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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Bastei
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am Profit beteiligen?«
    Einen Moment lang veränderte sich etwas in seiner Miene, war wieder etwas von dem darin, was sie gestern noch und vorige Nacht im Licht der Sterne gesehen hatte. Und Abby schöpfte Hoffnung, nicht weil sie mit ihm gemeinsame Sache machen wollte, sondern weil er offenbar doch kein so schlechter Kerl zu sein schien, wie er ihr weiszumachen versuchte.
    Aber dann verschwand dieser Rest des anderen Xavier Soto aus seinem Gesicht nicht einfach nur, er schien förmlich abzusterben, und Abby spürte etwas Kaltes in sich hochkriechen. Angst.
    Sie trat diese Angst innerlich wieder nach unten. In armseliger Verfassung, zitternd und bettelnd würde sie sich diesem Schweinehund nicht zeigen. Wut überlagerte die Angst.
    »Nein, wie gesagt, ich habe ein Auge und ein Händchen für schöne Dinge – und ich teile sie nicht«, erklärte Xavier. »Tut mir leid, chica .« Es klang nicht einmal ernst gemeint.
    »Und was hast du vor mit mir? Willst du mich wirklich abstechen?«
    Natürlich spukte Abby der Gedanke durch den Kopf, Xavier anzugreifen, ihm das Knie in die cojones zu rammen, und zwar so heftig, dass er in Zukunft schon beim bloßen Anblick von Rühreiern kotzen würde. Aber sie wusste, wie schnell selbst eine im Reflex geführte Messerklinge noch ihr Ziel finden konnte.
    »Glaubst du, ich würde es nicht tun?«, entgegnete er mit einem spöttischen Zug um den Mund, der sie gestern noch auf ganz andere Weise zur Raserei getrieben hatte. Und als stünde ihr der Gedanke ins Gesicht geschrieben, fügte er in höhnisch schmachtendem Ton hinzu: »Nach allem, was war?«
    »Nein, nicht deshalb«, erwiderte Abby so ungerührt und kalt, wie sie nur konnte, »sondern weil ich nach allem, was war, weiß, dass du ein Schlappschwanz bist.«
    Der Treffer saß.
    Es blitzte auf in seinen dunklen Augen. Einen Moment lang fürchtete Abby, zu weit gegangen zu sein und dass er sie jetzt doch niederstechen oder ihr den Hals durchschneiden würde.
    Seine Oberlippe zuckte, wie auch die Messerspitze an ihrem Hals. Aber dann schlug er sie doch nur mit dem Knauf in der Faust nieder.

    Everglades-Nationalpark, Florida, vor 16 Jahren
    In strömendem Regen, nun vollends klatschnass, erreichten sie das Boot am Ufer. Mit vereinten Kräften wuchteten Tom und Abigail den übel zugerichteten Park-Ranger hinein und betteten ihn so bequem es ging.
    »Bringen Sie ihn weg von hier«, sagte Tom und sprang wieder aus dem Boot.
    »Was wird das denn, wenn’s fertig ist?«, fragte Abigail bestürzt.
    »Der Junge«, sagte Tom, »ich kann ihn nicht hier lassen.«
    »Aber …«
    »Hauen Sie schon ab! Ich weiß, was ich tue.«
    Das war eindeutig gelogen, und bevor Abigail ihm das vorhalten konnte, drehte Tom sich um und lief, den Colt in der einen und den tragbaren Scheinwerfer in der anderen Hand, wieder inseleinwärts. Es dauerte ein paar Sekunden, dann hörte er befriedigt, wie hinter ihm der Propeller des Sumpfboots anlief, aufheulte und leiser wurde, als Abigail das Boot vom Ufer weglenkte. Ihr blieb auch gar keine andere Wahl, wenn sie den schwer verletzten Red Oquendo retten wollte.
    »Hey!«, schrie Tom in den Regen und die Dunkelheit. »Wo steckst du, Junge?!« Er rannte wie von einer unsichtbaren Hand geführt, ohne im Morast einzusinken. Bis ihn eine Stimme stoppte.
    »Verschwinde endlich! Du darfst nicht hier sein!«
    Es war der Junge, aber zu sehen war er nicht.
    Tom blieb stehen, drehte sich um die eigene Achse. Licht und Colt machten die Bewegung mit. »Komm mit mir! Ich bringe dich weg von hier!«
    »Du verstehst nicht …«
    Nein, er verstand wirklich nicht … wie man sich einbilden konnte, auf Dauer mit einem Monsteralligator hier leben zu wollen, ohne gefressen zu werden. Reptilien kannten keine Freunde und ließen sich nicht zähmen. Das Kunststück, das der Junge vorhin vollbracht hatte, war zweifellos beeindruckend gewesen, aber es würde mit Sicherheit nicht immer funktionieren.
    »Verdammt, jetzt komm endlich her!«, schrie Tom. Er wurde richtiggehend wütend.
    Es knackte im Dickicht. Zu laut, als dass es der Junge sein konnte. Etwas jagte auf ihn zu wie eine Dampflokomotive in voller Fahrt.
    Tom schoss.
    Im Licht seiner Lampe sah er, dass er traf. Aber die Durchschlagskraft reichte nicht. Das Geschoss prallte von den höckrigen Hornplatten des Alligators ab. So wie auch die beiden nächsten.
    »Scheiße, scheiße, scheiße«, fluchte Tom, fuhr herum und lief davon. Den Scheinwerfer schaltete er aus. Vielleicht
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