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2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

Titel: 2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge
Autoren: Bastei
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eine einzige Waffe bis auf ein Taschenmesser?
    Nein, runterzugehen wäre Selbstmord.
    Andererseits, die Maschine der Loge zu überlassen, wäre erst recht Selbstmord. Und dazu Mord an sieben Milliarden Menschen!
    Irgendwie war dieses verfluchte Gerät an der Kurskorrektur des Kometen schuld, so absurd der Gedanke erscheinen mochte. Toms Leben war vollgestopft mit unglaublichen Begebenheiten. Er hatte bereits zu viel erlebt, um die Kraft dieser Maschine ernsthaft anzuzweifeln. Und wenn er die Indios nicht daran hinderte, würden sie »Christopher-Floyd« auf der Erde einschlagen lassen.
    »Du hast recht.« Er nahm Maria Luisa die Leine aus der Hand. »Aber es hilft niemandem, wenn wir uns bei der Landung den Hals brechen. Lass mich das machen.«
    In der nächsten Minute ließ Tom nach und nach so viel Gas aus dem Ballon, dass der Wind sie knapp über Baumwipfelhöhe dahintrug. Der Wind trieb sie nach Norden, auf eine abschüssige Graslandschaft zu. Dort wollte er die Landung riskieren.
    »Wie lange dauert das noch?«, fragte Maria Luisa ungeduldig. »Wir entfernen uns immer weiter von der Stelle!«
    »Ich muss langsam runtergehen«, antwortete Tom. »Wenn wir zu schnell sind, kippen wir um und werden aus dem Korb …«
    »Ja, ja, ich hab’s kapiert.« Sie umfasste den Korbrand und blickte nach hinten. Dorthin, wo sie Jandro wusste. Dann wandte sie sich wieder Tom zu. »Tut mir leid, aber das dauert mir zu lange.«
    »Wie meinst du …?«
    Maria Luisa packte die Ventilleine und zog daran.
    »Verdammt, was soll das?« Er packte ihre Hand. »Du bringst uns noch … Scheiße!«
    Der Ballon hielt direkt auf eine Korkeiche zu. Dank Maria Luisas Aktion fuhren sie zu tief, um über die Baumkrone hinweg zu kommen. Die verkrümmten Äste schienen sich ihnen in gieriger Erwartung entgegenzustrecken.
    Hastig zog Tom an der Leine. Vielleicht konnte er den Korb vorher noch runterbringen. Selbst wenn sie heftig aufsetzten, war das einer Kollision mit einem Baum vermutlich vorzuziehen.
    Er zerrte so kräftig an der Parachuteleine, dass er befürchtete, sie könne reißen. Sie verloren an Höhe.
    Du schaffst das! Du schaffst das!
    Ein paar Meter noch. Ein paar lächerliche Meter.
    Du schaffst das …
    … nicht!
    » Runter!«, rief Tom. Er packte die Spanierin und drückte sie in den trügerischen Schutz hinter der Korbwandung. Äste krachten und splitterten, Zweige und Blätter regneten auf sie herab. Dann erschütterte ein mörderischer Ruck den Korb, als er gegen den Baumstamm krachte. Der Ellbogen der Spanierin bohrte sich in Toms Magengrube und ließ ihm die Tränen in die Augen schießen. Die Tasche mit den Aufzeichnungen Diego de Landas und der altertümlichen Kladde klatschte ihm gegen die Brust.
    Maria Luisa stöhnte auf.
    Dann kehrte Ruhe ein.
    Mühsam rappelte Tom sich hoch und blickte über den Korbrand. Sie hingen gerade mal ein paar Zentimeter über dem Erdboden. Die Ballonseile hatten sich im Geäst der gut zwanzig Meter hohen Korkeiche verheddert.
    Tom sprang aus dem Korb, trat ein paar Schritte zurück und blickte nach oben.
    Die gasgefüllte Kugel schwebte majestätisch über dem Baum. Wie lange sie das noch tun würde, war jedoch ungewiss. Es sah so aus, als hätte sich ein Ast in die Hülle gebohrt. Allerdings im unteren Drittel.
    Der Ballon saß jedenfalls fest. Mit ihm kamen sie nicht mehr hier weg.
    Maria warf ihm die Tasche mit den historischen Aufzeichnungen zu, doch er deponierte sie unter dem Korb.
    »Nehmen wir sie nicht mit?«, fragte sie.
    »Wir holen sie auf dem Rückweg ab. Ich will nicht, dass die Dokumente der Loge in die Hände fallen.«
    Auch Maria Luisa kletterte über den Korbrand und sprang heraus. Kaum war sie gelandet, rannte sie auch schon los, mit einem kaum merklichen Humpeln.
    »Warte!«, rief Tom ihr nach. »Wenn wir eine Chance haben wollen, dürfen wir ihnen nicht blind in die Arme laufen!«
    Tatsächlich bremste sie ab. »Was schlägst du vor?«
    »Das können wir erst vor Ort entscheiden.«
    Für die Strecke zurück zum Wäldchen brauchten sie beinahe eine halbe Stunde. Tom hätte nicht gedacht, dass sich der Ballon in den wenigen Minuten so weit von der Absturzstelle wegbewegt hatte.
    Immer wieder sah er unterwegs himmelwärts. Er fürchtete, die Loge könne aus der Luft Verstärkung in Form eines Hubschraubers bekommen. Die restlichen Ballons konnte er nicht mehr sehen. Er wusste nicht, ob einer von ihnen gelandet war, um ihnen zur Hilfe zu kommen. Doch sicherlich hatte der eine
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