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2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

Titel: 2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge
Autoren: Bastei
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hinter den ihn umgebenden Häusern verschwunden.
    Ohne auf das Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer zu achten, drängte er sich aus der Parklücke. Als er wendete und den Fiat die Via della Conciliazone entlang auf den Tiber zu steuerte, schwoll das Hupen zu einem wütenden Konzert an.
    Fuhr er etwa in einer Einbahnstraße in die falsche Richtung? Egal. Wenn er Ericson und seine Kumpane nicht aus den Augen verlieren wollte, blieb ihm nichts anderes übrig.
    Er war noch nicht weit gekommen, da sah er, dass sich die Autos auf der übernächsten Querstraße stauten. Der alltägliche Wahnsinn auf Roms Verkehrsadern. Alle Motorhauben wiesen nach rechts. Also wieder eine Einbahnstraße! Bei den Blechmassen, die sich darauf drängten, hätte McDevonshire auf dieser jedoch keine Chance, gegen den Strom zu fahren.
    Kurzentschlossen riss er das Steuer herum und bog in die Via della Traspontina ein. Auch hier kam er nur mühsam voran. In zweiter Reihe geparkte Lieferwagen, Baustellen und Fußgänger hielten ihn auf.
    Er umkurvte Fahrradfahrer, missachtete Vorfahrtsregeln, weitere Einbahnstraßen und rote Ampeln. Dabei versuchte er stets, die Ballons im Blick zu behalten. Was ihm mehr schlecht als recht gelang.
    Vorbei an Kirchen und Cafés, über den Tiber Richtung Osten, über Brücken hinweg und unter welchen hindurch, vorbei an Friedhöfen, Supermärkten, Hotels, Spielhallen und Parks. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Orientierung verloren.
    Inzwischen waren die Ballons weit auseinandergetrieben und fuhren in unterschiedlichen Höhen dahin. Von den Passagieren in den Körben war mit bloßem Auge längst nichts mehr zu sehen.
    Glücklicherweise hatte sich McDevonshire Ericsons dunkelrotes Fluchtgefährt gut genug eingeprägt, dass er es auch aus der Ferne erkannte.
    Dennoch kamen allmählich Zweifel in ihm auf. Konnte er mit einem Auto einen Ballon einholen? Er hatte keinen blassen Schimmer, welche Geschwindigkeiten so ein Ding erreichte. Die des Windes vermutlich. Und wenn dieser langsamer blies als ein Auto fuhr, konnte es gelingen. Dafür war ein Ballon nicht an Straßen gebunden – und an vollgestopfte schon gar nicht.
    Trotzdem würde er nicht aufgeben! Nicht, solange er Ericsons Ballon zu sehen vermochte.
    Noch immer wusste McDevonshire nicht, was er von dem Archäologen halten sollte. Einerseits konnte er sich nur schwer vorstellen, dass Ericson tatsächlich für die Taten verantwortlich war, die man ihm anlastete. Wer hätte je von einer Verbrechergruppe gehört, zu der ein Altertumsforscher mit bislang untadeligem Ruf, die unbescholtene Tochter eines Hotelbesitzers und deren autistischer Bruder gehörten?
    Andererseits hatten die Beweise ein schier erdrückendes Gewicht. Außerdem befanden sich der Archäologe und die Suárez-Geschwister eindeutig auf der Flucht. Hätten sie sonst einen Ballon bei dem Festival gekapert und sich damit aus dem Staub gemacht? Und auch ihr plötzliches und für McDevonshire noch immer unerklärliches Verschwinden in Stonehenge sprach nicht gerade für sie.
    Oder interpretierte er die Sachlage falsch?
    Ausgerechnet der letzte Fall vor dem Ruhestand erwies sich als Stolperstein – und dabei hatte er ihn anfangs noch an seinem Vorgesetzten vorbei an sich gerissen.
    Jorgensen, sein Vorgesetzter, hatte ihn inzwischen hinter den Schreibtisch verbannt: »Bringen Sie Ihre Akten in Ordnung, bevor Sie uns verlassen. Sortieren Sie von mir aus Ihre Büroklammern und Gummiringe nach Farbe und Gewicht. Aber überlassen Sie die Außeneinsätze zukünftig den jüngeren Kollegen!«
    Jorgensen zählte ihn zum alten Eisen, das war offensichtlich. Kurz nachdem man ihm den Schnösel als neuen Sektionsleiter vor die Nase gesetzt hatte, musste McDevonshire plötzlich alle vier Wochen zur Statistikanalyse antanzen, genauso oft Motivationsgespräche über sich ergehen lassen, Berichte anders formatieren als all die Jahre zuvor und Jorgensens besserwisserische Art ertragen. Der Kerl entblödete sich ja nicht einmal, in den Fallakten rumzuschmieren, wenn er einen Grammatikfehler zu entdecken glaubte.
    In kürzester Zeit war es dem Kerl durch seine bloße Existenz gelungen, den Commissioner bis aufs Blut zu reizen. Und so kam es zu jenem einschneidenden Erlebnis vor einem Jahr, als Jorgensen ihn antanzen ließ, um ihn »auf ein paar Selbstverständlichkeiten hinzuweisen«.
    »Wissen Sie, McDevonshire«, hatte er gesagt, »die Grundlage jeder erfolgreichen Verbrecherjagd ist die tiefgreifende Kenntnis der
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