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2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
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aus der Anstalt, in dem ich als Chef der psychologischen Betreuung fungiert habe.«
    »Das versteh ich nicht. Sie haben ihn einfach mitgebracht?«
    »Die Institution, von der ich komme, erhält seit sechs Monaten keine öffentlichen Gelder mehr. Für ein Leben in der Gesellschaft ist er keinesfalls geeignet, weshalb er irgendwohin verlegt werden musste. Da ich mich mit seiner Geschichte besser auskenne als irgendjemand anders, hab ich gedacht, es wäre weniger traumatisch für alle Betroffenen, wenn er weiter in meiner Obhut bleibt.«
    »Wer ist das?«
    »Haben Sie schon mal von Professor Julius Gabriel gehört?«
    »Gabriel?« Der Name klang vertraut. »Moment mal - war das nicht der Archäologe, der vor ein paar Jahren bei einem Vortrag in Harvard tot umgefallen ist?«
    »Vor über zehn Jahren.« Foletta grinst. »Nachdem er drei Jahrzehnte lang von Forschungsgeldern gelebt hatte, ist Julius Gabriel in die Staaten zurückgekehrt, hat sich vor einen Saal voller Kollegen gestellt und behauptet, die alten Ägypter und Maya hätten ihre Pyramiden mit Unterstützung von Außerirdischen gebaut - und zwar, um die Menschheit vor der Vernichtung zu bewahren. Können Sie sich das vorstellen? Das Publikum hat ihn mit brüllendem Gelächter einfach von der Bühne getrieben. Wahrscheinlich ist er an der Demütigung gestorben.« Folettas Wangen zittern, während er vor sich hin gluckst. »Julius Gabriel war ein echtes Musterbeispiel für paranoide Schizophrenie.«
    »Und wer ist der Patient?«
    »Sein Sohn.« Foletta schlägt die Akte auf. »Michael
Gabriel, vierunddreißig Jahre alt. Wird lieber Mick genannt. Die ersten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens hat er damit verbracht, seine Eltern bei archäologischen Ausgrabungen zu begleiten. So was hätte wahrscheinlich ausgereicht, um jedes Kind psychotisch zu machen.«
    »Weshalb hat man ihn eingesperrt?«
    »Beim letzten Vortrag seines Vaters ist er ausgerastet. Das Gericht hat die gestellte Diagnose - paranoide Schizophrenie - anerkannt und ihn ins psychiatrische Gefängnis von Massachusetts geschickt, wo ich als klinischer Psychiater tätig war. Dort ist er auch geblieben, als man mich vor sechs Jahren zum Direktor befördert hat.«
    »Dieselben Wahnvorstellungen wie sein Vater?«
    »Natürlich. Vater und Sohn waren - beziehungsweise sind - beide davon überzeugt, dass irgendeine furchtbare Katastrophe alles menschliche Leben auf der Erde auslöschen wird. Außerdem leidet Mick am üblichen Verfolgungswahn, der hauptsächlich vom Tod seines Vaters und seiner eigenen Haft ausgelöst wurde. Er behauptet, eine politische Verschwörung sei Schuld daran, dass man ihn seit so vielen Jahren unter Verschluss hält. Aus seiner eigenen Perspektive ist Mick Gabriel ein Opfer par excellence, ein unschuldiger Mensch, der die Welt retten will, sich aber in den unmoralischen Ambitionen eines selbstsüchtigen Politikers verfangen hat.«
    »Tut mir Leid, den letzten Satz hab ich nicht ganz kapiert.«
    Foletta blättert in der Akte und fischt eine Reihe Polaroid-Aufnahmen aus einem braunen Umschlag. »Das ist der Mann, über den er hergefallen ist. Schauen Sie sich das Bild hier gut an, Ms. Vazquez, aber passen Sie auf, dass Ihnen nicht schlecht wird.«
    Es ist die Nahaufnahme eines übel zugerichteten männlichen Gesichts. Die rechte Augenhöhle ist mit Blut bedeckt.

    »Mick hat das Mikrofon aus dem Pult gerissen und das Opfer damit bewusstlos geschlagen. Dabei hat der arme Mann ein Auge verloren. Ich glaube, Sie kennen den Namen des Opfers. Pierre Borgia.«
    »Borgia? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Der Außenminister?«
    »Das war vor fast elf Jahren, noch bevor Borgia zum Vertreter der USA bei den Vereinten Nationen ernannt wurde. Damals wollte er gerade Senator werden. Manche Leute meinen, der Angriff habe ihm bei der Wahl geholfen. Bekanntlich hatte die Familie, aus der er stammt, schon immer großen politischen Einfluss, aber bevor man ihn auf die politische Bühne geschoben hat, war Borgia offenbar ein respektabler Wissenschaftler. Er und Julius Gabriel haben gemeinsam in Cambridge promoviert und - ob Sie’s glauben oder nicht - anschließend fünf oder sechs Jahre lang Seite an Seite in alten Ruinen gestöbert, bis es zu einem üblen Zerwürfnis kam. Irgendwann hat die Familie Borgias ihn dazu gebracht, in die Staaten zurückzukehren, um in die Politik zu gehen, aber das hat den Konflikt zwischen ihm und Gabriel keineswegs beendet.«
    Foletta macht eine kleine Pause, dann fährt
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