Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2027 - Schwanengesang

Titel: 2027 - Schwanengesang
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Mitternacht und höchst ungewöhnlich, zu dieser Stunde noch gepflegte diplomatische Konversation zu treiben.
    Die arkonidischen Raumsoldaten, die ihre aktivierten Kombistrahler auf ihn richteten, als er die Botschaft betrat, waren nicht dazu angetan, seine Befürchtungen zu zerstreuen.
    Ein Thantan führte ihn zu Imperator Bostichs Arbeitszimmer. Die Soldaten folgten ihnen; ihre Waffen blieben auf Cistolo Khan gerichtet.
    Der Gardeoffizier wartete respektvoll auf der Schwelle, und Khan trat ein.
    Sein Blick fiel zuerst auf das Hologramm einer rothaarigen Frau vor der hinteren Wand. Er ärgerte sich jedesmal, wenn er Symth Windsor-Barirs Sybilla hier in der arkonidischen Botschaft sah. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, daß das Kunstwerk aus dem Hayok-Sternenarchipel geraubt worden war, und Bostich schien es zu genießen, gerade terranische Besucher damit zu brüskieren.
    Dann schaute er zum Imperator. Man konnte von Bostich halten, was man wollte, er war eine imposante Erscheinung mit kantigem, militärisch strengem Gesicht und einem stechenden Blick aus glühend roten Albinoaugen. Nur seine mit zahlreichen Orden geschmückte Paradeuniform wirkte maßlos überladen.
    Normalerweise zeigte der Allessehende sich schon lange nicht mehr als Lamettabaum, sondern bevorzugte eine schlichte Eleganz. Die Ausnahme ließ Cistolo aufmerken.
    Bostich saß auf einer Art Thron, neben dem zwei Meter hohe dünne, halbtransparente Tücher hingen, die Bedienstete unmittelbar nach der Audienz wieder zuziehen würden. Das wuchtige Gebilde war auf einer Schwebeplattform errichtet. Vor dem Thron selbst befanden sich einige merkwürdige Aufbauten. Bei einem davon handelte es sich um ein Imbißpaneel, dessen mit allen möglichen Früchten bedeckte Oberfläche sich in Griffweite des Throns befand.
    Ist Imperator Bostich unter die Vegetarier gegangen und legt nun solch einen Wert auf erntefrische Vitamine? fragte Khan sich.
    Die anderen Utensilien kamen ihm nicht minder seltsam vor. Er glaubte, Mikrofone auszumachen, Schuhputzautomaten, einen elektronischen Taschentuchhalter und eine Puderdose, konnte sich aber nicht sicher sein, da es sich dabei auch um Tarnungen anderer Gerate wie Schutzschirmprojektoren oder schwerer Waffen handeln konnte.
    Khan überlegte blitzschnell, wie er den Imperator begrüßen sollte. Es widerstrebte ihm zutiefst, niederzuknien und die Fingerspitzen über die Augen zu legen, wie es für Angehörige des Hofs vorgeschrieben war. Aber er spürte deutlich, daß Bostich überaus gereizt war. Auch die starke Präsenz der Wachen und Soldaten verkündete nichts Gutes. „Höchstedler", griff er schließlich auf die offizielle Bezeichnung zurück, die nur dem Imperator zustand.
    Bostich nickte knapp. Äußerlich wirkte er völlig ruhig, doch Khan erkannte sehr wohl den nur mühsam beherrschten, unbändig kochenden Zorn im Blick des Imperators. „Nach Auswertung der bisherigen Erkenntnisse", begann Bostich ohne jede Präambel, „mache ich die Liga Freier Terraner für die Vernichtung der GILGAMESCH verantwortlich."
    Cistolo Khan riß die Augen auf. Dieser Verzieht auf diplomatische Feinheiten, Andeutungen und Untertöne, vor allem auf das, was nicht laut gesagt wurde, kam einer Kriegserklärung gleich. Sie ließ so gut wie keinen Raum für zukünftige Interpretationen, Umdeutungen und Rücknahmen. „Die LFT hat nicht das geringste mit der Vernichtung der GILGAMESCH zu tun, Erhabener.
    Ich versichere, daß wir weder..."
    „Die LFT", unterbrach der Imperator den kommissarischen Botschafter rücksichtslos, „wird für diesen Angriff schwer büßen müssen."
    Bostich hob eine Hand, und zwei Naats stapften zu den Seiten der Sänfte und zogen die Vorhänge zu. Die Schwebeplattform stieg langsam empor.
    Die Audienz war beendet. Imperator Gaumarol da Bostich hatte gesagt, was er zu sagen hatte.
    Cistolo Khan schaute auf sein Chronometer.
    Vor wenigen Sekunden war der 5. September angebrochen. Der Geburtstag großer Männer.
    Aber im Jahr 1303 NGZ wohl ein schwarzer Tag für die Liga Freier Terraner.
     
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher