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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese
Autoren: Joachim Masannek
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Dich fehlt jedem Kampf, den ich kämpfe, der Grund
    und meinem Herzen das Feuer.
    Ich kann Dich nicht zwingen, dass Du zu mir zurückkommst, Vanessa,
    aber ich bitte Dich.
    Mit allem, was ich hab und was mir etwas bedeutet.
    Für immer, Dein Marlon.“
    Sie kam langsam zu mir, umkreiste mich einmal und ging dann ganz nah vor mir in die Hocke. Sie zeigte mir meinen Brief. Sie hatte ihn sorgfältig wieder zusammengeklebt, und sie schaute in meine Augen. Sie überlegte ganz kurz, ob sie mich streicheln sollte. Doch dann ließ sie es sein. Ja, und sie trug immer noch ihren Mantel.

    „Ich danke dir“, sagte sie, und es fiel ihr sehr schwer. „Ich danke dir, mein Freund, für diese wunderbaren Zeilen. Sie werden immer in meinem Herzen sein. Sie werden mich immer daran erinnern, wie viel ich dir bedeute. Und wie viel du mir bedeutet hast.“
    Sie schniefte und kaute die Unterlippe.
    „Aber ich möchte dich auch um etwas bitten. Erlaubst du mir das?“
    Sie schaute mich an, und ich wollte nicht nicken. Ich wollte nicht hören, was sie sagen wollte. Doch ich konnte nicht anders. Irgendetwas zwang mich dazu. Da bedankte sie sich, und dann fragte sie mich:
    „Erlaubst du mir, Marlon, dass ich die Wilden Kerle verlasse. Dass ich dich verlasse, mein Freund, obwohl du mich bittest zu bleiben? Erlaubst du mir das? Und wünschst du mir Glück? Gibst du mir deinen Segen, für das, was ich in Zukunft tu?“
    Sie schaute mich an, und ich hörte mich schreien. Nein, nicht richtig. Nicht laut. Ich schrie in mir drin. Ich schrie einfach nur: nein! Nein, ich wollte das nicht, doch ich konnte nicht anders. Ich schniefte noch nicht einmal. Ich nickte nur leise, kaum spürbar, doch ernst und absolut ehrlich. Ja, ich meinte das ehrlich.
    Da sah sie mich an. Sie wischte sich zweimal übers Gesicht, und dann lachte sie plötzlich.
    „Oh, Shit!“, lachte sie, „zum Glück regnet es so. Sonst könnten die glauben, dass wir Heulsusen sind.“
    Sie deutete mit den Augen auf die Biester und Kerle, die uns alle beobachteten. Dann reichte sie mir ihre Hand, und wir zogen uns beide gleichzeitig hoch.
    „So, und jetzt spiel um dein Leben! Enttäusch mich nicht, Marlon!“, sagte sie gleichzeitig lachend und ernst. „Zeig ihnen und mir, wer die Kerle sind. Zeig ihnen, warum die Wölfe dich wollen. Warum April dich will.“
    Sie ließ meine Hand los und lief zu den Biestern. Doch dort drehte sie sich noch einmal um und rief so laut, dass alle es hörten:
    „Ich werde heute noch nicht spielen. Das wäre nicht fair. Aber ich schaue euch zu, und ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.“

MIT DEM HERZ EINES WOLFS
    „Okay!“, sagte ich, als ich als Letzter in den Kreis der Kerle trat.
    Wir verschränkten die Arme über den Schultern und steckten die Köpfe ganz dicht zusammen.
    „Ich bin wieder da, und ich verspreche euch: Das war das letzte Mal, dass ich mich verkrochen habe. Nein, ich bin wieder da, und könnt ihr das riechen? Riecht ihr die Luft, die der Regen wäscht? Ja, so fühle ich mich. Und egal wie viel Lehrgeld wir zahlen mussten, weil wir dachten, dass, Maxi, dein Vater unser Todfeind ist. Weil wir nicht bereit waren, aus dem,Ich-lass-die-Hosen-runter-Spiel’ zu lernen, und deshalb zum Opfer des Schicksalsrads wurden. Zum Opfer des Schicksalsrads und der Biestigen Biester . Ja, wir sind ihnen blind ins Messer gelaufen und liegen jetzt vier zu null Punkte zurück.
    Doch wir haben noch nicht verloren, hört ihr, und es ist auch noch keine Minute vor Schluss. Wir haben, wenn nötig, die ganze Nacht Zeit. Wir dürfen nur nicht zulassen, dass sie das fünfte Tor schießen. Nein, wir werden’s nicht zulassen, denn ich hab nicht die Absicht, heut zu verlieren. Habt ihr das kapiert? Ich will nicht das Gnadenbrot. Ich will nicht das eine Tor, das uns vor dem Rauswurf bewahrt. Ich will sie besiegen. Ich will ihnen zeigen, dass wir zu gut für sie sind. Und wenn ihr das auch wollt, werden wir es auch schaffen. Seid ihr so wild?“
    Ich schaute sie an. Zuerst Leon, dann Nerv und dann alle anderen.
    „Seid ihr so wild?“, wiederholte ich meine Frage, und ich hörte die Antwort:
    „So gefährlich und wild.“
    „Dann zähl jetzt bis drei“, bat ich meinen Bruder, und als er das tat, schrien wir alle zusammen unser ohrenbetäubendes Raaaah!
    Dann stoben wir blitzschnell auseinander. Markus ins Tor. Davor standen Juli und Maxi und ich. Raban stürmte natürlich auf links, Leon auf rechts, und Nerv, der
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