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2010 - Morkheros Prophet

Titel: 2010 - Morkheros Prophet
Autoren: Unbekannt
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bewegungslos geradeaus.
    Als die anderen zu ihm stießen, sahen sie den Grund seines wie versteinerten Verharrens. Vor Kellmi breitete sich die glitzernde, fast glatte Fläche eines Sees aus. Nur zwei Steinwürfe vom Ufer entfernt kräuselte sich die Wasseroberfläche durch acht schwimmende Körper, die sich mit großer Geschwindigkeit in Richtung gegenüberliegendes Ufer entfernten.
    Ewoschno stürzte sich in aufwallender Wut auf Kellmi, warf ihn um und trat mit den Vorderbeinen ungestüm auf ihn ein, sprang dann auf ihn und trampelte förmlich auf ihm herum. „Du warst nicht schnell genug! Du hättest mehr Tempo machen müssen, Kellmi!" schrie er dabei wie von Sinnen. „Du warst viel zu langsam, darum sind uns die Kersher entwischt."
    Kellmi wehrte sich nicht, versuchte sich nur zu schützen, so gut es ging. Dabei starrte er Ewoschno aus nur einem seiner großen Augen an, das andere richtete er irgendwohin. Er tat dies, um seine ganze Verachtung auszudrücken, bis Ewoschnos Wutausbruch verraucht war und er schuldbewußt von Kellmi abließ.
    Eines schönen Tages werden wir es zu Ende führen, dachte Kellmi, während er sich wieder auf alle viere erhob.
    Laut sagte er „Vielleicht wäre es nun doch an der Zeit umzukehren."
    Ewoschno sagte darauf: „Wir müssen auf dem Heimweg Beute machen."
    Aber sie kamen nicht weit. Rimuli, der wieder als Kundschafter vorausgeschickt worden war, kam bald zurück und meldete aufgeregt, daß ihnen von Nordwesten in breiter Front eine Herde Tiver entgegenkam und ihnen den Rückweg nach Olmo Hirkulum, der Wunderbaren, abschnitt.
    Vermutlich war es dieselbe Herde, die Awor-Wasor zugestrebt war und nun in die ertragreicheren Jagdgebiete zurückkehrte.
    Da ihnen im Rücken der See den Weg versperrte, konnten sie nur nach Osten ausweichen. Kellmi merkte Ewoschno an, daß der Jagdführer immer verzweifelter wurde, je weiter sie von den Tivern abgedrängt wurden. Als dann der Zwischenfall mit Gonde passierte, war er einer Panik nahe.
    Kellmi sah den Brenner, als Gonde gerade einen Schritt auf ihn zumachte. Bevor er ihn jedoch warnen konnte, spuckte der Brenner bereits Feuer und verbrannte Gondes linkes Vorderbein. Alles, was Kellmi danach tun konnte, war, den Brenner mit einem Pfeil abzuschießen, als er durch einen Luftsprung fliehen wollte.
    Der Brenner sollte bis zu diesem Abend ihre letzte Beute sein.
    Gondes Schmerzensschrei mußte von den Tivern vernommen worden sein, denn man hörte gleich darauf an den näher kommenden Geräuschen, wie sie aufgeschreckt durch das Unterholz brachen. „Nichts wie weg von hier!" befahl Ewoschno und rannte sofort los, so schnell ihn seine Beine tragen konnten.
    Die Kravve Moshosika hatte trotz ihres doppelten Körpergewichts keine Mühe, mit den Jägern mitzuhalten. Doch Gonde humpelte auf drei Beinen hoffnungslos hinterdrein; Ewoschno dachte nicht daran, auf ihn Rücksicht zu nehmen.
    Nur Kellmi wartete auf den Verletzten und stützte ihn, so daß er rascher weiterkam.
    Doch jedesmal, wenn Gondes verkohlter Beinstumpf gegen ein Hindernis traf, schrie er vor Schmerz auf. Blut tropfte aus der Wunde, bot so den Tivern eine deutliche Witterung. Der Blutgeruch und Gondes verheißungsvolle Schmerzenslaute mußten sie rasend machen.
    Kellmi hatte mit dem verletzten Gonde keine Chance, der rasenden Tiver-Meute zu entkommen. Aber er wollte den Kameraden auch nicht im Stich lassen, das hätte ihn mit Ewoschno gleichgestellt.
    Kellmi hielt an. Er bedeutete dem Verletzten, daß er ihm beide Rüssel abbinden müsse, damit er nicht mehr schreien konnte. Gonde richtete das eine vor Schmerz getrübte Auge auf Kellmi, während er mit dem anderen in, die Richtung blickte, aus der sich die mörderischen Tiver näherten. „Mach schon, Kellmi!" verlangte er.
    Kellmi schnürte ihm mit einer Liane beide Rüssel zusammen, dann urinierte er über die Beinwunde, um die Blutung zu stoppen. Das tat weh, Kellmi wußte das, und Gonde machte es mit um sich schlagenden Rüsseln deutlich, wie sehr weh es tat. Aber es half. Das Bluten hörte auf.
    Dann erst setzte Kellmi mit dem humpelnden Gonde die Flucht fort, immer auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Als er schließlich ein Erdloch entdeckte, erwählte er dieses als Unterschlupf. Er schnupperte erst einmal. Da er keinen frischen Tiergeruch wittern könnte, schob er Gonde wortlos in das Loch, Kellmi sammelte einige große, übelriechende Schirmblätter der Rilstaude, folgte Gonde ins Versteck und bedeckte sich mit den
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