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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese
Autoren: Joachim Masannek
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sieben, dass unsere Stunde geschlagen hatte. Wir sahen den Ball ins Tornetz einschlagen. Da schnappte sich Markus endlich den Ball. Er warf sich dem brennenden Leder entgegen, damit es ihn nicht ins Tor schleuderte, und begrub die Donnerschlag kugel unter sich. Er stöhnte und schrie, und Juli lief schon zu ihm hin, weil er glaubte, dass Markus sich verletzt haben musste, da stieß ihn der Unbezwingbare wütend zurück.
    „Was machst du hier oben?“, fuhr er Juli barsch an. „Und was macht ihr hier alle um mich herum? Glaubt ihr nicht mehr, dass ich halten kann? Oder wollt ihr, dass ich jetzt für euch stürme? Habt ihr euch in die Hosen gemacht? Dann sagt es mir bitte. Dann geh ich nach Hause. Es sei denn, ihr überlasst das Tor mir. Ich halt es schon sauber, und legt endlich los. Ich dachte, wir wollten die Zimtbiester schlagen! Los, Leon. Renn los! Du hast dich schon lange genug vor den Mädchen versteckt. Zeigt endlich alle, wer ihr in Wirklichkeit seid! Vertraut euch, so wie ich euch vertraue!“
    Doch anstatt zu Leon warf Markus den Ball zu Raban nach links. Der stürmte schon längst die Serpentinen an der linken Seitenwand empor. Dort sprang er auf einen Felsvorsprung und donnerte das Leder …
    „Markus hat recht. Maxi, den kriegst du!“
    … mit einer Breakdancer-Handstandschraube diagonal über das Feld zu meinem an einer Liane auf die rechte Eckfahne zufliegenden Bruder. Der legte sich waagerecht in die Luft und streckte die Zehen nach dem etwas zu langen Pass. Doch er würde ihn kriegen. Das sah meine Intuition. Und weil sie es sah, schwang ich mich auf die mittlere Brücke und holte noch vor der Landung zum Scherenschlag aus. Der Pass kam von Leon in einem Schweinsteiger-Özil-genialen Timing. Ich schlenzte den Ball auf den linken Torwinkel zu, und ich sah Anna „Queen“ Kahn, die sich nach ihm streckte.

    „Flitzfliegen-geschissene Glanzparade! Den kriegt sie!“, hörte ich Vanessa rufen, die neben dem Buzzer unter der Anzeige stand.
    Doch ich sah das anders. Nein, ich hatte schon längst gesehen, was jetzt passierte. Meine Intuition hatte es mir längst schon gezeigt.
    Nerv kam aus dem Nichts. Er flog mit Anna „Queen“ Khan um die Wette, und er flog dabei rückwärts. Ja, und die Beine und Arme hingen wie bei einer Hummel nach unten, und mit einem „Yippie die Yeah!“ schlawinerte er den Ball mit seinem Flughummel-gebückten-Allerwertesten-Dotz lässig ins Netz. Und das dehnte und bauschte sich jetzt wie ein ganzer Schwarm traumweicher Schmetterlingsflügel für uns auf.
    Ich sprang von der Brücke und schwang auf ihn zu. Ich wollte ihn packen und küssen und knutschen.

    „Dafür bekommst du ein Eis und das jeden Tag!“
    Doch Nerv rannte entschlossen von mir weg. Er rannte und sprang und schwang sich zu Markus, wich allen Kerlen dabei aus, und hüpfte dem Keeper in die Arme, dass der mit ihm ins Tornetz fiel.
    „Hey! Markus!“, rief er und drückte ihn fester. „Das war groß und fantastisch. Das war die allerbeste Standpauke, die man mir jemals um meine frechen Ohren gehauen hat.“ Er lachte begeistert. „Und ich sag dir, ich könnte ein Buch über Standpauken schreiben. Meine Mutter, die Hexe, ist ein Profi darin. Doch du bist noch besser, und jetzt …!“
    Er sprang auf und wandte sich an uns alle.
    „ … Jetzt kann uns gar nichts mehr passieren. Wir haben den Ehrentreffer, den wir brauchen. Und deshalb schießen wir sie auf den Mond!“
    Er sprang von der Plattform, lief zum Anstoßkreis und kickte den Ball, den Anna „Queen“ Khan ihm trotzig zuschoss, sofort zu mir weiter. Ich passte den Ball zu Maxi zurück. Der schickte Leon in die Wand. Der Slalomdribbler überwand Kissi und Lissi, stürmte eine Serpentine hinauf und spielte die Kugel über Bande zu mir. Ich köpfte sie sofort weiter zu Raban und der tat jetzt etwas Fantastisches.
    Er ließ die Liane im Aufwärtsschwung los, flog frei durch die Luft, drehte dabei einen Salto rückwärts, donnerte das Leder mit einem Fallrückzieher aufs biestige Tor und sah, während er die nächste Liane ergriff und triumphierend an ihr ausschwang, wie der Ball das Tornetz windbeutelmärchenhaft für ihn blähte.
    Leon schoss das dritte Tor wie sonst einst nur Fabi oder Vanessa aus spitzestem Winkel, und als ich danach zu ihr unter der Anzeige schaute, glaubte ich fast, dass sie sich freute. Auf jeden Fall leuchteten ihre Augen. Ja, schwarze Augen konnten leuchten. Das wusste ich gut. Es stand drei zu vier aus unserer Sicht, und
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