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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit
Autoren: Unbekannt
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Luftwirbel einiger Windhosen ausmachen, die aber bei weitem nicht so stark waren, daß er Sturmwarnung geben mußte.
    Bei Sturmwarnung zogen sich die Naurach aus ihren mobilen, von Wind und Solarenergie versorgten Gebäuden in unterirdische Kavernensysteme zurück. Allerdings konnten ihre hochspezialisierten Organismen nur eine sehr begrenzte Zeit ohne das Licht der drei Sonnen überleben: das Licht der blauen Sonne Saru, das Licht der gelben Sonne Tur und das weiße Licht der Sonne Ellindor, deren seltene, von der Gründerin der Galaktischen Krone selbst initiierte Zusammenkunft in diesen Seg gefeiert wurde.
    Trotz seiner üppigen, hoch aufragenden Vegetation war Uum kein düsterer Planet. Im Gegenteil: Seine Wälder wurden ständig von den Strahlen dreier Sonnen durchflutet. Das in den unterschiedlichsten Winkeln einfallende Sonnenlicht brach sich in den amorphen Ganzkörperblättern und pseudokristallinen Harzblüten der Ballonbäume und zauberte atemberaubende Farbenspiele auf den weichen, nährstoffreichen Boden.
    Zeiten völliger Dunkelheit also Nächte im eigentlichen Sinn waren auf Uum praktisch unbekannt. Statt dessen bewirkten die drei einander umkreisenden Zentralgestirne einen komplizierten Rhythmus von Blautagen, Gelbtagen und Weißtagen samt allen erdenklichen Zwischenstufen und Überlappungsphasen.
    Und was der kurvenreiche Kurs des Waldplaneten um sein SonnenDreigestirn für die Abfolge der zahlreichen Jahreszeiten und selbst für Form und Intensität seiner Magnetosphäre bedeutete, mochten greise Astrosophen mit schütterem Schwarzhaar und nachtblauer Runzelhaut begreifen La-Pharoke begriff es nicht.
    Wenn er ehrlich war, hatte er auch gar nicht den Wunsch danach.
    Bei aller Liebe zu dieser exotischen Hegewelt, die ihm sein naurachischer Vertrauter Angusarath nach und nach eingepflanzt hatte: La-Pharoke gehörte nicht hierher.
    Dies war nicht sein Planet. Uum war nur sein vorübergehendes Exil.
    Und das Fest der dreifaltigen Sonne war das Fest der Pilzer nicht La-Pharokes Fest.
     
    *
     
    Als La-Pharoke und seine beiden Begleiter den lokalen Geisterkreis erreichten, war das Fest der dreifaltigen Sonne bereits in vollem Gang.
    Der rochenförmige Gouverneursgleiter ging in einer der baumlosen Schneisen nieder, die strahlenkranzartig auf den Festplatz zuführten. Neben den filigranen Gittergestängen der naurachischen Sonnensegler waren nur wenige tharoidonische Gleiter zu sehen. Das Interesse der Hegebeamten an den Riten des Pilzvolks hielt sich in Grenzen. Und da das Dreisonnenfest zeitgleich in den zahlreichen Geisterkreisen der nahen und weiteren Umgebung gefeiert wurde, hatten sich auch lediglich zwei Philartisten hierher verirrt, die sich eher verschüchtert am Rand des Geschehens herumdrückten.
    Der Geisterkreis war eine künstlich geschaffene Lichtung. Die Pilzer von Uum betraten ihn für gewöhnlich nur dann, wenn einer der Ihren zu ESTARTU heimgegangen war und die rituelle Seelenübergabe an einen Freund oder Verwandten des Verstorbenen stattfand.
    Und sie betraten ihn in jenen seltenen Seg, in denen ihre drei Sonnen das Zeichen der ESTARTU am Himmel über Uum bildeten: ein gleichseitiges Dreieck, das nach der Überzeugung der Naurach nicht nur für die Patronin von Segafrendo stand, sondern auch für die Dreieinigkeit aller Lebewesen.
    Für die Wesen der Tierwelt.
    Für die Wesen der Pflanzenwelt.
    Und für die Pilze.
    La-Pharoke erreichte den Geisterkreis im diffusen Drillingsschatten von Angusaraths massigem Pilzkörper. Sein Vertrauter hatte die Ankunft des tharoidonischen Verwysen in der Art eines Herolds angekündigt. Eines Herolds, der sich nicht durch lautes Rufen, sondern durch das komplexe Farbenspiel seiner Haut bemerkbar machte.
    Eine Welle azurblauen Leuchtens durchflutete die auf der Lichtung versammelten Naurach. Die Begrüßung der an die hundert Pilzer, die sich auf ihren Wurzelbeinen langsam im Kreis bewegten, bedurfte keiner Übersetzung.
    La-Pharoke blieb stehen. Er würde sich hüten, den Geisterkreis selbst zu betreten.
    Die Pilzer waren wie immer völlig unbekleidet. Schließlich konnte man die mumifizierten Schrumpfseelen, die sich die meisten mit einem Pflanzenstrick um den Leib gebunden hatten, kaum als „Kleidung" bezeichnen.
    La-Pharoke trug ein von Signalfäden durchzogenes, leibrockartiges Gewand, das ihm bis zu den Knien reichte. Der dünne Chiton war zur Gänze von Spinnpflanzen in den orllyndischen Gengärten gewoben worden.
    In der Mitte wurde der faltig
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