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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Bastei
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unterschied sich nur darin von der gezeichneten Version, dass er hier keinen vollkommenen Kreis formte, sondern eine Lücke aufwies. Abby bückte sich hinab und stellte fest, dass sich ein Teil des Runds in die Ringe zurückgezogen hatte, die offenbar hohl waren.
    Tom hatte ihr eingeimpft, auf keinen Fall der Versuchung zu erliegen, den Armreif probeweise anzulegen. De Landa hatte in seinen knappen Aufzeichnungen davor gewarnt. Denn nur der Tod würde den Reif wieder vom Arm seines Trägers lösen können.
    Auch in diesem Punkt stellte sich die Frage, ob das tatsächlich stimmte. Aber Abby würde das Risiko nicht eingehen. Zwar war sie weit davon entfernt, jedes Märchen zu glauben – aber an Toms Seite hatte sie erfahren müssen, dass einige nur allzu schnell wahr werden konnten …
    Sie zögerte kurz, dann griff sie nach dem Reif.
    Einen Moment lang befürchtete sie, der Tote könne seinen Schatz nicht hergeben wollen. Er ließ sich jedoch fast widerstandslos aus dem Griff der Knochenfinger lösen.
    Aber ebenso schnell war der Armreif wieder aus ihrer eigenen Hand verschwunden!
    Jetzt hielt Xavier Soto ihn in seiner Hand – und Abby hatte die Klinge seines Jagdmessers am Hals.

    Everglades-Nationalpark, Florida, vor 16 Jahren
    Schon nach ein paar Minuten hatte Tom den Bogen heraus und schaffte es, das Sumpfboot vom Rudersitz aus in die Richtung zu lenken, in die er wollte. Blutgetränkte Kleidungsfetzen, die im Licht des leistungsstarken Suchscheinwerfers auftauchten, wiesen ihm den Weg. Das Monstrum hatte Red Oquendo als Beute mitgenommen. Es war unwahrscheinlich, dass er noch lebte – aber wenn, konnten sie ihn nicht im Stich lassen.
    Abigail bediente den schwenkbaren Bordscheinwerfer.
    »Wenn wir nur wüssten, wo wir sind«, rief Tom über das Dröhnen des Propellers hinweg, die Hand am Ruderhebel. »Verstehen Sie sich aufs Kartenlesen?« In der Seitentasche des Sitzes steckte das Kartenmaterial des Park-Rangers.
    »Nein, tut mir leid«, erwiderte Abigail. Sie blies sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Sollten Sie bei Gelegenheit lernen«, riet Tom, aus zusammengekniffenen Augen nach vorne spähend, um im Licht weitere blutige Wegmarken rechtzeitig auszumachen. Inzwischen hatten sie so viele davon entdeckt, dass Tom vermutete, Oquendo würde sie mit Absicht hinterlassen. Womit er ihnen natürlich auch zu verstehen gab, dass er noch lebte.
    Tom hatte Abigail inzwischen verraten, was er erkannt zu haben glaubte. Sie hielt es durchaus für möglich, dass es ein Tier dieser Größenordnung geben könnte. Sie habe schon »ganz andere Kaliber gesehen«.
    Abigail schrie auf, als der Scheinwerferkegel etwas erfasste, das schräg neben dem Boot im trüben Wasser trieb und im Licht kalkweiß aussah.
    Eine Hand.
    Und nur eine Hand. Mit einem kurzen Stück Unterarm und den Fetzen eines Khakijackenärmels.
    Abigail erbrach würgend ihr Abendessen mitten ins Boot.
    Tom griff mit der linken Hand – mit der rechten hielt er das Ruder – nach dem Scheinwerfer und lenkte den Lichtkegel weiter nach vorne, wo er auf den Uferstreifen einer Insel traf. Er ließ das Licht noch ein wenig weiter wandern und sah, dass unweit der Linie zwischen Land und Wasser dichtes Gestrüpp begann, das die ganze Insel zu überwuchern schien. Er machte aber auch eine Bresche aus, die wie ein Tunnel landeinwärts führte.
    Und am Eingang dieses Tunnels hing ein weiterer Stofffetzen im Geäst.
    Eine Minute später legten sie an. Als sie aus dem Boot stiegen, donnerte und wetterleuchtete es vom Horizont her.
    Red Oquendos Wettervorhersage schien sich, etwas verspätet, zu erfüllen. Nur war von Toms sonnigem Gemüt nicht mehr genug übrig, um es auszugleichen …

    Blut, Schleif- und tiefe Krallen- und Pfotenspuren wiesen ihnen den weiteren Weg durchs Gestrüpp, das mal nur kniehoch war und dann wieder kopfhohes Dickicht. Mal ging es über Lichtungen, dann wieder an Sumpflöchern vorbei.
    »Das ist ein verdammtes Labyrinth«, knurrte Tom, der vorausging, einen Handscheinwerfer in der Linken, seinen Colt in der Rechten.
    Der Regen, bis vorhin noch ein stetes Tröpfeln, hatte zugenommen. Das Hemd klebte Tom bereits unangenehm auf der Haut, unter seinen Sohlen schmatzte der feuchte Boden.
    Hinter ihm verhedderte sich Abigail zum x-ten Mal mit dem Rucksack in irgendwelchen Ranken. Tom half ihr, sich zu befreien, konnte sich aber einen Vorwurf nicht verkneifen. »Warum mussten Sie dieses Riesending denn unbedingt
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