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2027 - Schwanengesang

Titel: 2027 - Schwanengesang
Autoren: Unbekannt
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hatten ihn ausgelaugt, seine letzten Reserven ausgezehrt. Der Streß hatte seine Widerstandsfähigkeit auf nahe null reduziert.
    Er war müde. Unendlich müde. Aber er war USO-Spezialist. Und Spezialisten treten nicht in den Ruhestand. Spezialist ist man für immer. Er würde kämpfen. Der Schwan singt, bevor er stirbt, dachte er.
    Er sang nicht, er schrie. Alle körperlichen Gebrechen waren für diesen kurzen Augenblick vergessen. Er war USO-Agent. Und er war vorbereitet. Zu der USO-Spezialausrüstung, die er und Corty in dem Arbeitsraum installiert hatten, gehörte unter anderem ein MikroParalysator, den sein Freund mit dem Schlag gegen die Terminalkante aktiviert hatte. Er hatte gewußt, was geschehen würde.
    Er schrie und machte einen Satz, riß das rechte Bein hoch und spürte einen grauenhaften Schmerz im Oberschenkel, rang um Atem und kämpfte gegen den Schwindel an... ... und traf mit der Fußspitze die Waffe in Lar Mamiaks Hand. Der Thermostrahler flog in hohem Bogen durch den Raum und prallte mit einem hohlen Knall gegen die Wand.
    Him schrie erneut, diesmal aber vor Schmerz, als sein Fuß den Boden berührte. Doch er verharrte nicht, drehte sich blitzschnell - vielleicht aber auch nur in Zeitlupe - und holte mit dem rechten Arm zu einem tödlichen Dagor-Hieb aus.
    Aber er hatte das Überraschungsmoment mit dem Tritt gegen die Waffe verspielt. Er hörte schallendes Gelächter, als der Zaliter seinen Schlag problemlos abblockte, ausholte und wuchtig mit beiden Fäusten gegen seine Brust schlug.
    Er starb. Dieser 3. September des Jahres 1303 NGZ war sein Todestag.
    Jedenfalls glaubte er zu sterben. Die Luft entwich mit einem lauten Zischen seinen Lungen, mit einer dröhnenden Explosion, die noch drei Decks höher oder tiefer zu vernehmen war. Er fand sich plötzlich rücklings auf dem Boden wieder, und der Schmerz breitete sich mit Flammenmessern vom Brustkorb in die Schultern aus, ins Becken, in die Oberschenkel ...
    Nein! dachte er. Das st ein neuer Schmerz!
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, daß Lar Mamiak über ihm stand. Wie von Sinnen trat der Zaliter auf ihn ein, unablässig, immer wieder. Irrwitziges Gelächter hallte durch den Arbeitsraum.
    Du bist USO-Agent!
    Er rollte sich zur Seite, und es gelang ihm, dem nächsten Tritt auszuweichen.
    Spezialisten der USO sterben nicht im Einsatz.
    Lar Mamiak trat erneut zu, und Him bekam sein Bein zu fassen.
    Sie erzielen stets Erfolg.
    Er zerrte an dem Bein und brachte den Zaliter aus dem Gleichgewicht.
    Spezialisten der USO sind ihren Gegnern überlegen.
    Abrupt schob er das Bein zurück, und der Kolonialarkonide stürzte fluchend zu Boden.
    Du bist jung. Auf ewig jung.
    Als Lar Mamiak sich wieder aufgerappelt hatte, stand auch Him Asnas bereits auf den Füßen.
     
    *
     
    Er konnte die Arme nicht mehr heben, den einen Fuß nicht mehr vor den anderen setzen, aber er stand.
    Er stand und sah den Zaliter an. Lar Mamiak grinste höhnisch. „Alter Mann, du bist tot", sagte er. „Wenn du nicht redest, bist du tot."
    „Ich bin auf ewig jung", erwiderte Him. „Ich bin unsterblich."
    Mamiak starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen verwundert an und schüttelte dann den Kopf. „Ich werde dich jetzt töten", zischte er.
    Der Zaliter nahm eine Kampfhaltung an. Oder das, was er dafür hielt. Him Asnas lächelte. Kanth-Yrrh.
    Während Mamiak tänzelte, sich drehte, Pirouetten einsprang und die Arme vorschnellen ließ und wieder anwinkelte, blieb Him Asnas ganz ruhig stehen. Sein Blick war klar und tief wie ein Bergkristallsee auf Keehi, der Prachtvollen, der Welt der Wunder und der Liebe, sein Körper so entspannt wie der eines Mausbibers, der im tiefen Schlaf, verloren in völligem Vertrauen, auf dem Rücken lag, die Arme auf die Brust gezogen und die Beine leicht gespreizt, angewinkelt und gehoben.
    Auf einmal spürte er nicht mehr das Zerren, die tonnenschwere Last der Gravitation, die Morschheit der Knochen, die Müdigkeit des Körpers, die Erschöpfung, das Alter, das sich wie eine schwarze Kälte immer tiefer in ihn fraß, wie ein Tumor, der gnadenlos in seinem Körper wuchs, gesundes Gewebe zerstörte und nur noch unendliche Schwäche, Elend und Leid zurückließ. Kanth-Yrrh!
    Er war auf ewig jung, groß und stark. Würde es immer sein.
    Er lächelte, und die Zeit stand still. „Kanth-Yrrh", wisperte er Der stiernackige, um vielleicht einhundert oder einhundertfünfzig Jahre jüngere Mann zögerte kurz, schrie dann aber auf und setzte zu einer
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