Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
Vom Netzwerk:
sie. Das bedeutete zwar, daß ich meine Aktenmappe loslassen mußte, aber es war die Sache wert.
    Sie schluckte, röchelte und quetschte sich mit letzter Kraft die Worte: »Nicht schießen! Ich nehme es zurück, nicht schießen. Pamphilius, nicht schießen, du könntest mich treffen!« heraus.
    »Schicken Sie sie fort«, forderte ich sie auf.
    »Niemals!« ächzte sie. »Sie sind meine herzöglichen Gefolgsleute.«
    »Versuchen Sie’s, Professor«, sagte ich.
    Ich glaube, das, was er jetzt annahm, waren seine Vortragsmanieren. Er reckte sich auf, füllte die Lungen voll Luft, räusperte sich und donnerte gegen die Büsche hin: »Kommt sofort heraus. Alle!«
    Wackelig und erstaunt kamen sie hervor. Sie ahnten, daß irgend etwas nicht stimmte. Die Herzogin lag auf dem Boden, und sie sagte ihnen nicht, was sie zu tun hatten. Sie wollten ihr auf alle möglichen Arten gehorchen, wie etwa Fremde erschießen, Konservennahrung für sie besorgen – aber wie konnten sie ihr dienen und gehorchen, wenn sie dort lag und allmählich immer röter im Gesicht wurde? Die Lage war sehr verwirrend. Zum Glück gab es noch jemanden, dem man gehorchen konnte, den Professor.
    »Geht weg!« bellte er sie an. »Geht ganz weit weg. Wir brauchen euch nicht mehr. Und werft eure Gewehre weg.«
    Jawohl, das konnte man verstehen.
    Sie grinsten, warfen ihre Waffen fort und schlichen sich auf ihre unterwürfige und rücksichtsvolle Art davon.
    Ich lockerte meinen Griff an der Kehle der Herzogin ein wenig. »Was war das für ein Quatsch über New Lemuria?« fragte ich sie.
    »Sie sind ein ungehobelter, ignoranter junger Mann«, schnappte sie. Aus den Augenwinkeln konnte ich den Professor zustimmend nicken sehen. »Jede gebildete Person weiß, daß die verlorene Weisheit von Lemuria wieder ins Leben gerufen werden mußte, und zwar in Person einer wunderschönen Priesterin in diesem Jahr. Gemäß der Wissenschaft der Pyramidologie –«
    Wunderschöne Priesterin? Oh.
    Der Professor und ich standen da und lauschten, während sie eine erstaunliche Mischung von verlorenem Kontinentismus, den Zehn Stämmen, Anti-Fluorierung, Vegetarismus, homöopathischer Medizin, organischer Landwirtschaft, Astrologie, fliegenden Untertassen und dem Prosagedicht von Kahlil Gibran von sich gab.
    Zum Schluß bemerkte der Professor zweifelnd: »Ich nehme an, man muß sie als eine Art kulturellen Diffusionisten bezeichnen …« Er war glücklich, sie eingereiht zu haben. Dann fuhr er fort: »Ich denke, Sie kennen Fräulein Phoebe Bancroft. Wir möchten, daß Sie uns so schnell wie möglich zu ihr bringen.«
    »Professor«, klagte ich, »wir besitzen eine Straßenkarte und können La Plume sehr wohl alleine finden. Und wenn wir erst einmal in La Plume sind, dürfte es uns nicht schwerfallen, Fräulein Phoebe aufzutreiben.«
    »Ich wäre sehr glücklich, Sie begleiten zu dürfen«, sagte die Herzogin. »Obgleich ich mechanische Vorrichtungen nicht schätze, halte ich mir in der Nähe ein Auto bereit, im Fall von – na ja! Bei all den ungehörigen –!«
    Glaube es, wer wolle, aber sie war sprachlos. Nichts von ihrem reichen Schatz an Geschnatter und Haß schien der Situation gewachsen. Anti-Fluorierung, organische Landwirtschaft, selbst Kahlil Gibran war angesichts von uns beiden unzutreffend – wie wir jeder auf einem Bein dastanden, lange Nasen ziehend, Zunge ausgestreckt.
    Unleugbar verlor die Verteidigungsstellung an Wirksamkeit. Es dauerte länger als sonst …
    »Professor«, fragte ich, nachdem wir uns wieder entspannt hatten, »wieviel können wir noch ertragen?«
    Er zuckte die Achseln. »Deshalb wird ein Führer nützlich sein«, antwortete er. »Madam, Sie erwähnten ein Auto.«
    »Ich weiß«, sagte sie fröhlich. »Das war Asana Yoga, nicht wahr? Was die Stellungen betrifft, meine ich.« Der Professor lutschte an einer unsichtbaren Zitrone. »Nein, Madam«, entgegnete er mit blassem Gesicht. »Es war weder Siddhasana noch Padmasana. Yoga wurde der Funktionellen Epistemologie untergeordnet, wie übrigens alle anderen philosophischen Systeme, östlicher und westlicher Herkunft – aber wir vergeuden nur unsere Zeit. Wo ist das Auto?«
    »Sie müssen es in bestimmten Zeitabständen tun, nicht wahr?«
    »Dabei wollen wir es belassen, Madam. Das Auto, bitte.«
    »Kommen Sie mit«, forderte sie uns fröhlich auf. Ich sah ihr nicht ins Gesicht. Frau Präsidentin war dabei, einen parlamentarischen Schlag zu landen. Aber ich ergriff meine Aktenmappe und folgte ihr. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher