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2027 - Schwanengesang

Titel: 2027 - Schwanengesang
Autoren: Unbekannt
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auf einer Lichtung mitten im Wald ganz in der Nähe der versteckten Jägerhütte gelandet.
    Es war ein kleiner Kugelraumer, nur schwach bewaffnet, dafür aber sehr schnell. „Offensichtlich wußtet ihr genau, wo ihr nach uns suchen mußtet", sagte Corty Reiser. „Die natürliche Überlegenheit des Gos'Tussan beruht nicht zuletzt darauf, alles zu wissen", entgegnete der Mondträger. Er klang zutiefst beleidigt.
    Aber wo ihr uns finden könnt, dachte Him, wußtet ihr nur, weil es einem unserer Kollegen gelungen ist, irgendwo an exponiertester Stelle des Kristallimperiums manipulierte Personendateien in höchstgesicherte Syntroniken einzuspeisen. Und das Gos'Tussan weiß nicht, daß dieser Kollege ein USO-Agent ist... „Wie lange wird der Flug dauern?" fragte Him.
    Eine rein rhetorische Frage. Yeuni-Lerigo war lediglich 57,57 Lichtjahre von Arkon entfernt.
    Die Beschleunigung des Kurierschiffs auf die Überlicht-Eintrittsgeschwindigkeit und das anschließende Abbremsen würden wesentlich länger dauern als der eigentliche Überlichtflug.
    Der Orbton bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. „Nicht lange, Himos. Du wirst wahrscheinlich nicht einmal Zeit für ein Nickerchen haben."
    „Du wirst dich wundern", erwiderte Him Asnas, „wo ich überall schlafen kann."
     
    *
     
    Him Asnas träumte. Einen Traum, den er seit Jahrzehnten mindestens einmal in der Woche träumte.
    Der Ausbilder ist alt, uralt. Mindestens 120, wenn nicht sogar 150 Terrajahre alt.
    Er ist klein und schmächtig, glatzköpfig und leicht gekrümmt.
    Him ist jung, groß und stark. Die Schwerkraft scheint für ihn nicht zu existieren; zumindest nimmt er sie nicht wahr. Seine Muskeln spannen sich an, ohne daß es einer Anstrengung bedarf. Seine Schritte sind leichtfüßig, er tänzelt geradezu, mühelos, anmutig. Er bewegt sich, als gäbe es keine Gravitation, kein Alter, keine Krankheit, keinen Tod.
    Er ist fünfundzwanzig Jahre alt, verschwendet an diese Dinge keinen Gedanken.
    Er ist unsterblich. Auf ewig jung.
    Er spreizt die Arme, spannt sie an, so daß sich die Muskeln wölben, und lächelt.
    Der Ausbilder lächelt ebenfalls. Während Him tänzelt, sich dreht, Pirouetten einspringt und die Arme vorschnellen läßt und wieder anwinkelt, bleibt er ganz ruhig stehen. Sein Blick ist klar und tief wie ein Bergkristallsee auf Keehi, der Prachtvollen, der Welt der Wunder und der Liebe, sein Körper so entspannt wie der eines Mausbibers, der im tiefen Schlaf, verloren in völligem Vertrauen, auf dem Rücken liegt, die Arme auf die Brust gezogen und die Beine leicht gespreizt, angewinkelt und gehoben.
    Him stößt einen gellenden Kampfschrei aus, täuscht einen Schlag mit dem rechten Arm vor und tritt mit dem linken Bein zu.
    Er tritt ins Leere. Der Ausbilder, uralt, hager und gebeugt, steht plötzlich nicht mehr rechts, sondern links von ihm.
    Asnas schreit erneut, wirbelt mit den Armen, tänzelt mit den Beinen, schlägt und tritt aus und wirft sich mit aller Wucht nach vorn.
    Und fällt ins Leere.
    Er rappelt sich sofort wieder hoch. Schwerkraft existiert nicht. Nicht für ihn. Er spürt seinen Körper als Bündel von Kraft, Energie und Stärke.
    Ein weiterer Kampf schrei, diesmal wütend. Er tritt so heftig zu, daß er dem Ausbilder die Knochen zerschmettern würde.
    Würde er ihn nur treffen.
    Er tritt ins Leere.
    Verblüfft hält er inne. Der Schrei, mit dem er den nächsten Angriff einleiten wollte, erstirbt auf seinen Lippen. „Kanth-Yrrh", wispert der Ausbilder. Kanth-Yrrh. Die klassische, mit den Kräften des Gegners arbeitende Verteidigung im Dagor, dem All-Kampf, der waffenlosen, angeblich vom legendären Heroen Tran-Atlan geschaffenen Kampfkunst der Arkoniden. Kanth-Yrrh. Der Doppelbegriff dringt wie ein Hauch an Hims Ohr, wie ein leises Raunen des Windes auf dieser Welt, deren Schwerkraft seinem Körper nichts ausmacht, wie eine Botschaft aus dem Zwischenraum, der Ewigkeit der Gegenwart, in der Him Asnas für immer jung, groß und stark sein wird.
    KANTH-YRRH!
    Him schreit auf und setzt zu einer Finte an, die sogar seinem jungen, starken Körper alles abverlangt, reißt das linke Bein in einem schier unmöglichen Winkel hoch, dreht gleichzeitig den Oberkörper, holt mit beiden Armen aus und springt.
    Was auch geschehen wird, der Ausbilder kann der Attacke nicht entgehen. Er wird ihn treffen.
    Hims Körper entfaltet sich wie ein explodierendes Dreieck um den alten Mann herum, mit dem Bein oder einem Arm wird er ihn treffen, mit einem
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