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2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
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fünfzig einen Flur entlangkommt.
    Anthony Foletta sieht nicht so aus, als würde er in den Flur einer staatlichen Einrichtung gehören, die geisteskranke Kriminelle beherbergt. Besser könnte man ihn sich
als Trainer der Verteidigerriege eines Footballteams vorstellen. Eine Mähne aus dichtem grauem Haar bedeckt einen Quadratschädel, der direkt auf den Schultern zu sitzen scheint. Zwischen schläfrigen Lidern und fleischigen Backen blinzeln blaue Augen hervor. Trotz seines Übergewichts ist der Oberkörper muskulös; der Bauch ragt nur ein kleines Stück aus dem offenen weißen Arztmantel.
    Mit gezwungenem Lächeln streckt er Dominique seine Pranke entgegen.
    »Anthony Foletta. Ich bin der neue Chefarzt der Psychiatrie.« Die Stimme ist tief und rau und erinnert an einen alten Rasenmäher.
    »Was ist mit Dr. Reinike passiert?«
    »Persönliche Gründe. Es heißt, bei ihrem Mann sei Krebs im Endstadium diagnostiziert worden. Da hat sie offenbar beschlossen, sich ein paar Jahre früher pensionieren zu lassen. Reinike hat Sie schon angekündigt. Falls Sie keine Einwände haben, werde ich Ihr Praktikum betreuen.«
    »Keine Einwände.«
    »Gut.« Er dreht sich um und marschiert wieder den Flur entlang. Dominique muss sich anstrengen, um Schritt zu halten.
    »Dr. Foletta, wie lange sind Sie hier schon tätig?«
    »Zehn Tage. Bisher war ich bei einer staatlichen Anstalt in Massachusetts beschäftigt.«
    Sie nähern sich dem Wärter an der ersten Sperre. »Geben Sie dem Mann ihren Führerschein.«
    Dominique kramt in ihrer Handtasche und überreicht dem Wärter die laminierte Karte, für die sie einen Besucherausweis erhält. »Benutzen Sie den vorläufig«, sagt Foletta. »Wenn Sie abends gehen, geben Sie ihn einfach wieder ab. Bis zum Wochenende besorgen wir Ihnen eine codierte Praktikantenmarke.«
    Sie klemmt den Ausweis an ihre Bluse und folgt Foletta in den Aufzug.

    Der Chefarzt hält drei Finger an eine Kamera über seinem Kopf. Die Türen schließen sich. »Sind Sie schon mal hier gewesen? Kennen Sie sich im Gebäude aus?«
    »Nein. Dr. Reinike und ich haben nur telefonisch miteinander gesprochen.«
    »Das Gebäude hat sieben Stockwerke. Im Erdgeschoss sind die Verwaltung und die Sicherheitszentrale untergebracht. Von dort aus werden auch die Aufzüge fürs Personal und die Insassen überwacht. Auf der zweiten Ebene befindet sich eine kleine Station für die Alten und unheilbar Kranken. Darüber liegen unsere Kantine und die anderen Aufenthaltsräume fürs Personal. Außerdem kommt man von hier aus zum Außengang, auf den Hof und in die Therapieräume. Auf den Ebenen vier, fünf, sechs und sieben wohnen die Patienten.« Foletta gluckst. »Dr. Blackwell bezeichnet sie als >Kunden<. Eine nette Umschreibung, wenn man daran denkt, dass man sie in Handschellen hier reinschleppt.«
    Sie verlassen den Aufzug und kommen an einem Checkpoint vorbei, der genauso aussieht wie der im Erdgeschoss. Foletta winkt und geht einen kurzen Flur entlang, der zu seinem Arbeitszimmer führt. Hier stapeln sich überall Pappkartons, voll gestopft mit Unterlagen, gerahmten Diplomen und persönlichen Gegenständen.
    »Entschuldigen Sie das Durcheinander, ich bin noch am Einräumen.« Foletta nimmt einen Computerdrucker von einem Sessel und fordert Dominique mit einer Geste auf, sich darauf niederzulassen. Dann zwängt er sich mühsam hinter seinen Schreibtisch und kippt den Ledersessel nach hinten, um seinem Bauch mehr Raum zu lassen.
    Er schlägt ihre Akte auf. »Hmm... Sie promovieren also an der Florida State, sehe ich gerade. Gehen Sie da oft zum Football?«
    »Eigentlich weniger.« Nutz deine Chance. »Sie sehen so
aus, als hätten sie früher selbst ein wenig Football gespielt.«
    Offenbar hat sie den richtigen Einstieg gefunden, denn Folettas pausbäckige Miene hellt sich auf. »Bei den >Fighting Blue Hens of Delaware<, Class of ’79. Ich hab als Tackle angefangen. Wenn ich mir gegen Lehigh nicht das Knie ruiniert hätte, wäre ich womöglich in die NFL vorgedrungen.«
    »Wie sind Sie zur forensischen Psychiatrie gekommen?«
    »Mein älterer Bruder hat unter einer pathologischen Obsession gelitten. Ist ständig mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Sein Psychiater hatte an der Uni von Delaware studiert und war ein großer Footballfan. Nach den Spielen hat ihn mein Bruder immer zu uns in die Umkleide mitgebracht, und als ich mir das Knie verletzt hatte, war er so nett an ein paar Strippen zu ziehen, um mir den Weg zum Medizinstudium zu
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