center, in dem sie sich auf seine Aufforderung eingefunden haben. „Ich kann Ihnen nicht befehlen, in diesen Einsatz zu gehen", sagt der Kommandant der Neuen USO. „Ich kann Sie guten Gewissens nicht einmal darum bitten."
    „Warum nicht? Weil wir alt sind?" fragt Corty Reiser.
    Der Oxtorner
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